Review

Staffeln 1 und 2

„Lost“ erzählt die Geschichte einer Gruppe von Menschen, die nach einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel stranden und sich dort mit allerlei seltsamen Ereignissen konfrontiert sehen.

Viel mehr darf ich eigentlich zur Handlung gar nicht sagen ohne jemandem den Spaß am Anschauen zu nehmen.

Die Serie schafft es locker, den Zuschauer von Episode zu Episode bei der Stange zu halten.Ein Cliffhanger jagt quasi den nächsten und Langeweile kommt selten auf. Die größtenteils unbekannte Darsteller/innen (Ausnahme: „Stepfather“ Terry O`Quinn) spielen gut und wirken allesamt glaubhaft, obwohl manche Charaktere trotzdem ziemlich seltsam erscheinen.
Dies ist aber im Kontext der sowieso mehr als seltsamen Insel und ihrer Auswirkung auf die einzelnen Figuren zu sehen und daher durchaus akzeptabel.

Die grundlegende Machart der einzelnen Episoden sieht ungefähr so aus: Meistens steht pro Episode ein Mitglied der Gruppe im Vordergrund, daß mit einem aktuellen Problem oder einer bestimmten Situation konfrontiert wird. Mittels Rückblenden in die Vergangenheit derjeweiligen Person wird die auf der Insel stattfindende Handlung vorangetrieben.Das bei anfangs ca. 10 Hauptcharakteren recht schnell eine beachtliche Anzahl an Nebenhandlungen entsteht ist klar. Manche davon sind ganz interessant, andere wiederum schlichtweg langweilig bis unnötig. Mehr Tiefe geben sie den einzelnen Figuren aber auf jeden Fall.

Viel schlimmer finde ich persönlich, daß durch diese teilweise ausufernde Rückschau ins Leben der „Helden“ die eigentliche Handlung um die Rätsel der Insel oftmals sehr stark in den Hintergrund tritt. Ich wage mal zu behaupten, daß man die Ereignisse der ersten und zweiten Staffel ohne den ganzen Rückblenden-Kram durchaus in einer einzigen, straff erzählten Staffel hätte abhandeln können.

Die große Kunst oder auch das große Manko von „Lost“ ist es, daß es die Macher geschafft haben eine spannende Handlung zu kreieren und diese kontinuierlich zu steigern. Eine Erklärung für den Begriff „große Kunst“ brauche ich hier hoffentlich nicht abzugeben, zu viele TV-Serien existieren, bei denen sogar die einzelnen Episoden nach Schema F ablaufen und null Spannung bieten, von Spannung über eine ganze Season mal ganz zu schweigen. Vielmehr will ich auf das Manko noch etwas eingehen. Die vielen Situationen, aus denen sich die Spannung ergibt, werden einfach viel zu langsam aufgelöst und bevor auch bloß eine Frage geklärt wird stehen bereits mindestens zwei neue im Raum. Das ist zwar clever gemacht, aber während der zweiten Season kam ich mir teilweise schon etwas verarscht vor, weil ich permanent das Gefühl hatte, daß am Ende dieser Staffel wieder so gut wie keines der Geheimnisse gelüftet werden würde. Und Überraschung?! Genauso kam es auch!

Man bekommt echt den Eindruck, daß man die Serie bewusst in die Länge zieht um die Geld-Kuh noch kräftig melken zu können. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch durch die Tatsache, daß zur Zeit auf Premiere die dritte Staffel läuft und ich beim zappen die ganzen Akteure immer noch durch die berauschende Insellandschaft stapfen sehe. Also auch hier scheint sich nichts entscheidendes verändert zu haben. Aus diesem Grund habe ich eigentlich auch vor, diese Serie ab Staffel 3 nicht mehr anzuschauen. Ausserdem ist es wirklich die Folter eine ganze Woche auf eine neue 42-Minuten-Epiode im TV zu warten, die nur immer neue Fragen aufwirft und praktisch keine Lösung präsentiert oder mir gar eine der Staffeln in gnadenlos überteuerten Halbjahres-DVD-Boxen zuzulegen. Hier wird zwar wirklich gute Ware geboten, aber man kanns mit der Kommerzialisierung auch übertreiben. Meine Schmerzgrenze ist jedenfalls erreicht!

Wem das Geschilderte hingegen nichts ausmacht, der wird mit einer wirklich spannenden, mit guten Darsteller/innen besetzten, vor toller Kulisse spielenden TV-Serie belohnt, die qualitativ recht hochwertig ist. Suchtpotential inklusive!

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