Wer etwas mit Amateurfilmen anfangen kann und in Deutschland lebt, kann sich sicherlich glücklich schätzen, da talentierte und aufstrebende Filmemacher hierzulande durchaus gefördert und unterstützt werden, wodurch viele Amateurproduktionen sogar ihren Weg zu einer Veröffentlichung auf DVD finden. Groß dabei im Low-Budget Geschehen ist auch das Outtake Team, welches im Jahr 2001 von Michael Donner und Melanie Bayerdorfer gegründet wurde und sich seitdem regelmäßig vergrößerte und immer mehr Amateurstreifen drehte. Neben 16 Kurzfilmen kann das Outtake Team mittlerweile schon auf die fünf abendfüllenden Filme "Parasit", "Parasit Returns", "Green Rocks", "Zombie Commando" und natürlich "Blinky - Der kleine Grott" zurückblicken. "Blinky - Der kleine Grott" war dabei der bislang erste Streifen der Crew, der eine Spielzeit von 90 Minuten erreichte. Das Interessante an der ganzen Sache ist jedoch die recht eigenwillige Geschichte, die es schafft, frischen Wind ins deutsche Amateurfilm-Genre zu bringen.
Im Gegensatz zu etlichen anderen selbsternannten Freizeitregisseuren gibt sich die Outtake Film-Gemeinde schon lange nicht mehr damit zufrieden, die simple "Killer jagt Opfer im Wald und tötet es/sie" Gülle bis aufs Erbrechen zu wiederholen, vielmehr steht die Intention im Vordergrund, eine passable Geschichte zu erzählen. Auch Michael Donner und seine Freunde haben mal ganz klein und unbedeutend angefangen, aber dank unermüdlicher Arbeit ist es ihnen inzwischen gelungen, sich zu den nennenswerteren Amateurfilmern unseres Landes zu mausern und das ist sicherlich schon eine erstaunliche Leistung. Die Werke der Outtake-Film Crew sind zudem der beste Beweis dafür, wie man aus minimalen Mitteln das Beste machen kann und gerade in dieser Hinsicht ist "Blinky - Der kleine Grott" als herausstechendes, positives Beispiel zu werten.
Produktionstechnisch gesehen befindet sich das Werk auf richtig hohem Niveau. An Kameraführung und Schnitt wurde souverän gearbeitet, so dass zu keinem Zeitpunkt ein Zweifel daran entsteht, dass hier Profis am Werk waren. Auch beim Soundtrack dürften viele andere Hobbyfilmer vor Neid erblassen, denn nicht nur der Score von Michael Donner sprengt jede Erwartungsgrenze, auch die Songs von Bands wie Frantic, Slamdunk, Widerschall und Evil Bards fügen sich optimal ins Gesamtbild ein. An der Produktion im Allgemeinen können sich viele andere Amateure eine dicke Scheibe abschneiden, denn dank viel Mühe ist hier ein gelunges Vorzeigebeispiel gelungen.
Leider können nicht alle Bereiche derart gelobt werden, denn was "Blinky - Der kleine Grott" einen richtig schlechten Beigeschmack verleiht, sind die Schauspieler, entschuldigt, Laiendarsteller. Ich habe in meinem Leben noch nie, ich wiederhole, noch NIE derart peinliche und unbeholfene Schauspielversuche gesehen. Einen Vorwurf kann man den Beteiligten und Verantwortlichen sicherlich nicht machen, denn für richtige Schauspieler war wohl einfach kein Geld da, deshalb besetzte man die Rollen mit Freunden aus dem Bekanntenkreis. Das Resultat sind Darstellerleistungen, gegen die selbst die Schauspieler aus jedem Olaf Ittenbach Film wie Robert De Niro oder Al Pacino wirken. Was Melanie Holzer, Michael Donner, Marco Goldhofer, Alexander Goldhofer, Jürgen Schirl und einige mehr hier als Schauspielerei bezeichnen und betreiben, sorgt letzten Endes nur dafür, dass die ansonsten gelungene Atmosphäre gewaltig ins Wanken kommt. Die Akteure wirken nicht hölzern, sie wirken steif, unnatürlich, verkrampft und absolut gestellt. Dagegen ist "GZSZ" eine Offenbarung, "Richter Alexander Hold" ein Fundus der potentiellen Oscargewinner. Das Schlimmste jedoch sind die Dialoge, da die Akteure nicht in der Lage sind, einen Satz herauszubringen, ohne dass er total gelernt und vorgetragen wirkt. Den meisten Darstellern gehen die Worte nicht einmal flüssig von den Lippen, vielmehr machen sie Comedian Martin Schneider alle Ehre, tragen ihre Sätze doch total stockend vor und schlafen dabei beinahe ein. Es ist zu akzeptieren, dass es einfach keine Alternative gab, dennoch können die Akteure hier nicht einmal mehr unter dem Deckmantel des Amateurfilms durchgehen, denn was diese hier abliefern, ist wirklich jenseits von gut und böse.
