Review

Bekanntlich ist Deutschlands einziger Blockbuster-Produzent Bernd Eichinger („Der Name der Rose“, „Fantastic Four“) Comic-Verfilmungen nicht sonderlich abgeneigt. Bereits Anfang der Neunziger brachte er „Werner - Beinhart!“ in die deutschen Kinos, mit „Prince Vailant“ sollte dann alles eine Nummer größer werden, bevor er sich dieses Jahr an die „Fantastic Four“ wagte. Gute Ritterfilme sind in den Neunzigern rar gewesen und auch Eichingers Beitrag ist ein eher zwiespältiges Vergnügen, das vor allem den Comic-Fans nicht gefallen wird. Folgerichtig scheiterte der Film dann auch in den Kinos und wanderte schnell in die Videotheken, um dort zum Staubfänger umfunktioniert zu werden.

In der Tat besitzt „Prince Vailant“, der sich hier den Anfängen der Sage widmet, kaum noch den Geist seines Erfinders Hal Fosters, obwohl alle wichtigen Personen in mehr oder weniger großen Rollen vertreten sind. Dazu ist das Drehbuch, verfasst von Michael Frost Beckner („Sniper“, „Cutthroat Island“), Carsten H.W. Lorenz („Manta - Der Film“) und Regisseur Anthony Hickox („Waxwork“, „Submerged“), einfach zu konfus, hektisch und ohne klare Linie. Nahezu die gesamte Geschichte wurde umgestrickt und verkürzt. Das tut irgendwo weh, wenn man, wie ich, als kleines Kind mit Eisenherz aufgewachsen ist.
Das offenbar die Möglichkeiten begrenzende Budget trug auch seinen Teil zum Negativerfolg bei, der nahezu permanent alberne Ton nervt auch ziemlich und insbesondere Hauptdarsteller Stephen Moyer („Urprising“, „Undiscovered“) zeugt allzu oft von Inkompetenz.

„Prince Vailant“ ist nämlich so etwas wie eine moderne Popcorn-Interpretation geworden, die sich weiter von der klassischen Vorlage entfernt, als ihr gut tut und deswegen gehörig ins Straucheln gerät. Was beispielsweise bei „A Knight’s Tale“ ganz witzig sein kann, erntet hier nur müdes Lächeln und Verständnislosigkeit.
Schon die an das erstaunlich stimmige Comic-Intro anschließende Eröffnungsszene, in der Morgan Le Fey (Joanna Lumley, „Games That Lovers Play“, „The Satanic Rites of Dracula”) dem toten Merlin sein Zauberbuch aus den steifen Fingern klaut, zeugt nicht gerade von Feingefühl für den Comic, weil sich sogleich Verständnislosigkeit breit macht. Was tut Merlin da eigentlich? Warum liegt er da? Fragen über Fragen...
Die Hauptfigur selbst hat dann auch alle Attribute eines jungen Helden, die das Kino der Neunziger bevölkerten: Planlos und ehern mit dem Herz am rechten Fleck, dafür jedoch auch leicht unvermögend und kühn. Mit flotten Sprüchen, Hasenfuß und Selbstironie zieht er in den Kampf. Was ist nur aus Eisenherz geworden?

In dieser Version von König Artus (Edward Fox, „The Day of the Jackal”, „Force 10 from Navarone”) und Schloss Camelot herrscht jedenfalls Frieden was die Insel angeht, da die Waliser und Schotten Ruhe geben, während sich der Hauptfeind in Thule, dem Hauptstützpunkt der Wikinger, manifestiert. Denn dort brütet Morgan zusammen mit dem Thronräuber Sligon (Udo Kier, „Blade“, „Johnny Mnemonic“) und dessen glatzköpfigen Sohn Thagnar (köstlich: Thomas Kretschmann, „Der Untergang“, „Resident Evil: Apocalypse“) an einem Plan, wie man sich denn nun Excalibur aneignen könnte und mittels des sagenumwobenen Schwerts und Merlins Schmöker zur Allmacht der bekannten Welt erheben könnte. In einem heimtückischen Unterfangen schleicht man sich durch einen geheimen Stollen in Artus Thronsaal, stiehlt das Schwert und hinterlässt einen falschen Hinweis auf die Schotten, um klammheimlich von dannen zu schleichen, während vor der Festung das Ritterturnier abgebrochen wird und Artus Ritter nach Entdeckung des Verlusts gegen Schottland mobil machen lässt...

Wenn man dem Film noch etwas zugute halten will, dann ist es die Regie des von mir sehr geschätzten, britischen Regisseurs Anthony Hickox, der hier im übrigen selbst als Prinz Gawain mehrmals mit von der Partie ist. Aus dem knappen Finanzrahmen schöpft er wie gewohnt ein Optimum, was zur Folge hat, dass sich der Film, wenn man rein die Schauwerte betrachtet, sehen lassen kann. Für das Budget offensichtlich zu teure Szenen belässt er als Comic, was zur Folge hat, dass der Zuschauer zwischendurch immer wieder in den Genuss kurzer Comic-Strips kommt, die dann fließend in die reale Welt übergehen. Dazu können sich die zahlreichen Actionszenen auch sehen lassen. Ob Schwertkämpfe, Lanzenduelle oder Burgbelagerungen, da lässt er sich nicht ins Handwerk pfuschen und zeigt einmal mehr, dass er zumindest als Regisseur mit den vorgelegten Stoffen umgehen kann. Spektakuläre Sequenzen sollte man hier nicht erwarten, aber von Slowmotion-Stürzen bis hin zu archaischen, natürlich kindgerecht inszenierten Schlachtgelagen gibt es hier einiges zu sehen.
Vom Schloss-Interieur über die Kleidung, den Rüstungen und dem Wald Englands stellt man sich derweil Fosters Welt auch so vor, obwohl Hickox hier meist einem düsteren Bilderstil frönt, wohingegen die Comics immer etwas sauberer und kindgerechter wirkten.

