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Dem Studentenpärchen Jennifer und John bleibt auf der Rückfahrt von einem Treffen mit Freunden das Auto stehen. Nicht genug, dass die Panne im Wald passiert, nein, es ist auch noch mitten in der Nacht. In unmittelbarer Nähe des Unfallorts liegt eine Leiche im Unterholz. John sieht nach dem Rechten und wird vom vermeintlich toten Körper, einem Zombie, attackiert. Im Krankenhaus stellen die Ärzte fest, dass er keinen Herzschlag mehr hat. Er ist infiziert und beginnt, sich durch verschiedene Stadien der Verwesung, selbst in einen lebenden Toten zu verwandeln. Als er den Zombie-Virus auf Jennifer überträgt, schottet sich das Paar, vollends in Mullbinden eingeschlagen, mehr und mehr ab, der Zwang, Menschenfleisch zu essen wird nur von Phasen völliger Verzweiflung und der Müdigkeit des eigenen Lebens abgelöst. Es kommt zu Bluttaten.
Carl Lindbergh ist mit Shadows Of The Dead ein faszinierendes kleines Werk gelungen. Die Mischung aus Elementen des fantastischen, genauer gesagt Horrorfilms und denen schwermütiger und dialoglastiger Beziehungsdramen, wie sie in Europa vor dreißig bis vierzig Jahren regelmäßig hervorragend geschaffen worden sind, funktioniert zu jeder Zeit. Der Prozess der Zombiefizierung steht hier als Synonym für postnuklearen Verfall der Körperlichkeit oder das schrittweise qualvoll Dahinsiechen in Folge einer Infizierung mit modernen Seuchen – in erster Linie natürlich AIDS – und die daraus resultierende Ächtung und Ausgrenzung gesellschaftlicher Natur. So besteht der Großteil des Films aus Dialogpassagen zwischen John und Jennifer, die sich anfänglich noch um den Allerweltsweltschmerz jungen Zusammenlebens drehen und den Zuschauer so für einen kurzen Moment in der vermeintlichen Sicherheit zeitgeistbewusst angeknackster Gegenwartsrealität wiegen können. Eine bewusst gelegte falsche Fährte, ein McGuffin, wie es bei Hitchcock geheißen hat, allerspätestens dann hinfällig, als die Liebenden, nunmehr auf die Krankheit reduzierte optische Mumien, im mehr und mehr zur Raubtierhöhle verkommenden gemeinsamen Kleinappartement liegen und ernsthaft darüber nachdenken müssen, entweder andere Menschen oder sich selbst umzubringen. Beides auf eine Art und Weise, um zu überleben.Viel bedrückender allerdings sind die verzweifelten Appelle Jennifers an ihren, mit steigendem Verfallsgrad in einem Gefühlsgemisch aus Misanthropie und Selbstmitleid vergehenden, Freund, was die gemeinsame Zukunft, das gemeinsame Leben im einst vielleicht sogar noch generationenbedingt diminutivvierten als normale Menschen, unauffällige und gut geölte Zahnrädchen im Gesellschaftsgetriebe, betrifft. Hier betritt Shadows Of The Dead beinahe schon das Terrain des wohl bittersten, im Zuge der Antiatomkraftbewegung der Achtziger Jahre entstandenen, filmischen Statements, dem Zeichentrick-Depressivum Wenn der Wind weht, in dem ein Rentnerehepaar mit den Folgen des Nuklearen Winters fertig zu werden versucht.
Technisch ist der Film gut gemacht. Die wenigen Schauspieler machen ihre kammerspielartige Sache ordentlich, brauchen sich hinter den sauberen Make-up FX nicht zu verstecken. Alles andere als bierpartytauglicher Splatterschund ist Shadows Of The Dead Horrorfans mit Hirn, falls es die gibt, ans Herz gelegt.

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