Der Millionär Tom Newcliffe hat eine Gruppe von Leuten übers Wochenende auf seine Privatinsel eingeladen... jedoch mit einem perfiden Hintergedanken: Der passionierte Jäger ist nämlich der festen Überzeugung, dass es sich bei einem seiner Gäste um einen waschechten Werwolf handelt und Newcliffe ist fest entschlossen, die Bestie zu enttarnen und anschließend zu erlegen. Zu diesem Zweck lässt er die komplette Insel mit Kameras, Mikrofonen und Bewegungsmeldern elektronisch überwachen und hat dafür gesorgt, dass man von der Außenwelt abgeschnitten ist, damit niemand vorzeitig die Party verlässt. Und während in der luxuriösen Villa langsam die Verdächtigungen die Runde machen, scheint draußen der Vollmond über die Szenerie... und natürlich gibt es auch schon bald den ersten Toten, denn der Werwolf hat nicht vor, sich einfach so zu erkennen zu geben... Dieses Gruselfilmchen aus den britischen Amicus-Studios ist eine recht kuriose Mischung aus einem Whodunit?-Ratespiel à la Agatha Christie und einem fast schon klassischen Vertreter aus der Werwolf-Sparte, wobei der betriebene Einsatz, was Kunstblut und Effekte anbelangt, allerdings überschaubar bleibt und das Ganze noch nicht als bombastisches F/X-Showcase daherkommt, wie ein paar Jahre später "Das Tier" und "American Werewolf". Wenn der Werwolf zwischendurch dann doch noch seine Auftritte hat, entpuppt dieser sich lediglich als zotteliger Köter, der dem Zuschauer nicht wirklich geschickt als echtes Ungeheuer verkauft werden soll... was in diesen Momenten fast schon ein wenig trashig wirkt. Dass "Mondblut" aber dennoch einen Blick wert ist, verdankt er zum einen der einigermaßen sicheren Regie Paul Annetts, der da recht geschickt die passende Atmosphäre aufkommen lässt, und der versiert aufspielenden Besetzung mit solchen bekannten Darstellern wie Peter Cushing, Anton Diffring, Charles Gray und Michael Gambon, die mt Spaß bei der Sache sind und das Publikum schnell für die dünne Geschichte einnehmen. Aufgelockert wird der typisch gediegene Charme gepflegter britischer Grusel-Unterhaltung einerseits durch das Insel-Ambiente sowie dem großzügig ausgestatteten Luxus-Anwesen als Handlungs-Ort... und andererseits durch Calvin Lockhart, der in der Rolle des Newcliffe eine leichte Blaxploitation-Kante in die Angelegenheit mit einbringt, was darauf schließen lässt, dass auch die englischen Produzenten damals durchaus 'nen Blick darauf hatten, was jenseits des großen Teichs trendmäßig gerade so angesagt gewesen ist. Gratis obendrauf gibt es dann sogar auch noch ein William Castle-likes Gimmick: Da wird doch glatt kurz vor Schluss der Film angehalten und eine Uhr eingeblendet, woraufhin dem Zuschauer 30 Sekunden Zeit gegeben wird, um selbst den Werwolf aus den zur Auswahl stehenden Verdächtigen herauszupicken... wirkliche Anhaltspunkte darauf, wer es denn nun tatsächlich ist, enthält einem der Streifen allerdings vor und die Red Herrings sind unter den beteiligten Personen dann auch so gleichmäßig verteilt, dass es letztendlich reine Glückssache ist, ob man richtig getippt hat. Nun ja, dann ratet mal schön! Ärgerlich sind da eigentlich nur die recht billig gemachten Tag-für-Nacht-Aufnahmen... und eben der Hund, der hier den Werwolf spielt, aber wohl nicht mal bei den Baskervilles für Angst und Schrecken sorgen würde. Fazit: Kein zu Unrecht vergessener Klassiker (und auch nicht der Beste vom Amicus!), aber eine zumindest ungewöhnliche Genre-Krimi-Melange und heutzutage immerhin noch gemütlich-altmodisches Entertainment.
6/10