Review

Yako- Der einsame Rächer

Im Zuge eines unerwarteten Hochs des mexikanischen Exploitationkinos der 1980er Jahre kamen die alten Haudegen Mario und Fernando Almada zu einem Comeback und Rosa Gloria Chagoyan als „Lola La Trailera“ zu Ruhm und Ehren. Und was machten deren Autoren, wenn die Stars mal nicht zur Verfügung standen? Sie fabrizierten eine Mischung aus dem Video Nasty „Ich spuck’ auf dein Grab“, „Ein Mann sieht rot“ und„Rambo“, eingerührt nach streng mexikanischem Rezept, versteht sich…
Yakos Freundin Diana bewirbt sich bei einer Audition für eine Tanzgruppe am Broadway. Der Mann und die Frau von der Jury, die zuvor bei allen Teilnehmern mißlaunig den Kopf geschüttelt hatten, grinsen bei Dianas Auftritt plötzlich um die Wette, als hätten sie sich eine Line gezogen, obwohl manche der anderen Anwärterinnen besser getanzt hatten als Diana (und, ´tschuljung, auch besser aussahen). Dieser Yako ist ein typischer Mann südländischen Zuschnitts, für den die Frau noch ordentlich hinter dem Herd zu stehen hat. Als seine Freundin ihn mit dem Gedanken an eine eigene Tanz- anstatt einer Hausfrauenkarriere überrascht, behandelt er sie abwehrend, wie er auch sonst immer reichlich angenervt wirkt („Meine Kette ist schon wieder kaputt. Reparierst du sie mir?“- „Muß ich ja dann wohl.“). Nur bei der Nachricht, daß Diana schwanger ist, reagiert er euphorisch. Nachdem Diana sich mit dem Gedanken an eine Abtreibung auseinandergesetzt hat, entscheidet sie sich endlich für das Kind, das, soviel steht für Yako fest, natürlich ein Junge, ein strammer Statthalter, wird! Um das junge Familienglück zu besiegeln, fahren die beiden erst einmal an einen einsamen See zum Zelten. Dort werden sie sofort á la „Muttertag“ von einem Asthmatiker durch die Büsche beobachtet. Am Lagerfeuer reflektiert Diana unmotiviert tiefgründig, aber nicht von der Hand zu weisend, über den Status Quo: „…es macht mich traurig, wenn ich sehe, wie viele Kinder den Hungertod erleiden müssen!“- „Aber daran können wir beide doch leider nichts ändern. Wir können nur dafür kämpfen, daß die Umwelt unseren Kindern so erhalten bleibt…“ Das nenne ich mal eine schlüssige Argumentationsstruktur!
Jedenfalls haust im verträumten Grünen eine finstere Bande von Aussteigern, die sich Diana schnappen und vor den Augen des gefesselten Yako vergewaltigen. Am nächsten Morgen ist Diana tot, und Yako schaltet ohne Übergang in den Rächer- Modus. Ohne, daß jemals geklärt wird, wo er plötzlich dieses Arsenal herhat, bedient er sich einiger recht ausgefeilter Fallen und Waffen.
Der Kameramann fängt zu Beginn mit dem Blick eines staunenden Kindes, das zum ersten Mal in die Großstadt kommt, Impressionen von Hochhäusern (in Mexiko City?) ein, und über einem Kino prangt doch tatsächlich der Name Mario Almada, der uns aus „Blutiger Highway 2“ und „Cobra Gang“ (siehe unsere Reviews) noch in schönster Erinnerung ist. Die Leute hinter der Kamera müssen in diesem Fall beinharte Klassik- Liebhaber gewesen sein, denn neben der allseits beliebten Synthiemucke kommen hier auch diverse Klassik- „Classics“ zum Einsatz. Als Yako nach einer Russisch Roulette- Einlage wieder die Oberhand gewinnt und gegen den Chef des feindlichen Clans vorgeht, ertönt sogar Wagners „Ritt der Walküren“! Dazu kommentiert der Synthesizer des öfteren auf witzige Art und Weise die Handlung- („Und wer kümmert sich dann um unser Kind?“- „Na, ich in meiner freien Zeit und du in deiner!“ Synthesizer: Jummmm!)
