Der Versuch, ein existentialistisches Drama mit Zombie-Thematik zu verbinden, ist im Fall von "Shadows of the Dead" leider kaum eine Empfehlung wert. So löblich originell, wie auch potentiell ergiebig die Grundidee ist - es hilft alles nichts, wenn die Ausführung so nichtssagend und oberflächlich ausfällt. Um es ganz deutlich zu sagen, das eigentliche Problem ist nicht, dass im Ergebnis kein wirkungsvoller Horrorfilm im Sinne des Genres entstanden ist, sondern dass zudem die ganze Bandbreite an Möglichkeiten verschenkt wurde, welche ein ernsthaftes Drama zur Auseinandersetzung mit der Problematik einer persönlichen, sowie zwischenmenschlichen und endlich auch einer gesellschaftlichen, existentiellen Krise bietet.
Zum Inhalt: John und Jennifer, ein junges Liebespaar, hat in einer schicksalsträchtigen Nacht eine Autopanne im Wald. Im weiteren Verlauf der Ereignisse wird John von einem verwesten Leichnam gebissen und mutiert infolgedessen selbst zu einem Untoten, der alsbald ein grausiges Verlangen nach Menschenfleisch entwickelt...
Nimmt man die Zombie-Thematik, bzw. die Folgeerscheinungen der Infektion wenn man so will, als Deckmäntelchen, um eine mehr oder minder verzweifelte Situation von sozial Ausgestoßenen zu schildern, so bieten sich durchaus reizvolle Perspektiven für einen entsprechenden Diskurs an. Natürlich drängt sich der Vergleich zu anderen Pariahs einer Schicksalsgemeinschaft auf, deren Nöte und Bedürfnisse bisweilen konträr zu den Normen und Konventionen der Mehrheit verlaufen und also zu einer ontologischen Krise führen, weil elementare menschliche Erfahrungen wie Leben, Sterben, Verantwortung und Freiheit maßgeblich tangiert werden. Insofern könnte man die Problematik von John und Jennifer im Film sicher auch auf aidskranke Junkies übertragen, die im gesellschaftlichen Abseits vegetieren und nur noch dem nächsten Schuß hinterherjagen (nur um ein Beispiel zu nennen, um den körperlichen Zerfall von John und seine Gier nach Fleisch in die Realität zu transportieren).
Leider ist mit dieser Bestandsaufnahme die Aussagekraft des Films jedoch weitgehend erschöpft. Was sich bis zum Ende hin in kammerspielartiger Manier abspielt, führt letztendlich immer wieder auf die bloßen Ausgangsbedingungen der Krise zurück. Man muß fairerweise sagen, dass der Film trotz sehr offensichtlicher, budgetbedingter Beschränkungen technisch ordentlich realisiert wurde. Allein mangelt es an stimulierenden Inhalten - und damit sind keineswegs Darstellungen gemeint, wie man sie gemein hin bei einem Horrorfilm erwartet. Der wahre Horror spielt sich im gegebenen Kontext ohnehin auf einer anderen Ebene ab. Diese Ebene wird aber nur selten erreicht. Das liegt vor allem auch an den weitgehend banalen Dialogen (die sich meist in unpassendem Small Talk erschöpfen) und dem Fehlen von nachvollziehbaren emotionalen und intrapsychischen Einblicken. Salopp gesagt, natürlich geht es einem beschissen, wenn das Herz aufhört zu schlagen und man dennoch den Verfall des eigenen Körpers miterleben muss. Natürlich führt dies zu einer Entfremdung von der vertrauten Umwelt und den gewohnten Strukturen des eigenen Daseins. An dieser Stelle jedoch endet die Aussagefähigkeit der ganzen Tragödie und ergo ist es kaum verwunderlich, dass das tragische Ende den Zuschauer schließlich relativ kalt läßt.
Es ist ein Jammer, welch ein Potential hier verschenkt wurde. "Shadows of the Dead" hätte ein Meilenstein weit über die Genregrenzen hinaus werden können. Man kann nur hoffen, dass der Film eine Inspiration für eine künftige, hoffentlich substantiellere Auseinandersetzung liefert. So sind wohlwollend 3,5 / 10 Punkten das Höchste der Gefühle.