Review

Typisch nordischer Thriller, aber leider nur Durchschnitt in allen Belangen

KLARAS FALL ist ein durchschnittlicher bis solider Thrillerbeitrag der in allen Belangen eines Genrefilms keine Rekorde bricht, aber wie aus einem Guss wirkt und gegen Ende hin sogar noch mit guter Spannung auftrumpfen kann. Es ist unter Berücksichtung strukturierter Kriterien und einer gewissen Portion Akribie leider nicht das erwartete Juwel wie an anderem Orte lapidar behauptet wird. Aus meiner subjektiven Sicht selbstverständlich. Nach einiger Zeit fällt die leicht holzschnittartige Dramaturgie auf, die einerseits viel erklärt, andererseits dann auch einmal kleine unerklärte Sprünge in der Handlung macht.

Klara (Sofia Helin) kann als Protagonisten nicht umfassend überzeugen, zu eingeschränkt wirkt sie für mich in ihrer Ausdrucksweise und auch die Synchronstimme klang wie von einer Siebzehnjährigen. Aber bleiben wir weiterhin fair. Dazu kann der Film als solches ja nichts. Ausklammern darf man von mir aus gerne auch die diversen logischen Probleme und die nicht immer nachvollziehbaren Handlungsmotive von ihr, aber auch ihren Polizeikollegen. Gerade einige Nebenrollen wie ihr direkter Kollege überzeugen auch nicht wirklich mit seinem künstlich wirkenden Gehabe.

Größtes Kopfzerbrechen macht auch manchen die logischen Probleme in Bezug auf das interne Verhältnis von Fremdenlegionären welches am Ende eine große Rolle spielt. Meine insgeheime Hoffnung war, dass sich KLARAS FALL wie viele skandinavische oder auch französische Beiträge deutlich über das Niveau eines TATORT Krimis hinausbewegt. Leider war dies nicht der Fall und die sehr klischeehaften Gangsterrollen haben dazu auch beigetragen. Hier wurde eine Menge Potential verschenkt.

Manche Dialoge wirken wie aus dem Thriller-Baukasten von der Filmhochschule. Mikael Persbrandt, der uns ja zuletzt insbesondere mit sehr guten Performances in den beiden Teilen von AGENT HAMILTON begeisterte, wirkt auch anfangs recht blass um dann durch einen sehr gewagten Mega-Twist dann etwas an Format zu gewinnen. Für mich zu spät, auch wenn im letzten Abschnitt noch einiges durch die hohe Spannung gut gemacht wird. Aber auch da ist das setup und die Glaubwürdigkeit des Szenarios "junge Frau gegen mehrere brutale Gangster" nicht ganz gelungen.

Auch wenn es darüber hinaus trotz meiner offenen Arme für den Film nicht für eine höhere Wertung reicht, auch aufgrund der unter anderem vielfachen Konkurrenz aus nordischen Landen im letzten Jahrzehnt, war für mich KLARAS FALL keine reine Zeitverschwendung. Der schwedische Regisseur Peter Lindmark hat uns nach KLARAS FALL noch den schauspielerisch deutlich stärkeren und von der Handlung dichteren EXIT mit Mads Mikkelsen geschenkt und ich hoffe, dass er auf diesem Niveau weitermacht.

5,5/10 Bullaugen....äh,....Punkten

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