Wenig Filme beeindrucken den Cineasten, zumeist ist man gelangweilt, weil oft nichts Neues geboten wird oder vieles vorhersehbar bleibt.
Eine wirklich Überraschung stellt daher dieser Low-Budget-Streifen aus dem Jahre 2004 dar, der mit vierjähriger Verspätung vom Label Ascot-Elite (Dank euch, Jungs!) endlich hierzulande veröffentlicht wird.
Ich möchte auch überhaupt nicht auf den Inhalt eingehen, dies ist an anderer Stelle schon zur Genüge passiert.
Eine simple Rachegeschichte, klar...aber formal beeindruckend umgesetzt: die Kamera oft dicht an den Gesichtern, wenig Worte werden gewechselt, die Mimik erzeugt Atmosphäre genug. Es ist eine bedrückende Stimmung, düster wie das Wetter inmitten Englands. Kühl, regnerisch, grau.
Der Fokus liegt nur auf Richard, den ehemaligen Soldaten, der ständig an seinen behinderten Bruder Anthony denkt (der ihn anfangs noch zur Seite steht - ein gutes Stilmittel!) und den ortsansässigen Losern, die nach Jahren immer noch keine Arbeit haben, die Zeit totschlagen und Drogen konsumieren.
Diese Gruppe spürt den Zorn Richards....erst mit der Zeit wird klar, warum sie betroffen schweigen, wenn sein Name fällt. Warum sie ängstlich wirken, wenn sie die Verbindung herstellen.
Sonst treten bis auf wenige Statistenrollen keine weiteren Personen zum Vorschein...die Strassen sind leer, es fahren keine Autos, keine Passanten flanieren auf dem Bürgersteig.
Darsteller und Drehbuchautor Paddie Considine spielt phänomenal - er ist einer von uns, von normaler Statur, durchschnittlich aussehend. Um so erschreckender dann seine Ausbrüche, die den Betrachter sofort fesseln, die Figur des Richard um so glaubhafter macht!
Aber auch die weitern Charaktere spielen wunderbar...allen vorran Gary Stretch als Leader-of-the-pack, Sonny! Man vergißt, das es sich um eine fiktive Geschichte, um Schauspieler handelt.
Mit fortschreitender Dauer entwickelt sich der Film zu einem Matyrium.....unerbittlich und konsequent geht Richard seinen Weg, die Motivation wird erst kurz vor Schluß deutlich.
Nein, es gibt keine Erlösung....keine Erleichterung....keine Befriedigung!
Und das, werte Freunde, macht den Film zu einen kleinen Juwel.
Mit versteinertem Blick: "Hat er nach mir gerufen? Nach mir geschrien?"
Ängstlich wird geantwortet, mit Tränen der Scham in den Augen: "Ja......"
Der Blick bricht, ermattet dann: "Er macht es immer noch!"