Crazies, Weirdos, Lunatics, Psychos
Comichaftund charmant kommt „Miami Blues“ als bunt-sonniger Geheimtipp der frühen 90er rüber - pulpig und noir’isch wie eine Mischung aus Zuckerwatte und Bluterguss. Über einen abgebrühten und gewalttätigen Knasti, der sofort nach seiner Entlassung nach Miami fliegt und dort noch am Flughafen einen weiteren Mord begeht. Doch das ist erst der Anfang seiner Probleme und seines „neuen Lebens“ zwischen einer süßen Prostituierten, einem hartnäckigen Loosercop und weiteren Schandtaten…
GTA: Dreist City
„Miami Blues“ ist ein wilder Ritt! Ähnlich wie „Grosse Pointe Blank“ desselben Regisseurs. Dieser Trip durch Miami wird vielen tonal zu wechselhaft, stilistisch zu bunt und vom Humor zu seltsam sein. Die Charaktere sind immer etwas drüber, mal gibt’s Humor fast für Kinder, dann wieder Schusswechsel und Gewaltszenen der härteren Gangart. Im Grunde einer der hellsten Film Noirs der Geschichte. Höllisch übersehen. Baldwin ist (noch richtig fit und) crazy. Fred Ward ist ein abgebrühter und beinahe nichtsnutziger Mofo. JJL ist unfassbar unschuldig, naiv und sexy zugleich. Miami ist eh immer eine Reise wert. Und eine solch schwindelerregende Balance aus Humor und Härte, Absurditäten und Abgefucktheit, Hitze und Witze findet man sonst eventuell nur noch bei den Coens. Tragisch und tropisch. Wie ein sau süßer Cocktail - mit 40 Umdrehungen! Vor allem Leighs Figur habe ich unheimlich schnell ins Herz geschlossen. Die Stadt ist einer meiner liebsten amerikanischen Orte, vielleicht sogar die Eins. Der Humor ist tiefschwarz. Die Sexszenen sind hot. Die Bilder sind zirkusbunt. Die Chemie des hauptsächlichen, gegensätzlichen Pärchens ist schwitzig und fühlbar. Und „Spirit In The Sky“ war schon weit vor James Gunn ein geiler Song. Ein knackiger Einstieg in die Neunziger!
Fazit: die Stadt, die Morde, die Figuren, die Action, die Abseitigkeit, die Außenseiter - „Miami Blues“ ist ein wahnsinnig unterschätzter und unterhaltsamer Vibe!