Erfreulicherweise gelingt es dem Werk aber dank einer durchdachten Story, innerhalb von 90 Minuten niemals zu langweilen. Die Geschichte wartet mit vielerlei interessanten Charakteren auf:
- Einem Punk, der mit einigen Kollegen einen Deal im Wald abwickelte, dabei als einziger den Angriff des Grott's überlebte und nun auf der Suche nach seinem Geldkoffer ist.
- Einem jungen Paar, das einen überaus unzufriedenen Eindruck macht, da die Frau ihren Freund gnadenlos dominiert. Auf dem Weg zu einem Geburtstag durchfahren die Beiden das besagte Waldstück und werden in die Ereignisse involviert und haben, ohne es zu bemerken, anschließend nicht nur den Koffer, sondern auch den kleinen Blinky im Wagen.
-Und letztendlich noch Bill und Ted, den Besitzern Blinky's, die ihr kleines Haustier auf keinen Fall hergeben möchten.
Die Charaktere sind alle etwas schräg angelegt und können, trotz den mangelnden Schauspielkenntnissen der Darsteller, durchaus einige Lacher einheimsen. Hierzu muss auch gesagt werden, dass die Inszenierung des Films im Allgemeinen überraschend humorvoll ausgefallen ist, immer wieder wird man durch geschickt platzierte Gags zum Lachen animiert, ohne dass das Ganze aber ins Lächerliche abrutscht. Auf der Gegenseite sollte man aber nicht mit all zu vielen Splatterszenen rechnen, denn obwohl hier und da durchaus mal (auffallend hellrotes) Blut fließt, bleiben einem brutale Goreszenen erspart. Die restlichen Effekte sind alle recht durchschaubar gestaltet, Blinky zum Beispiel ist nur ein kleiner Haarball, der an einer Schnur befestigt wurde. Das trashige Wesen hat allerdings auch nur sehr wenig Screentime, länger als eine Minute bekommt man den Grott nicht zu sehen. Besonders positiv bleiben die Prügelszenen in Erinnerung, die durch den Einsatz von Metallstangen und an die Kamera spritzendes Blut allesamt recht hart wirken.
"Blinky - Der kleine Grott" ist eine recht sehenswerte Amateurproduktion aus deutschen Landen, die wieder einmal beweist, dass man kein großes Budget braucht, um anständige Unterhaltung auf die Beine zu stellen. Das Outtake Team hat hierbei wirklich saubere Arbeit geleistet, denn die 90 Minuten vergehen flott und werden durch einige humorvolle Momente und einer niemals langweiligen Story zu einer vergnüglichen Angelegenheit. Splatter sollte man allerdings nicht erwarten, denn dieser ist leider Mangelware. Das größte Manko des Films sind die unglaublich schlechten Darsteller, was wahre Amateurfilmfreunde aber nicht großartig stören dürfte. Außer eingefleischten Anhängern der Amateurszene wird sowieso niemand in den Genuss des Films kommen, dazu ist er viel zu unbekannt und das ist auch gut so. Filme wie "Blinky - Der kleine Grott" sind für ein spezielles, ausgewähltes Publikum gedacht und genau dieses darf hier auch durchaus mal einen Blick riskieren.
Im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten und der unterhaltsamen Umsetzung halte ich eine Bewertung von 6,5 von 10 Punkten für angebracht.