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Der französische Drehbuchautor, Regisseur und Produzent Luc Besson ist seit vielen Jahren eine feste Größe im europäischen Action-Kino. Die meisten seiner Filme zeichnen sich durch originelle Sujets und wilden Humor aus. Zu seinem Œuvre gehören aber auch ernstere und düsterere Werke. Wie "Unleashed - Entfesselt", für den er das Drehbuch verfasste und der unter der Regie von Louis Leterrier entstand. Hier verbindet sich Bessons Faible für ungewöhnliche bis exzentrische Storys mit lupenreiner Kampfkunst-Action und einem finsteren Hintergrund: Der Hongkong-Star Jet Li spielt einen Kämpfer, der von seinem Boss quasi zum menschlichen Hund abgerichtet wurde. Er verbringt sein Leben in einem dunklen Kerker und wird bei Bedarf auf Gegner gehetzt, denen er gnadenlos die Knochen bricht. Eines Tages entkommt er durch einen Unfall und findet Unterschlupf bei dem blinden Klavierstimmer Sam (Morgan Freeman) und dessen Stieftochter. Hier lernt er erstmals ein menschenwürdiges Leben kennen. Doch die Vergangenheit lässt ihn nicht so leicht los.

Im Grundton sehr traurig, überzeugt "Unleashed - Entfesselt" mit seiner bizarren Geschichte und den virtuos inszenierten Kampfszenen. Jet Li zeigt spektakulärste Artistik und brutalste Kampfgewalt, die von der dynamischen Kamera genial eingefangen werden. Actionfreunde finden hier auf jeden Fall reichlich Augenfutter. Die trübe, grau-dunkle Farbgestaltung verleiht der Handlung einen sehr düsteren Grundton, der vom eindringlichen Soundtrack noch verstärkt wird. Trotz einer Handvoll Gags bleibt der Film durchgehend düster und melancholisch, und wenn zum Ende hin die ganze tragische Geschichte des Haupthelden offenbart wird, kann er den Zuschauer sogar tief berühren.

Ein kleines Phänomen ist dabei der Action-Star Jet Li. Zwar kommt er den gesamten Film über mit kaum mehr als einem Gesichtsausdruck aus, aber trotzdem schafft er es, seiner Figur etwas so tief Traumatisiertes und Kindlich-Liebenswertes zu verleihen, dass er sich dem Zuschauer tief ins Herz bohrt. Der Kontrast zwischen den brutalen Kämpfen auf Leben und Tod und seiner Sehnsucht nach Geborgenheit und Frieden wird besonders in einer grausamen Gladiatoren-Szene deutlich, in der er mit allen Mitteln versucht, seine Gegner nicht zu verletzen. Das ist bei aller großartigen Choreografie originelle Action mit Hintersinn.

Aber auch der restliche Cast überzeugt trotz einiger Klischees: Morgan Freeman ist einfach wie gemacht für die Figur des lebensweisen und freundlichen Alten, und Bob Hoskins ist als cholerischer, vulgär fluchender Gangsterboss eine Wucht. Zwar bleibt das Aufeinandertreffen der beiden in diesen zentralen Figuren verkörperten Welten etwas dünn, aber die Charaktere an sich unterhalten mit Scharfsinn, kurzweiligen Dialogen und stimmigen Handlungen.

Natürlich ist das Ganze längst nicht so tiefgründig, wie es hätte sein können. Ernste Themen wie Menschenhandel, Missbrauch und modernes Sklaventum werden nur angerissen und auch die zerstörte Psyche der Hauptfigur ist allzu schnell wieder hergestellt. Auch könnte man monieren, dass sich der Film in den stark gefilmten Kampfszenen an eben der Gewalt weidet, die er eigentlich zu kritisieren vorgibt. Aber "Unleashed - Entfesselt" ist am Ende eben doch ein Actionfilm, und als solcher überzeugt er mit einer eindringlichen, gefühlvollen Story, furiosen Fights und einem überaus sympathischen Helden. So gehört diese vergleichsweise kleine Produktion eindeutig zu den originelleren Genrebeiträgen ihres Jahrzehnts.

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