Review

Die Läuterung eines Machos

It's a man's World... But it would be nothing, nothing without a woman or a girl!!!

Das wusste nicht schon James Brown, sondern auch schon der legendäre Filmemacher C.T. Dreyer vor fast 100(!) Jahren! Dafür gibt es eigentlich gar nicht genug Ausrufezeichen, wie weit diese feministische, ehrliche, gerechtfertigte Machokritik seiner Zeit voraus war! Zwar nicht ganz so faszinierend & hübsch wie seine Meisterwerke "Passion of Joan Arc", "Vampyr" oder "Ordet" - aber in seiner Aussage sicher noch wichtiger, reifer, obwohl vorher erschienen. In einer Welt, wo an das Wort Gleichberechtigung noch nichtmal gedacht wurde, haut der Meister so ein Ding raus - wundervoll!

Es geht um einen, durch die Wirtschaftskrise nach dem ersten Weltkrieg, verbitterten Ehemann, der sich zum Tyrann in seinem Haus entwickelt hat. Er behandelt seine Familie, vor allem seine einst geliebte Frau, wie Dreck - und das obwohl diese zu ihm steht, die perfekte Hausfrau ist & ihn wahrhaft liebt. Da schmiedet seine alte Nanny einen Plan, ihn zu erziehen & wieder auf die richtige Bahn zu kriegen: sie lässt die Frau das Haus verlassen, sodass der Tyrann mal sieht, was es bedeutet "Hausfrau" zu sein - und zwar bis zur absoluten Verzweiflung, bis der Herr wieder zu sich findet, egal wie sehr es schmerzt!

Ein wahres Familiendrama also - und auch irgendwie nicht. Denn der Film hat überraschend lustige Spitzen - etwa wenn die Nanny dem Mann wortwörtlich fast die komplette Butter vom Brot nimmt & dieser es nicht fassen kann oder er die Windeln seines Nachwuchses wechseln muss. Auch das ist alles seiner Zeit voraus & gegen den Ton der goldenen 20er, revolutionär könnte man sagen. Außerdem gegen den allgemeinen Gedanken, Dreyer hätte keinen Humor gehabt. Das ist Humor & Tragik wundervoll vermischt - und im Endeffekt berührt einen kaum etwas so sehr wie kaputte Familien, das wusste nicht erst Ozu! Das Ganze garniert man dann noch mit den Dreyer-typischen, später perfektionierten Gesichtsnahaufnahmen - und fertig ist ein intimes Kunstwerk. Zugegeben etwas lang & redundant, mit vorhersehbarem Ende & dazu selbst auf Blu-ray in unbeständiger Bildqualität - aber was erwartet man von einem Film von 1925! 

Fazit: seiner Zeit so weit voraus & ein auch heute noch ein gewichtiges Statement zur Situation in vielen Familien! Danke an das tollste Geschöpf der Erde: die Frau!!!

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