Mach dich frei von alten Geistern!
Viele einst verpönte, missverstandene oder zumindest konsequent ignorierte Horrorsequels konnten sich in den letzten 15 Jahren im HD-Zeitalter von Altlasten befreien und teils Bewunderung und Kultstatus erreichen. Von „Psycho 2“ über „Exorzist III“ bis „Halloween III“ - alle mittlerweile mehr als rehabilitiert und sehr geschätzt für das, was sie sind und immer sein wollten, nicht das, was man einst von ihnen (im Schatten überlebensgroßer Originale) erwartete. Zeit also den beiden Poltergeist-Fortsetzungen nochmal auf die verfaulten Zähne zu fühlen, die ich aus Kindheitstagen in eher miserabler Erinnerung hatte. In „Poltergeist 2“ begeben wir uns ungefähr ein Jahr nach den verstörenden Ereignissen aus dem ersten Teil wieder zu der Familie Freeling und ihrer ständigen Angst von der anderen, bösen Seite erneut angegriffen zu werden…
Ein Indianerfriedhof der Ideen
Egal wer wirklich mehr auf dem Regiestuhl saß (Spielberg/Hooper) - der erste „Poltergeist“ ist in seinem „Haunted House“-Sujet eine Ikone, kaum unterhaltsamer zu machen. Und war natürlich immens erfolgreich, sodass ein Sequel gleichzeitig unumgänglich war, aber auch in heftige Fußstapfen zu treten hatte. Und die, da muss man klar und ehrlich sein, kann „Poltergeist 2“ zu keiner Minute ausfüllen. Es gibt wieder ein paar nette Momente, Kniffe und Skelette, Einfälle und Angriffe aus der „anderen Seite“, doch im Großen und Ganzen ist’s nur ein halbgarer Aufguss, der unter der Last und der spielberg'isch-gesetzten Latte zusammenbricht und sich unter ihr durchmogelt. Dass man nahezu alle Beteiligten vor der Kamera wieder zusammen bekommen hat ist toll. Und dass die meisten Effekte, Monster, Erscheinungen damals handfester und praktischer gemacht wurden als heutzutage ist selbstredend ein Plus. Ich würde die beiden egalen „Poltergeist“-Sequels immerhin dem ziemlich katastrophalen Remake jederzeit deutlich vorziehen. Aber ihr Franchise oder Genre, ihre Geschichte voran bringen sie nicht. Man fragt sich ständig, warum das sein musste und warum man nicht das Original nochmal guckt. Es wird doch nicht alt. Diese Fortsetzungen allerdings schon. Sie wirken behäbig und ein gutes Stück planlos, leidenschaftslos. Stückwerk.
Tapsen statt Poltern
Fazit: gerade in der ersten Hälfte voller Traumsequenzen, Humbug, Rückblenden und suboptimalen Effekten. Und dann doch irgendwie mit einigen Killermomenten - ich sage nur Zahnspange - die ihn für jeden Gruselfan nicht uninteressant erscheinen lassen. Dennoch kein Vergleich zum legendären Original. Zwischen öde und spektakulär.