Wenn man zu einem Meisterwerk eine Fortsetzung inszenieren will, dann kommt da selten etwas ebenbürtiges bei heraus.
"Poltergeist 2" ist da leider keine Ausnahme. Wegen des großen Erfolgs wurde beinahe das gesamte Ensemble wiedervereint, abgesehen von der ältesten Tochter, deren Darstellerin Dominique Dunne kurz nach dem Originaldreh leider ermordet worden war.
Trotzdem wirkt der zweite Teil stets nur bemüht, einen Qualitätsstandard zu erreichen, an den er einfach nicht herankommen will.
Die Freelings sind nach den Ereignissen in Cuesta Verde praktisch auf der Flucht vor der modernen Technik und leben inzwischen fernseherfrei bei Dianes Großmutter, die - medial begabt - schon ahnt, dass ihre Enkelin Großes leisten kann. Leider gibt sie kurz darauf hastig den Löffel ab, um fortan Tipps aus dem Jenseits geben zu müssen. Denn die Mächte aus Teil 1 sind ja immer noch nicht final erklärt oder bezwungen. Als personifiziertes Böse tritt nun der Prediger Kane auf, der Anführer einer Sekte, die in einer Höhle unter dem alten Haus der Freelings Kollektivselbstmord begangen hat. Obwohl die überzähligen Seelen am Ende von Teil 1 eigentlich alle schon auf dem Weg ins Licht gewesen waren, hat Kane offenbar immer noch einige davon in petto, denn er sieht auch weiterhin die kleine Carol-Anne als Schlüssel zu seinem persönlichen Himmelreich. Weil man aber nun nicht einfach alles wiederholen wollte, was Teil 1 ausmachte, brachte man neben Tengina auch noch einen indianischen Kriegermedizinmann mit ins Spiel (Will Sampson sorgt für ironische Distanz), der aber im Nachhinein den werten Papa auch nur bedingt fitspritzen kann.
Dennoch gerinnt der gesellschaftskritische Ansatz aus dem Original hier zu einer etwas willkürlichen Nummernrevue von Geistererscheinungen und Angriffen, die man mit amorphen Kreationen etwas aufgepeppt hat, die aber darunter leiden, dass die Familienstruktur der Freelings zu einer albernen Parodie verkommt - und das in einem Film, der mangels anderer Ideen nichts anderes aufzubieten hat, als das Böse durch die Liebe in der Familie zu bekämpfen.
Der arme Craig T.Nelson muss sich hier aufführen wie das cholerische Rumpelstilzchen und brüllt jede zweite Zeile quer über das Set, wobei er nicht für fünf Cent dazulernt, was nötig wäre, den blöden Geisterprediger in seine Schranken zu verweisen - kein Wunder, dass er für einen dritten Teil ebenso wenig Interesse zeigte wie seine Filmfrau JoBeth Williams.
Richard Edlund zaubert zwar wie üblich reichlich freundliche Lichteffekte in die Szenerie, doch letztendlich dreht sich der Film um sich selbst, bis er zum Showdown komplett in einen jenseitigen Äther wechselt, wo die eh schon kitschige Botschaft zur endlos kitschigen Rettung durch einen Engel gerinnt - bei aller schönen Optik kaum auszuhalten
Getragen wir das alles von Sampsons ironischer Distanz und Julian Beck als Bad Guy, dessen geradezu skelettartige Gesichtsstruktur vermutlich so einigen Kindern Alpträume beschert hat - auch er überlebt im wahren Leben wie Sampson den Film nicht sehr lange, was aber medizinische Gründe hatte.
Tatsächlich ist der Film wie wir ihn kennen ein Rudiment des originären Cuts, der tatsächlich 131 Minuten lief und somit um 40 Minuten gekürzt wurde - damit fiel wohl auch ein Großteil des fx-lastigen Showdowns der Schere zum Opfer. Das erklärt den holprigen und unebenen Fluss des Films, der wie gesagt, eher eine Nummernrevue ist - und hat ihm auf lange Sicht nicht geholfen.
Insgesamt eine sehr technische und mühevolle 6/10.