Review
von Alex Kiensch
Mit dem dritten Teil der Hunde-Reihe um den heldenhaften Schlittenhund Balto, der wiederum direkt für den Heimvideo-Markt produziert wurde, erklimmen die Macher wieder eine etwas höherwertige Stufe im Zeichentricksegment, zumindest im Vergleich zum zweiten Teil. Die Story bleibt allerdings auch hier reichlich dünn: Als ein Pilot mit einem Flugzeug in dem kleinen Städtchen in Alaska landet, fürchten die Schlittenhunde und ihre Besitzer um ihre Jobs als Postzusteller. Also wird ein Wettrennen zwischen Schlittenhunden und Flugzeug veranstaltet - dabei jedoch stürzt der Pilot ab und die Hunde müssen zu einer gefährlichen Rettungsmission aufbrechen.
Im direkten Vergleich zum Vorgänger fällt sehr schnell die höhere Qualität der Animationen auf. Zwar gibt es auch hier einige unschöne Einschübe von eher billigen Computereffekten und zeichnerisch bleibt auch der dritte Teil auf eher mittlerem Niveau, dennoch gefallen hier Formen und Bewegungsabläufe deutlich besser. Schärfere Konturen und ein flüssiger Stil machen einen durchaus professionellen Eindruck.
Formal bleibt aber auch „Balto 3 - Sein größtes Abenteuer" eher auf Fließband-Sparflamme: Erneut quält er größere Zuschauer mit arg kitschigen Songs, deren deutsche Synchronisation sie keinesfalls besser macht, und eher klischeehaften Bildern der gezeichneten Wildnis Alaskas. Auch dramaturgisch fällt der Film schwach aus - auch wenn hier durchaus gekonnt die Parallelhandlung um den verliebten Gänserich Boris, der seine Flugangst zu überwinden versucht, mit dem Haupthandlungsfaden verknüpft wird. Insgesamt aber gerät der Vorlauf zu langatmig, ist die Idee eines Wettrennens zwischen Schlitten und Flieger zu unglaubwürdig, und bis dann tatsächlich die dramatische Wende kommt, die auch den deutschen Untertitel rechtfertigen würde, bleibt gar nicht mehr genug Filmlaufzeit, um diese auch wirklich als zentralen Punkt des Streifens aufzubauen. So gerät die potenziell spannende Rettungsaktion eher zum schnell angeklebten Epilog, was Spannung und Abenteuer nun wirklich nicht gut tut.
Immerhin geht es in Sachen Humor einen Schritt nach vorn: Die bekannten Nebenfiguren treten nicht ganz so grell überzeichnet auf und der Slapstick-Humor, für Kinderfilme natürlich unentbehrlich, fällt eine Spur sanfter aus. Eine wirklich herrliche Szene bietet die Begegnung mit einem schlecht gelaunten Elch, der nicht allzu viele Dialoge kennt, diese aber mit viel Chuzpe vermittelt. Und auch Boris, die beiden ängstlichen Eisbären und einige skurrile Hunde-Nebenfiguren sorgen für Spaß, vorrangig natürlich für die kleineren Zuschauer.
Insgesamt kann „Balto 3 - Sein größtes Abenteuer" ein wenig besser unterhalten als der miserable zweite Teil, bietet gute Gags, viel Herz und eine zusammenhängendere Story. Allerdings bleibt auch er weit hinter dem tollen Original zurück, sowohl was formale als auch inhaltliche Aspekte angeht. Allein die nervigen Kitsch-Songs können vor allem bei Erwachsenen für echte Langeweile sorgen - der erste Teil hatte so etwas auch nicht gebraucht. Wirklich empfehlen kann man auch diesen Trilogie-Abschluss nicht, aber besser als der Mittelteil ist er allemal.