Trelkovsky (Polanski himself), ein introvertierter junger Angestellter, bezieht ein Appartement in einem Pariser Altbauhaus. Seine Vormieterin, Simone Choule, hat sich aus ungeklärten Gründen aus dem Fenster ihrer Wohnung gestürzt und verschied später an den Folgen.
Obwohl anpassungsbereitwillig eckt Trelkovsky schon recht bald bei seinen Mitmietern an, die den Junggesellen bereits seit seinem Einzug kritisch beäugen. Nach seiner Einstandsfeier erhält er durch den Vermieter des Hauses für die abendliche Lärmbelästigung einen ersten Verweis. Allmählich beginnt neben den alltäglichen Kleinigkeiten, Gehässigkeiten und Schikanen der immer merkwürdigeren Nachbarn für Trelkovsky die Situation bedrohliche Formen anzunehmen.
In der Einsamkeit und Anonymität des Hauses muss er beunruhigende Beobachtungen machen. In einer versteckten Wandöffnung entdeckt er den ausgeschlagenen Zahn seiner Vormieterin Simone, in einem Fenster auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses verharren regungslos Menschen und beobachten ihn.
Er ahnt, dass Simone keineswegs eines Freitodes gestorben ist. Bald weiß er, welches Schicksal ihm zugedacht ist: Seine Mitmieter haben sich gegen ihn verschworen, wollen Simone Choule in ihm "inkarnieren" und auch ihn zum Sturz aus dem Fenster zwingen. Bei Stella, der Freundin seiner vormaligen Vormieterin, findet der labile Trelkovsky nur einen vorübergehenden Halt. Schnell hat er auch sie als Teilnehmerin jenes Komplotts, das zu seinem Tod führen soll, entlarvt. Unter zunehmendem Persönlichkeitsverfall fügt sich Trelkovsky dem ihm zugedachten Los....
Neben „Ekel“ möchte ich „Der Mieter“ als Meisterwerk Roman Polanskis benennen! Indem er hier auch selbst den Hauptpart mimt, steht er seiner Leistung als Regisseur des Films in nichts nach. Polanski erzählt die Geschichte des labilen Menschen, der in einer ihm grundlegend feindselig gesonnenen Umwelt zu (über)leben versucht, daran zerbricht und dadurch in den Wahnsinn abgleitet, bis ins Detail mit Perfektion. Wird nach heutigen Maßstäben zwar auf "Effekthascherei" verzichtet, sind nichts desto trotz viele Bilder und Impressionen des Films erschreckend und verstörend. Hier ist allein schon die Szene hervorzuheben, in der Trelkovsky im Fieberwahn den Toilettenraum gegenüber seines Hauses betritt, den er sonst immer durch sein Fenster beobachtet hat und dann von dort in das Fenster seiner eigenen Wohnung blickt...
Der Weg in den Verfolgungswahn wird stringent gezeichnet. Alle Elemente fügen sich nahtlos ein in das vollkommene Weltbild eines Paranoikers. Wunderbar dazu die Ambivalenz an der Stelle, als Polanski Trelkovsky sagen lässt:
„Heutzutage wird das Verhältnis zu den Nachbarn immer komplizierter! Es werden idiotische Kleinigkeiten hochgespielt und bekommen eine ganz falsche Bedeutung!“
Die zunehmenden Wahnvorstellungen, die Trelkovsky beherrschen und schließlich das Finale des Dramas, zeichnen sich dann durch geradezu grausame Expressivität aus, unterstreichen aber die Unvermeidlichkeit dieses Ausganges.
Ein genialer Film!
10/10!