Die Darsteller chargieren sich dermaßen durch die Landschaft, daß es kracht. Schon Hauptdarsteller Eduardo Yáñez besticht nicht gerade durch seine mimischen Fähigkeiten (vielleicht spielt er aber auch besser als verlangt, das ist schwer zu sagen), und was für den „Star“ gilt, gilt erst recht für die Nebendarsteller. Dafür trumpft er dann so richtig auf, als es ans Eingemachte geht. Die Synchronisation zu „Yako“ ist übrigens nicht so schön wie die zu den anderen von uns besprochenen Tequila- Reißern (außer den oben genannten auch „Blutiger Highway“), aber immer noch annehmbar, und vor allem der Inszenierung angemessen. Denn mit Erklärungen hatte man es nicht so bei diesem Dreh. Die Gang beispielsweise, deren Vertreter aussehen wie entfernte Verwandte der Bergbewohner in „Hügel der blutigen Augen“ (1977), was machen die im finsteren Tann? Das scheint mir doch eher eine Kommune zu sein, die einen alternativen Lebensstil ausprobieren. Allerdings haben sie einen eklatanten Mangel an Frauen, den sie gewaltsam auszugleichen versuchen. Außerdem lassen sich weder Yako noch die Gang von der Möglichkeit, entdeckt zu werden, abhalten, mitten in der Nacht Feuer zu machen.
Hauptdarsteller Eduardo Yañez ist übrigens einer der am meisten ausgezeichneten mexikanischen Bühnenschauspieler, der auch schon in Hollywood- Produktionen dabei war (kein Wunder bei der vierschrötigen Statur), z.B. in „Wild Things“ (1998), „Man On Fire“ (2004) oder der Neuverfilmung von „The Punisher“ (2004). Obwohl „Yako“ (den man im übrigen, auch wenn manche ihn so aussprechen, nicht mit dem schmächtigen, singenden Schönheits- OP- Fehlversuch verwechseln sollte, der derzeit das Inventar seines Zoos auf der Neverland- Ranch zu Dumping- Preisen verschleudert) sich reichlich bei den amerikanischen End- 70er/ Früh- 80er Backwoods- Slashern bedient, kann man ihn als Vertreter der Spezies doch nicht so ganz ernst nehmen, dafür läuft die Handlung zu unmotiviert ab. Lieber das Gehirn auf Standby schalten und den hohen Trash- Faktor genießen. Nur eine Stelle finde ich wirklich heftig, ein Angehöriger der Gang schlägt einer lebenden Schlange den Kopf ab- mußte das denn sein?
Das Master der DVD sieht subjektiv etwas besser (farbkräftiger und schärfer) aus als das der anderen Tequila- Reißer, natürlich sind auch Verschmutzungen wieder allgegenwärtig, aber die stören den Genuß des Werkes nicht wirklich. Wieder einmal gibt’s keine wirklichen Extras, dafür aber eine nette kleine Trailershow zu anderen Camp- Klassikern. Und das gezeichnete Original- Postermotiv, das den Vergleich zu Rambo noch näher rückt, wird sich auf der bei CMV gebräuchlichen Hochglanz- Buchbox wieder sehr gut machen. Morris

Yako, cazador de malditos
Mexiko 1986, 85 min.
Regie & Idee: Rubén Galindo
Produktion: Raul Galindo
Drehbuch: Carlos Valdemar
Musik: Pedro G. Galarza
Kamera: Juan Manuel Herrera
Mit: Eduardo Yañez, Gregorio Casals, Pedro Weber, Humberto Elizondo, Diana Ferreti, Roberto Montiel, Fabian Aranza, Oscar Traven, Mario Casillas

DVD:
Anbieter: CMV
FSK: 18
Bildformat: 1,66:1 (16:9 anamorph)
Tonformat: Deutsch Dolby Digital 2.0
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