Die junge Liljan Werner unternimmt gemeinsam mit ihrer Freundes-Clique einen Ausflug zur Waldhütte ihres Bruders Bjørn... doch nach der Ankunft findet man neben dem nahegelegenene See lediglich dessen erschossenen Hund und seine Jagdflinte vor sowie Spuren, die ins Wasser führen. Der Polizist Bråten setzt die Anwesenden daraufhin über die Legende des einbeinigen Tore Gråvik in Kenntnis, der einst seine eigene Schwester und deren Liebhaber getötet und die Leichen in dem besagten See versenkt haben soll, bevor er sich dann kurz darauf selbst ertränkt hat... und dessen einbeiniger Geist an dessen Todestag angeblich weiterhin sein Unwesen treibt und Besitz von Menschen ergreift, die da kurz darauf ebenfalls Selbstmord begehen. Kurz darauf geschehen seltsame Dinge in der Hütte und man findet immer wieder Fußspuren vor, die ein Einbeiniger mit einem Holzbein hinterlassen haben muss. Ist Bjørn wie so viele vor ihm ebenfalls unter dem Zwang des Toten in den See gegangen? Oder geht da etwa ein höchst irdischer Mörder in den Wäldern um, der es nun auch auf Liljan und ihre Freunde abgesehen hat...? Selbst nach Jahrzehnten aktiven Filmeguckens stößt man doch immer noch auf das eine oder andere kleine Schätzchen der Kino-Geschichte beziehungsweise Streifen, von denen man tatsächlich noch nie etwas gehört hat und die es sich zu entdecken lohnt... und genau so einer ist auch Kåre Bergstrøms "Lake of the Dead" (oder, wie er im Original heißt: "De dødes tjern") von 1958, bei dem es sich doch im den ersten norwegischen Horrorfilm überhaupt handeln soll und der in seinem Entstehungsland als echter Klassiker gilt, über dessen Grenzen hinaus international aber keine große Bekanntheit erlangen konnte. Schade eigentlich, denn auch wenn das Ganze heutzutage längst nicht mehr so gruselig daherkommt wie wohl noch vor fast 70 Jahren, so hat man es hier doch im Grunde genommen ob des Schauplatzes mit einer Art frühem Vorfahren von "Freitag der 13." & Co zu tun, der damals allerdings noch ohne notgeile Teenager und brutale Morde ausgekommen ist. Trotz Geister-Geschichte im Hintergrund schleicht sich der leise Schrecken hier auf eine verkopfte Art zwischen den Zeilen an, was zur Folge hat, dass man die Angelegenheit eventuell ein wenig dialoglastig empfinden könnte, aber glücklicherweise ist das alles dank der wirklich superben Schwarzweiß-Fotografie doch noch erheblich stimmungsvoll geraten. In den letzten paar Minuten nimmt "Lake of the Dead" durch die erklärende Zusammenfassung des anwesenden Psychologen Bugge gar noch das Ende von Alfred Hitchcocks "Psycho" vorweg... und dazu passen dann auch die ziemlich offensichtlichen Inzest-Motive, die hier kaum verklausuliert verarbeitet werden, sondern sich rückblickend betrachtet sogar als Triebfeder der Handlung entpuppen. Unterm Strich ist das alles zwar immer noch mehr ein Agatha Christie-likes Murder-Mystery denn "harter" Horror, aber die eine oder andere Richtung, in die sich das Genre in der Folgezeit entwickeln soll, wird hier doch bereits dezent angedeutet. Tja, hätte Kåre Bergstrøm es doch auch noch verstanden, die Spannung ein wenig mehr zu forcieren und aus der durchaus vorhandenen, unheimlichen Atmosphäre mehr Kapital zu schlagen, dann gäbe es hier in der Tat nicht viel zu bekritteln. Dennoch ist bei "Lake of the Dead" als weitestgehend unbekanntem Exemplar eines 50er-Jahre-Horrorfilmchens abseits der amerikanischen B-Movie-Masche auch heutzutage allemal immer noch ein Blick drin...!
6/10