Es kursieren viele Gerüchte über die Entstehung dieses Werkes, dass z. B. bei Regisseur und Darstellern Drogen im Spiel gewesen sind. Das kann man bei der orgiastischen Bilderflut voller Obszönitäten und Gewalt gegenüber Mensch und Tier gerne glauben.
Dem Film merkt man auf jeden Fall das im Vergleich zu 'El Topo' höhere Budget an, was Jodorowsky ausgiebig für eine aufwändige Inszenierung nutzen konnte. Apropos nutzen: der Film war - wenig überraschend - ein kommerzielles Disaster, was angesichts des Gezeigten auch wenig verwunderlich ist. Massenkompatibilität sieht halt anders aus.
Bei vielen Filmen, die als surrealistisch/ experimentell/ avantgardistisch bezeichnet werden können, kapituliert der geneigte Zuschauer/Kritiker, indem er ihn als "unbeschreiblich" definiert oder mit "kann man nicht in Worte fassen" die eigene Hillflosigkeit ob des Gesehenen manifestiert.
Auch bei 'Montana Sacra' kann man schnell kapitulieren, allerdings ist die eigentliche Handlung recht gut verständlich. Viele Einstellungen und Arrangements erschließen sich dem Betrachter aber nicht, wobei man nicht den Fehler begehen sollte, in jedem Bild einen tieferen Sinn zu finden. Das sich Jodorowsky über viele Jahre mit Religionen, New Age und philosophischen Ansätzen jedweder Art beschäftigte, ist zwar offensichtlich. Wenn er aber mit Kröten die Eroberung Mittelamerikas durch die Spanier "nachspielt", dann bricht auch einfach der Schalk im Nacken des Regie-Genies durch.
Hier "kriegt jede Religion ihr Fett weg", der Dieb, der Jesus verköpert, dem Prostituierte folgen (Maria Magdalena), und der sich gegen Kommerzialisierung des christlichen Glaubens wehrt, sei nur ein Beispiel.
Es wird schlichtweg alles hinterfragt und gleichzeitig kritisiert, Glaube, Religionen, Machtausübung, Kapitalismus, Narzissmus, Maßlosigkeit. So stehen die sieben Mächtigen vermutlich für die 7 biblischen Todsünden, stellen aber Anklage und Bekenntnis in Personalunion dar.
Wenn der Alchimist seinen Weggefährten klar macht, dass die Suche nach dem Sinn des Lebens oder gar Unsterblichkeit erfolglos sein musste, wird nicht nur der Zuschauer brutal in die Realität zurückgeholt:
"Is this the end of our adventure? No, nothing has an end. If we don't find immortality and least we shall find reality. Starting with a tale we have found life. But is this life actually reality? No. It's a film. We're only images, dreams and photographs. We mustn't stay here as prisoners. Let's shatter the illusion. That's magic! Goodbye to the Holy Mountain. Real life awaits us!"
Man kann nur vermuten, dass seine "Trips" Jodorowkys zu der Erkenntnis geführt haben, dass weder Glaube noch philosophische oder sonstige (politische) Weltanschauungen den Menschen einen wirklichen Sinn des Lebens vermitteln können.
Den müssen sie schon selbst finden...
10/10