Ich will nicht schon am Anfang zu begeistert klingen, doch was uns das dänische Kino hier präsentiert, beschreibe ich schlichtweg mal als Meisterwerk.
Michael, Soldat bei der dänischen Armee, holt seinen Bruder Jannik, der wegen eines Banküberfalls im Knast saß, aus dem Gefängnis ab. Tags darauf muss er aber seine Familie verlassen und zum Auslandseinsatz nach Afghanistan. Beim Abschiedsessen merkt man schon, dass in dieser Familie unbewältigte Konflikte sind. Die Eltern der beiden sind zerstritten ob ihres auf die schiefe Bahn geratenen Sohnes. Während seine Mutter zu Jannik hält, ist er für seinen Vater ein Versager.
Es kommt unweigerlich zum Streit. Michael verläßt seine glückliche Frau und die beiden Töchter und Jannik wird von seinem Vater gedemütigt. Dann passiert das Unglück. Michael wird im Feindgebiet abgeschossen und für tot erklärt. Während er in Gefangenschaft einen anderen dänischen Vermissten trifft, beginnt sein Bruder zu Hause, Verantwortung zu übernehmen und sich um seine Schwägerin und die Kinder zu kümmern. Sarah und Jannik nähern sich langsam aneinander an. Dann taucht überraschend Michael wieder auf. Warum er überlebt hat und was sich in Afghanistan abgespielt hat, ist aber so grausam, dass Michael nicht mehr in sein altes Leben zurückkehren kann. Es kommt zur Eskalation.
Selten habe ich mich emotional so aufgewühlt gefühlt wie in diesem Film. Es geht um Familie, Verantwortung, Liebe und die schrecklichen Auswirkungen des Krieges auf die Menschen. Alle Darsteller liefern hier Klasseleistungen ab, vor allem Connie Nielsen als trauernde Ehefrau und die beiden kleinen Töchter. Der mit Digitalkamera gedrehte Film verzichtet auf schnelle Schnitte und bleibt immer nah an den Schauspielern. Dadurch wird eine unglaubliche Intensität und Nähe erzeugt. Man fühlt sich absolut glaubwürdig als Zeuge einer Familientragödie wieder. Wie Michael langsam an seinem Erlebten zerbricht, gleichzeitig sein Bruder sein Leben neu entdeckt und Sarah den Boden unter den Füßen verliert, weil sie unbedingt wissen will, was mit ihrem Mann passierte, das hat eine Klasse, die ich in den letzten Jahren nicht mehr gesehen habe.
Gefiel mir Connie Nielsen schon in Gladiator und One Hour Photo sehr gut, liefert sie hier für mich die beste Leistung ab, die ich bisher von ihr gesehen habe. Die anderen Darsteller zählen nach Infos anderer Pages zu den Top-Darstellern in Dänemark. Das glaube ich ungesehen.
Wer gerne schwere Kost mag, die aber große Tiefe und Substanz hat, der wird diesen Film lieben. Nichts zum nebenbei konsumieren, für diesen Film muss man sich Zeit nehmen.