Ein Dieb (Horacio Salinas) wird von profitgeilen Männern betrunken gemacht, damit sie einen Abguss von ihm herstellen und anschließend daran orientierte Jesusfiguren verkaufen können. Wieder nüchtern erkennt der Dieb, wie ihm geschehen ist, und zerstört alle Figuren bis auf eine. Diese nimmt er mit und will sie in einer alten Kirche aufstellen, was der Priester jedoch untersagt. Danach lernt er einen Alchemisten kennen, der Gold herstellen kann. Er will den Dieb mit auf die Suche nach dem Heiligen Berg nehmen, der das Geheimnis der Unsterblichkeit birgt. Begleitet werden sie von einer siebenköpfigen Gruppe, darunter die Waffenproduzentin Isla (Adriana Page) und der General Axon (Richard Rutowski). Jeder von ihnen muss sein Ego hinterfragen, um das Geheimnis des Berges ergründen zu können. Doch die Reise ist voller Gefahren und Versuchungen...
Nach "Fando & Lis" und "El Topo" beinhaltet die Alejandro Jodorowsky Box vom Label Bildstörung mit "Montana Sacra - Der heilige Berg" nun den krönenden Abschluss der Frühwerke des exzentrischen Ausnahme-Regisseurs. Wer bisher der Meinung war mit den beiden erstgenannten Filmen schon extrem außergewöhnliche Filmkost gesehen zu haben wird hier definitiv eines Besseren belehrt, denn vorliegende Geschichte sprengt nun wirklich jeden üblichen Rahmen und dürfte selbst im Bereich der surrealen Filmkunst einen ganz besonderen Platz einnehmen. Dieser Eindruck ergibt sich schon in den ersten gut 10 Minuten, verdeutlichen diese doch ganz eindeutig, das man hier wohl kaum einen Plot geboten bekommt, den man in irgendeiner Weise auch nur annähernd wiedergeben könnte. Vielmehr eröffnet sich von der ersten Minute an eine wahre Flut an surrealen Bildern, die einen in der Folge fast schon zu überschwemmen droht. Die dabei entstehenden visuellen Eindrücke sind dermaßen berauschend das man nicht selten den Eindruck erlangt, das man sich auf einem äußerst bizarren Drogen-Trip befindet. Nicht umsonst ranken sich um die Entstehung dieses Filmes hartnäckig die Gerüchte, das Jodorowsky im Vorfeld der Produktion seine Darsteller dazu animiert haben soll mit Drogen zu experimentieren und nach Ansicht dieses audiovisuellen Meisterwerkes kann man durchaus zu der Ansicht gelangen, das dies definitiv der Fall gewesen ist. Zu außergewöhnlich, skurril und kontrovers präsentiert sich das Geschehen, als das man es in einem normalen Zustand hätte zustande bringen können und man stellt sich mehr als nur einmal, welchen Sinn die Ereignisse denn eigentlich ergeben sollen. Jodorowsky präsentiert ein Szenario das keinesfalls in ein übliches Schema zu pressen ist und lässt dabei teils radikale Anspielungen auf Kirche, Sexualität und Gewalt erkennen, die in einen Rausch von kraftvollen Bildern gepackt wurden, der dem Zuschauer streckenweise fast die Luft zum atmen nimmt und ihn immer tiefer in einen sogartigen Strudel hinein zieht, aus dem es anscheinend kein Entrinnen gibt.
Es ist ein echtes audiovisuelles Spektakel, das vollgepackt mit blasphemischen Anspielungen, sexuellen Obszönitäten und fast schon kryptisch ineinander verschachtelter Symbolik auf einen einprasselt, so das man im Prinzip erst lange nach Beendigung des Filmes dazu kommt, das Gesehene auch wirklich sacken zu lassen. Während der Sichtung von "Montana Sacra" ist man nämlich viel zu sehr damit beschäftigt, die auf einen einstürmende Bilderflut einigermaßen zu verarbeiten, die zudem mit teilweise fremdartigen musikalischen Klängen untermalt ist. Man merkt an dieser Stelle ganz eindeutig, das Jodorowsky hier ein weitaus größeres Budget zur Verfügung stand, als es noch bei "El Topo" der Fall war und der Regisseur hat das zusätzliche Geld ganz augenscheinlich für die Visuallisierung seines dritten Filmes ausgegeben, was dem Zuschauer letztendlich einen Film-Genuss beschert, den man sicherlich nicht so schnell vergessen wird. Man sollte in vorliegendem Fall auch nicht nach logischen Erklärungen oder dem eigentlichen Sinn der Abläufe suchen, sondern vielmehr die gewaltige Bildsprache des Szenarios auf sich wirken lassen, denn nur so kann man wirklich erkennen, wie viel Zynismus und Sarkasmus dieses Werk enthält. Im Gegensatz zu "Der heilige Berg" erscheint einem dabei ein Film wie "El Topo" fast schon absolut mainstreamtauglich, was man von der hier besprochenen Produktion definitiv nicht behaupten kann.
