New Police Story (2004)

Jackie Chan rechnet mit einer brutalen Jugendbande ab und befreit sich aus den Fesseln des Alkohols.

Story:
Inspektor Wing (Jackie Chan) ist am Boden zerstört, hat sich dem Suff ergeben und sich selbst schon lange aufgegeben. Vor einem Jahr wurde bei einem Einsatz sein gesamtes Team von einer grausamen Bande Jugendlicher getötet, die zuvor eine Bank ausraubten. Seitdem kriegt Wing praktisch nichts mehr auf die Reihe und mit seiner Freundin Yee (Charlie Yeung) läuft es dementsprechend. Dann taucht der junge Cop Frank Fung (Nicolas Tse) auf, der aktuelle Infos über die Bande hat. Es gelingt ihm, Wing nach anfänglichen Schwierigkeiten wieder ins Leben zurückzuholen und die Bande endgültig dingfest zu machen...

Jackie is back! Und wie. Ganz ehrlich, so einen Film hätte ich ihm nach seinen - wirklich allesamt sehr guten - Hollywoodfilmen beim besten Willen nicht mehr zugetraut. "New Police Story" ist hart, sehr hart sogar. Blutige Schießereien (für eine 16er-Freigabe mehr als beachtlich) sind an der Tagesordnung, es wird sehr viel Wert auf Dramatik gelegt (so ernst war Jackie selten) und die Stunts gehören zu den besten, die er in den letzten Jahren abgeliefert hat und stempeln seine Hollywoodfilme zu harmlosen Hampeleien ab. Dazu gesellt sich eine Prise Humor, um den Film ein bisschen aufzulockern, aber allzu viel sollte man nicht erwarten, schon gar nicht Slapstick.

Wer mit der Erwartung in den Film geht, einen weiteren Teil der "Police Story"-Reihe zu sehen - was der Titel ja andeutet - wird bitter enttäuscht werden, denn mit den alten Filmen hat "New Police Story" genauso wenig zu tun wie "Die Daltons Gegen Lucky Luke" mit einer Komödie. Jackie spielt einen gänzlich anderen Charakter, weder Maggie Cheung als seine Freundin noch Michelle Yeoh als seine gleichberechtigte Partnerin ("Police Story 3") sind mit von der Partie, genauso wenig wie der trotz der Action immer noch viel ausgeprägtere Humor der alten Streifen.

Hier wird geballert, was das Zeug hält. Und Jackie leidet mehr als einmal wie ein Hund unter dem Verlust seines Teams, säuft wie ein Loch und befindet sich in einer schweren persönlich Krise. So hat man ihn selten erlebt. Von der Ernsthaftigkeit kann der Film noch am ehesten mit "Crime Story" a.k.a. "Hard To Die" verglichen werden, keinesfalls aber mit seinen üblichen Klamaukfilmen. Für die wenigen humorigen Passagen sind hier Nicolas Tse als Jackie's Partner und Charlene Choi als junge Polizistin zuständig, die beide einige Lacher für sich verbuchen können.

Sozialkritische Töne werden bei den Jugendlichen angeschlagen, die (natürlich) durch böse Videospiele die Orientierung im Leben verloren haben und durchdrehen. Das ist auch im Grunde der einzige echte Kritikpunkt, den man dem Film anlasten kann, weil das ja wohl eine etwas zu oberflächliche Betrachtungsweise des Problems darstellt. Immerhin wird noch geklärt, woher der Anführer der Bande seinen Hass auf die Polizei her hat, aber da möchte ich nicht vorgreifen.

Die Dramatik um den am Alkohol zu zerbrechen drohenden Wing wird sehr stark in die Story eingebunden. Komischerweise sind auch diese Abschnitte - von einigen ganz kleinen Szenen abgesehen - keineswegs langweilig oder gar kitschig geraten. Auch wenn es für Jackie ungewöhnlich ist, man nimmt ihm seine Betroffenheit durchaus ab. Nur zur Gewohnheit sollte es für ihn nach Möglichkeit nicht werden, da er in der Rolle des Underdog, der zufällig in Schlamassel gerät, immer noch am besten aufgehoben ist.

Bleiben noch die Stunts und auch da hat Jackie zugelangt, als gäb's kein Morgen mehr. Zwar werden nicht übermäßig viele Actionszenen aufgefahren, aber die haben es dafür umso mehr in sich. Beeindrucken können dabei vor allem das Abseilen am Hochhaus sowie der Busstunt, der problemlos mit den ähnlichen Stunts der ersten beiden Police Story-Teile mithalten kann. Wenn man bedenkt, dass Jackie zum Zeitpunkt der Dreharbeiten ja bereits 50 Jahre alt war, kann man mal wieder nur den Hut ziehen. Unglaublich, zu was der Mann noch immer im Stande ist. Da kann kaum ein Anderer mit, schon gar nicht aus Hollywood. Dazu gesellen sich noch einige (für Jackie's Verhältnisse sehr harte) Fights, die wie immer genial choreographiert wurden und blutige Schießereien, vor allem an Anfang. Vielleicht sollte dies für Jackie ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, in Zukunft sich wieder mehr auf den asiatischen Markt zu konzentrieren, wo er einfach nicht so viele Kompromisse eingehen muss wie in Hollywood. Dazu noch wieder etwas mehr Humor und die Sache stimmt.

Fazit: So lass ich mir HK-Kino gefallen. Viel Action, viel Dramatik ohne Schnulzigkeit und geile, handgemachte Stunts. Mit "New Police Story" hat sich Jackie definitv ein weiteres Denkmal gesetzt.

10 von 10 Punkten