1
Ein weitgehend lahmer Rachemarathon. Wenn man nicht vorab die Inhaltsangabe gelesen hat, dann kann man sich kaum zusammenreimen, worum es da eigentlich geht. Denn die meiste Zeit über sitzen da nur ein paar kaputte Typen rum, trinken, rauchen und lästern über irgendwelche anderen asozialen Gestalten, die gerade nicht anwesend sind. Breiteste britische Vulgärsprache trifft auf französisch angehauchte Musik (?!) und weinerlichen Schmalz-Gitarrenrock. Der Rächer in seinem Boilersuit und mit seiner billigen Gasmaske sieht bescheuert aus und sein getöteter Bruder war lediglich etwas schüchtern, aber nicht erkannbar geistig behindert. Mehrmals im Film werden coole Vergeltungsakte an den Kleinkriminellen angedeutet, doch sie werden stets gleich wieder verworfen und durch schlechtere, weniger spektakuläre Varianten ersetzt.
5
Das Genre der Rachegeschichten bietet ein breit gefächertes Feld stilistisch stark unterschiedlicher Streifen. Dead Man’s Shoes möchte sich eher in der Kategorie intellektueller und inhaltlich intensiver Thriller-Dramen ala Chan-Wook Parks Rachetrilogie katalogisieren lassen, kann diesem Anspruch aber nicht standhalten. Das Problem: Selbst nach der finalen Wendung erscheint das erbarmungslose Vorgehen des Protagonisten kaum gerechtfertigt - Empathie und ergriffenes Mitfiebern fallen bei den fragwürdigen Motiven leider nicht gerade leicht. Dafür passt sich diese (womöglich gewollte) charakterliche Kälte bestens an den tristen und trostlosen Ton an, welcher durch die bezaubernd raue Landschaft des ländlichen Englands sowie die atmosphärischen Akustik-Songs abermals hervorgehoben wird. Ein dank des dunklen Stils stimmungsvoller Rachefeldzug, welcher durch den sperrigen Zugang zur seiner Hauptfigur jedoch viele Federn lassen muss.
5
Habe den Trailer zum Film vor ca. 2 Jahren mal gesehen, wundert mich, das der Film erst jetzt den Weg in die deutschen Mediatheken geschafft hat. Was mir gut gefallen hat, das der Film vorgibt in eine Richtung zu laufen (Rachegeschichte, Mord, etc.), aber letztendlich eine andere Richtung einschlägt (s. Ende). Klar, es gibt hier und da einige blutige Szenen, aber Blut und Gewalt stehen hier nie im Vordergrund. Die Darsteller gehen auf jeden Fall klar, die Regie ist auch nicht von schlechten Eltern und auch hier werden einige nette Landschaftsaufnahmen gezeigt, dazu gibt es passende Musik. Der Film ist definitiv kein Hit, aber eine Sichtung ist das schon wert. 5.5/10