Review

Gefangen zwischen Alpträumen und städtisch-fantastischer Wirklichkeit

"The Tenant" lässt offen ob sein vom Regisseur des Films uncredited dargestellter Protagonist nun an einer psychischen Erkrankung leidet, oder ob dessen Erlebnisse im Paris der 1970er Jahre (weitgehend) Realität sind.
Polanskis Abschlussfilm von seiner Apartment-Trilogie weist dabei einigen Nachhall noch von "Rosemary's Baby" auf: zwar tritt hier kein bunter Satanismus direkt auf, die Arrangements sind jedoch durchaus ähnlich und so findet sich Polanski selbst als Protagonist hier in der Rolle des ersten sichtbaren Opfers aus dem zweiten Film, der jungen, (angeblich) vom Ruth-Gordon-Charakter und ihrem Mann dort aufgelesenen, Frau wieder. "The Tenant" ist ein Spiel der Identitäten und wie ein Kreisel aufgebaut welcher sich in einer Schleife befindet - ob man dem Geschehen glauben schenken soll bleibt aber der individuellen Betrachtung eben übrig. Der Held will eigentlich bloß keinen Ärger haben und passt sich als neuer Mieter in einer Hausgemeinschaft an - zumindest versucht er dies. Wo es in "Repulsion/Ekel" für die Deneuve eher das Apartment selber gewesen ist welches Horror verursacht hat und in "Rosemary's Baby" eher die Anziehungskraft eines ganz bestimmten Hauses für ganz bestimmte Unmenschen, so inhabitieren hier böse Leute eher gemeinschaftlich ein beliebiges Objekt. Dabei gibt es möglicherweise bloß die üblichen Außenseiter welche gequält werden - oder auch nicht. Zwar deutet der Film ein okkultes Kollektiv aus dem Umfeld eines gedachten Klischee-Satanismus schon an, bleibt damit jedoch auch stets einigermaßen vage. Die Spannung des Films finde ich dabei zum Teil wirklich schon beinahe unerträglich: Polanskis Surrealismus wenn man so will, den ich schon immer als wohltuend altmodisch empfunden habe, geht hier für mich stellenweise überdeutliche Liaisons mit dem besten des angloamerikanischen Spannungsfilms ein - in einem dem weitgehend wiederum völlig fremdem - zumindest fantastisch anmutenden Milieu. EinE Lovecraft-LeserIn wird so womöglich wie ich auch einige modern-progressiv verschärfte Parallelen zu dessen Werken finden können
Eva Ionescos (Spermula) Filmdebut.

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