ANATARES polarisiert die Zuschauer erfolgreich. Die Mehrzahl wird wohl den äußerlich sehr ereignisarmen Episodenfilm ablehnen. Die anderen können sich sehr gut mit einer Verfilmung die sehr stark einem Realismus geschuldet ist anfreunden. Der zum Auslandsoscar nominierte Film von Götz Spielmann erzählt uns in 3 Episoden etwas über eine bürgerliche Wiener Wohnsiedlung und die Sehnsüchte und Leidenschaften deren Bewohner. Das sehr melancholische, ja teilweise sogar voller Depression strotzende Sozialdrama baut keine Geschichte aus sorgsam komponierten Bildern auf, es lässt die Bilder und die meist starken Charaktere selbst sprechen.
In quasi-dokumentarischer Art wird eine Art Sozialrealismus zelebriert in dem verschiedene Beziehungen die im Scheitern begriffen sind oder es schon längst sind verwoben, und sorgsam vor dem Zuschauer seziert werden. Zentral geht es um die Liebe als ein Grundelement menschlichen Daseins. Diese manifestiert sich mal in Sehnsucht, Verlangen, Einsamkeit, Eifersucht, Hass oder Gewalt. Die Bilder sind sehr kühl gehalten, es gibt keine erleichternde Musik oder andere emotionale Entlastungspunkte. Man spürt zarte Versuche des versuchten Ausbruchs der Protagonisten aus ihrem Umfeld.
Eingefahrene Klischees werden nicht ganz vermieden und auch die explizit gehaltenen Liebesszenen der ersten Episode mit Eva und ihrem Liebhaber sind zwar angenehm offen und mutig gestaltet, verharren aber aufgrund ihrer starken und sicherlich geplanten Distanz als eine leicht künstliche Komponente. Die zweite Episode kann aufgrund der Darsteller nicht ganz überzeugen und in der dritten laufen dann verschiedene Erzählstränge zusammen und es gibt leider filmische Längen. Freunde ruhiger minimalistischer deutschsprachiger Sozialdramen sollten einen Blick auf ANTARES werfen, alle anderen werden wohl keinen Zugang zu dem sperrigen Werk von Götz Spielmann finden.
7/10 Punkten