Soweit kurzweilig ist das Geschehen also, auch wenn es Mühe hat Eisenherz Identitätsfindung in nicht mal 85 Stunden zu bewerkstelligen. Denn der, eigentlich Knappe, schlüpft beim anfänglichen Ritterturnier in die Rüstung seines erschöpfter, vom bisherigen Turnier gezeichneter Herrn (Prinz Gawain) und schlägt sich überraschend siegreich, um wenig später von Artus, der dies durchschaut hat, auf eine Mission geschickt zu werden. Er soll Prinzessin Ilene (Katherine Heigl, „My Father the Hero“, „Under Siege 2: Dark Territory“) sicher nach Hause geleiten, weil seine Tafelrunde sich längst an der Grenze zu Schottland auf den Krieg vorbereitet.

Was danach folgt spottet jeder Beschreibung. Warum beispielsweise Boltar (Ron Perlman, „Blade II“, „Hellboy“), der ja später Eisenherz auf den richtigen Weg führen soll, in einer als Drache getarnten Höhle hockt, dort Jungfrauen ankettet und auf einem dicken Schatz hockt, wissen wohl auch nur die Drehbuchautoren. Der Überfall der Eskorte ist auch ein schlechter Witz (Jaja, die Baumstämme schwingen auch so perfekt ausgerichtet, dass jeder vom Pferd plumpst) und was dann noch folgt, dient wohl nur noch dem hohen Tempo.
Kann aber durchaus gut sein, dass ein paar Szenen im Schneideraum blieben. So treten zwar keine Längen auf, doch die Charaktere werden nicht einmal so weit wie nötig vorgestellt, sondern gleich mit Klischees in ihre stereotypen Aufgaben gedrängt. Weder kommt dabei ein flüssiger Ablauf, noch ein spannendes Abenteuer und erst recht kein würdiger Ritterfilm bei heraus. Die Bilder sind ok, nur das Ringsherum stimmt einfach nicht. Im Grunde reitet Eisenherz innerhalb der 82 Minuten nur von Keilerei zu Keilerei... Story? Nebensache!

Nach Verwechslungen und einer kitschigen Sülzromanze mit Ilene, sowie einem kurzen Intermezzo mit ihren Verlobten, erreicht Eisenherz dann zum Schluss auch Thule, wo es dann so richtig trashig wird, wenn Eisenherz gegen gepanzerte, springende (!!) Krokodile kämpfen muss, die Bewohner anführt und von der Tyrannei befreit, den finalen Kampf ausfechtet und mit geschwellter Brust in einer abschließenden, schwachsinnigen Sequenz hoch zu Ross in Artus Thronsaal stürmt. Excalibur spielt dabei übrigens nur eine symbolische Rolle und die Funktion von Pechet (Warwick Davis, „Willow“, „Leprechaun“) erschloss sich mir auch nicht so ganz. Egal...

So bitter es auch klingen mag, gemessen an der Vorlage ist „Prince Vailant“ eine mittelprächtige Katastrophe mit bösen Trash-Einlagen. Mir ist bei einer Spielzeit von gerade mal 80 Minuten auch nicht ganz klar, was das hier eigentlich werden sollte. Eine liebevolle Adaption war da von Seiten Bernd Echinger und, so weh es mir tut, Anthony Hickox sicherlich nicht geplant.
Die popige Variante, die letztlich vorliegt, ist immerhin flott inszeniert, wirkt aber leider allzu oft, und das auch noch unfreiwillig, wie eine Parodie. Da tun sich bisweilen Plotholes auf durch die ganze Königreiche passen würden, die Darsteller chargieren als gelte es den Preis fürs beste Overacting zu gewinnen (Kretschmann ist ganz vorn mit dabei) und von mittelalterlicher Atmosphäre ist auch keine Spur.


Fazit:
So bleibt „Prince Vailant“ eine, vor allem für die Comic-Fans ärgerliche Filmausgabe, die trotz einer namhaften, sich vorwiegend aus bekannten deutschen Gesichtern zusammensetzenden Riege und Effekten von Hickox-Spezi Bob Keen („Waxwork“, „Hellraiser III: Hell on Earth“) nicht überzeugt. Der jegliche Seriosität des Stoffs wegspülende, ständige, penetrante Humor (Allein der Schwachsinn mit dem Harem...), der uncharismatische Hauptdarsteller und die konfus und wirr erzählte Handlung lassen ein maximal knapp unterdurchschnittliches Filmerlebnis zu. Auch Anthony Hickox selbst, der nicht einmal dem Finale Spannung abringen konnte, hat schon bessere Tage gesehen...

Details
Ähnliche Filme