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Schönheit hat wahrlich ihren Preis! „Nip/Tuck“! Sieht man mal von billigen, deutschen Kopien ab, verbleibt das Original in wesentlich tiefgründigeren Gewässern! Was hier gezeigt wird, ist die schonungslose Wahrheit. Alle Idealisten wie Skeptiker von Schönheitsoperationen werden bedient.

Zwar bietet die Serie zwei Protagonisten, die gegensätzlicher nicht sein könnten, aber letztendlich verwischt die Grenze beim Streben nach Schönheit – dem Ideal, was uns medial und gesellschaftlich vorgegeben wird. Zwei Ärzte zwei Welten und doch leben sie in der gleichen. Christian Troy – Schönling, Draufgänger und immer auf der Suche – nach den Sekreten, die Mann begehrt! Sean McNamara, Idealist, Familienmensch und Grenzgänger zwischen Geld und Gewissen. Beide sind Partner! Partner, die alles füreinander tun? Das Schönheitsideal steht dazwischen und Menschen ändern sich – ändern sich nicht!?

Hier liegt der Hund begraben! „Nip/Tuck“ ist nicht pure Oberflächlichkeit, die Serie geht in die Tiefe und charakterisiert alle Facetten der Charaktere. Die Bedürfnisse ändern sich je nach Situation und letztendlich verschlingt der Job vieles. Moral, Familie, Eroberungen – was ist richtig und falsch? Die Antworten sind so verschieden wie die Klienten, die den Ärzten ihre Probleme vortragen. Am Ende steht man auch als Betrachter im Zwielicht. Charakterliche Schönheit vs. Oberflächlichkeit! Hier wird nicht Schwarz-Weiß gemalt, die Vor- und Nachteile liegen auf der Hand und obliegen der Entscheidung jedes einzelnen. Richtig und falsch zählt hier nicht, beides tritt mehr oder weniger in Kraft.

Moralisch und Amoralisch zugleich begleitet die Serie das Leben zweier Protagonisten, die ihr Leben leben und beizeiten an ihre Grenze stoßen. Mal mehr oder weniger überraschend, hier zeigt sich die Menschlichkeit.

Glätten, schneiden und korrigieren, verschiedenste Anliegen sind Gründe für die Operation, die das Leben verändern sollen. Manchmal dominiert die pure Eitelkeit, oftmals ist aber auch die Tragik, die zu sozialen Diensten verleitet. Menschen sind verschieden und die eigene Zufriedenheit ist variabel - das zeigt „Nip/Tuck“ in aller Deutlichkeit.

Julian McMahon und Dylan Walsh brillieren in ihren Rollen – jeder offenbart seine Charakterzüge als schlagkräftiges Argument. Charakter vs. Oberflächlichkeit – die unmoralische Herangehensweise brandmarkt keinen als Verlierer oder Gewinner.

Geld ist nicht alles, aber vieles, vor allem der Schlüssel zur Freiheit. Schönheit ist aber kein Selbstläufer, schon gar nicht ein Dogma. Was macht Menschen zu einem Objekt der Begierde? Oberflächlichkeit oder das Innere des Seins?

Die Antwort liefert die Serie nicht, dazu fehlt der moralische Anstrich. Jeder hat die Wahl und darf entscheiden, was für ihn das Beste ist. Richtig und falsch ist individuell – letztendlich zählt das, was man selbst für gut empfindet. Die Episoden variieren abwechslungsreich zwischen verschiedenen Themen, führen aber doch immer wieder auf den Ursprung zurück. Langweile und Einfallslosigkeit entstehen deshalb nie. Verschiedenste Anlässe und Geschehnisse führen die Serie weiter ohne dabei den Rahmen zu verlassen.

Daraus resultiert eine Serie, die mehr als nur an der Oberfläche kratzt. Schönheit hat ihren Preis – aber was ist Schönheit!? „Nip/Tuck“ liefert Anregungen, Gedankengänge und Standpunkte, aber auch die Freiheit selbst zu entscheiden! (9/10)

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