Luc Besson hat ja in den letzten zehn Jahren nichts Vernünftiges mehr zustande gebracht, auf sein Konto gehen unter anderem die üblen Verschandelungen der beiden ersten Tony Jaa-Meisterwerke. "Unleashed" geht letztlich zwar in eine ähnliche Richtung, benutzt absolut fürchterliche Schnitttechnik, die nur auf das schnelle Oho aus ist und die immer ärgerliche Elektronik-Mucke, um ja keine falsche Qualität vorzutäuschen.
Die Story ist nicht eben originell, hat aber ihre Reize. Etwas seltsam ist jedoch der Schauspieler-Einsatz: Der längst liebgewonnene Bob Hoskins soll hier einen 08/15 Mafia-Supermotz spielen, der auch mal eine Nutte vögeln darf, und das steht ihm nicht wirklich gut zu Gesicht, jedoch reißt seine Qualität als Darsteller einiges raus. Jet Li war ja schon zu HongKong-Zeiten eher ein Nullgesicht, der das Glück hatte, mit den richtigen Regisseuren zu arbeiten, so ist die Rolle als menschlicher Hund schon eine große Herausforderung für ihn.
Morgan Freeman gehört auch eher zu den überschätzten Hollywoodstars, der hier einen leidenschaftlichen, blinden Musiker in einem leidenschaftslosen Film spielt.Es hat wirklich den Eindruck, als hätten die Schauspieler die Rollen angenommen, weil es hieß, sie würden in einem Besson-Film mitspielen, doch das ist wohl nicht ganz "Leon - der Profi"...
Die Kampfszenen sind ultrakünstlich, was nicht so schlecht sein muss, doch da der nervige Schnitt alles noch viel künstlicher macht, durchblickt man schon in der ersten Minute, dass hier übertriebene Brutalität die reißerischen Sinne der Actionfans betäuben soll. Fast schon obligatorisch, dass heutzutage keine Kampfszene mehr ohne die üblichen Zeitlupe-Verzögerungen gezeigt werden darf, sonst ginge man ja das Risiko ein, etwas eigenständiges zu machen.Das Drehbuch schwankt zwischen strohdumm ("Ich werd' zu alt für diesen Scheiß") und einigermaßen gewitzt.
Letztlich handelt es sich um eine Mischung aus "Bloodsport", "Ong Bak", "Old Boy" und "Lassie", auch scheinen einige der spektakulären Actionszenen eher aus älteren Ideen recycelt, z.B. ist der "Überraschend-vom-Laster-angefahren"-Gag eher eine kontemporäre Erscheinung.Dabei ist es allerdings so, dass die anfängliche Brutalität schnell einer Mischung aus alberner Komödie und lahmem Drama wird, wo nicht mal darauf verzichtet wurde, eine Videoclip-Sequenz zusammenzustellen, die zeigt, wie Happy die verzweifelte Jungfer, der blinde Opi und der geistige Semmelbrösel zusammen sind.
Was etwas arg nervt, sind die permanenten, plumpen Bilder und Weisheiten, mit denen der Film arbeitet - die Dämonisierung der bösen, sogar mit Gewitter-Einsatz oder auch das Klavier als Manifestierung des Guten. Und immer wenn er seinen Hundetick bekommt, packt Li das Parkinson-Syndrom aus und glotzt mit Hundeblick durch die Gegend. Ist es eigentlich ein rein europäisches Problem, dass fieses Kanonenfutter in solchen Filmen stets wie Skins oder Autonome angezogen ist?Das Finale hat einiges zu bieten und erinnert an eine weniger gut choreographierte Variante jüngerer Jackie-Chan-Vehikel: da werden einige "fies" gekleidete Stuntmen verdroschen.
Letztlich bleiben einige knallharte, rasante Fights, übertriebene Brutalität und seltsam deplazierte Schauspieler im Gedächtnis.Fazit: der Film taugt höchstens als umgekehrte Parabel - der Kampfhund ist nicht an sich böse, sondern benimmt sich so, wie's das Herrchen will - mit Menschen nachgespielt. Wer sowas wie "Crank" gut findet, wird hier ein Paar Minuten gut finden. Wer einen spektakulären Kampfsportstreifen der alten Schule erwartet, wird von der artifiziellen Action ein wenig abgestossen sein.