Es kann sich auch mal eine Überraschung hinter Filmen verbergen, die in der Versenkung verschwunden sind. Gerade im Genre Slasher, die in den 80er Jahren dank "Halloween" und "Freitag der 13." massenhaft vom Stapel gelassen wurde, wünscht man sich hinter reißerischen Titeln wie "Mountaintop Motel Massacre" einen blutigen und atmosphärischen Slasher. Doch die überschaubare Filmographie mit ihren unbekannten Titeln von Jim McCullough Sr. (Video Murders, Aurora - Der Besucher aus dem All) lässt es schon vermuten, wir haben es hier mit einem sehr schwachen Genrevertreter zu tun.
Schon die Geschichte ist dermaßen unglaubwürdig, wie Evelyn (Anna Chappell) ihrer Tochter Lori (Jill King) bei einem Wutanfall ausversehen die Kehle mit einer Sichel durchschneidet. Seitdem hat Evelyn völlig den Verstand verloren, besonders da sie von ihrer toten Tochter heimgesucht wird und die befiehlt ihr alle Gäste zu töten. Und nun haben wir gerade eine stürmische Nacht, wo ein versoffener Prediger (Bill Thurman), ein Zimmermann (Major Brock) auf Arbeitssuche, ein junges Pärchen (Marian Jones und Gregg Brazzel) und ein Werbemanager (Will Mitchel) mit den beiden Cousinen Tanya (Virginia Loridans) und Prissy (Amy Hill) im Mountaintop Motel absteigen. Es steht eine blutige Nacht bevor.
Aber wie üblich dauert es eine Ewigkeit, bis das Ganze mal in Schwung kommt. Alle Gäste müssen sich erstmal im Motel versammeln und bis dahin ist es ein langer Weg. McCullough geht dabei fast zu sehr auf die Figuren von der Stange ein, immerhin ist es nicht leicht potentielle Überlebende von Beginn an zu bestimmen. Aber gerade die Geschichte mit Werbemanager Al, der sich als Plattenproduzent ausgibt, um die beiden Cousinen Tanya und Prissy in die Kiste zu kriegen, ist viel zu ausführlich. Durch Zufall wird auf der einzigen Strasse zum Motel noch ein Baum vom Blitz getroffen, so ist das Motel völlig von der Außenwelt abgeschnitten.
Doch bevor Evelyn zu morden beginnt, quält sie ihre Gäste ein bisschen mit Schlangen, Ratten oder Kakerlaken, die sie in den Zimmern heimlich aussetzt. Bei den Zimmer handelt es sich um kleine Hütten, die Gäste ahnen ja nicht, dass Evelyn in jede Hütte eine Falltüre eingebaut hat und sich so in einem unterirdischen Gang heimlich von Hütte zu Hütte schleichen kann. Doch Spannung will gar nicht erst aufkommen, weil der Zuschauer Evelyn nicht als Bedrohung ansieht. Anna Chappell (Der Mann im Mond) zieht zwar eine Fratze, als wäre sie gerade aus der Irrenanstalt ausgebrochen, doch das reicht eben nicht für eine glaubwürdige Verkörperung.
So wird ein Gast von der giftigen Schlange gebissen, mit Hilfe von Al´s Autotelefon ruft man Hilfe, doch bis der Sheriff (James Bradford) endlich mal auftaucht, hat die Dezimierung schon lange begonnen. Mit ihrer Sichel klappert Evelyn die Hütten ab und metzelt alles nieder, was ihr im Weg steht. Der Bodycount bleibt aber niedrig und blutig wird es nur selten. Wie Evelyn einer jungen Frau die Sichel quer durchs Gesicht haut oder dem Zimmermann die Hand abhackt sind schon die derbsten Szenen. Oft ist es auch recht dunkel, damit nicht alles zu erkennen ist, besonders im unterirdischen Gang, wo man ganz zum Schluss rumschleicht. Aber "Mountaintop Motel Massacre" reißt zu keiner Zeit mit und die Spannung erreicht nicht mal ein solides Niveau. Zwischen den Morden herrscht komplette Ebbe und das zu kurz geratene Finale kann auch keinen Höhepunkt mehr setzen. So geht die Qualität der Goreeffekte aber in Ordnung und auch die unbekannten Darsteller spielen zumindest durchschnittlich.
Ein lahmer Slasher mit einer unglaubwürdigen Killerin, um die dafür passende Kulisse ist es ein wenig schade. Bis das Geschehen endlich in die Gänge kommt, dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bei den Figuren vom Reißbrett lässt sich kaum ein richtiger Sympathiträger finden und ein Spannungsbogen gelingt McCullough schon gar nicht. Das Ding kann wahrlich in der Versenkung bleiben.