Es ist schon ein gehöriger Spagat zwischen Genialität und dem puren Wahnsinn, was Jodorowsky hier in Szene gesetzt hat und so hinterlässt die Geschichte auch durchaus zwiespältige Emotionen beim Betrachter. Handelt es sich doch einerseits um ein wahres Kunstwerk, so beinhaltet der Film auch durchaus Passagen, bei denen man sich regelrecht angewidert vom heimischen Bildschirm abwenden möchte. Doch insbesondere die Kombination aus Sex, Blasphemie und stellenweise brutaler Härte übt eine dermaßen starke Faszination aus, das man seinen Blick unmöglich abwenden kann. Gleichzeitig eröffnen sich auch immer wieder Szenen, in denen durchaus eine skurril-komische Beinote zu erkennen ist, denn die Abwegigkeit so mancher Situation zaubert einem sogar ein dezentes Lächeln ins Gesicht. Man merkt also das es sich hier keinesfalls um eine Produktion handelt, bei der man mit den ansonsten üblichen Bewertungs-Kriterien an die Sache heran gehen kann, denn "Der heilige Berg" ist wohl zu der Art von Filmen zu zählen, bei denen es unglaublich stark auf den eigenen Geschmack ankommt, um eine echte Bewertung abzugeben. Für viele Leute mag es sich daher um nicht nachvollziehbaren und vollkommen sinnlosen Schund handeln, andere dürften dieses Werk wohl eher in die Kategorie Meisterwerke einordnen. Und ganz egal wie man die Sache auch sehen mag verdeutlicht die Geschichte doch ziemlich eindrucksvoll, das der chilenische Regisseur auf jeden Fall zu den absoluten Ausnahme-Regisseuren zu zählen ist, die sich keinesfalls damit begnügen, irgendwelche 08/15 Filme zu drehen. Ich könnte es jederzeit nachvollziehen, wenn manch einer schon nach spätestens 10 Minuten die vorliegende DVD schon wieder aus dem DVD-Player entfernt, denn nicht jeder wird etwas mit dieser visuell grandios umgesetzten Story anfangen können, wer allerdings bis zum Ende durchhält wird mit einem Film-Erlebnis belohnt, das auf jeden Fall einen äußerst nachhaltigen Eindruck im Gedächtnis hinterlässt und das man wahrlich nicht allzu oft zu sehen bekommt.
Außergewöhnliche und gewöhnungsbedürftige Filme gibt es zur Genüge, doch selbst in dieser Sparte dürfte "Montana Sacra - Der heilige Berg" eine absolute Ausnahmestellung einnehmen. Mit normalen Maßstäben keinesfalls zu bewerten eröffnet sich eine Geschichte, die den Zuschauer mit einem audiovisuellen Hochgenuss regelrecht überflutet, so das man nicht selten das Gefühl verspürt, in diesem ekstatischen Bilderrausch zu ertrinken. Um das Gesehene auch richtig zu verarbeiten bedarf es einer Menge Zeit, zudem ist hier ganz stark die Interpretation des jeweiligen Betrachters gefragt, um auch nur annähernd so etwas wie einen Sinn den den Abläufen zu erkennen. Letztendlich handelt es sich hier ganz bestimmt um den außergewöhnlichsten der drei Filme, die in der Box von Bildstörung erschienen sind und wer bei den ersten beiden Frühwerken Jodorowsky's schon der Meinung war es mit schwerer Filmkost zu tun zu haben, wird hier definitiv eines Besseren belehrt. Wer eine Vorliebe für außergewöhnliche Filmkunst hat kommt keinesfalls an dieser Veröffentlichung vorbei und sollte die Box von Bildstörung definitiv ordern, denn einmal mehr stellt sich hier eindrucksvoll heraus, das dieses Label ein mehr als glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Veröffentlichungen hat. Mit der Alejandro Jodorowsky Box hat man jedoch den Vogel abgeschossen und sich selbst übertroffen, denn dieses Package kann man nur jedem Liebhaber der besonderen Filmkunst ganz besonders ans Herz legen.
Fazit:
"Montana Sacra - Der heilige Berg" ist der absolut krönende Abschluss der Frühwerke eines Regisseurs, der seinen Filmen etwas so Außergewöhnliches-und bizarres verleiht, das man es kaum in Worte fassen kann. Schwerlich zu beschreiben offenbart sich hier eine Geschichte die einen visuell in einen absoluten Rauschzustand versetzt in dem man nahezu versinkt. Manigfaltige Eindrücke, jede Menge Zynismus und provokative Anspielungen ergeben dabei einen bizarren Mix, der auf jeden Fall nachhaltig im Gedächtnis des Betrachters haften bleibt.
10/10