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Team America, Fuck Yeah!
Irgendwie hatte ich ja doch etwas anderes erwartet. Dabei hätte ich gewarnt sein sollen. Zumal der Film von Trey Parker und Matt Stone ist, die ja nicht nur hinter „South Park“ stecken, sondern auch genial-witzige Komödien geschaffen haben, wie die, im wahrsten Sinne des Wortes, Pferdeoper „Cannibal – The Musical“, den fast schon harmlosen „Baseketball“ und natürlich die perfekte Verschmelzung von Kirche und Porno in „Orgazmo“. Trotzdem war die Hoffnung da, einen zynischen, bösen Film zu sehen, der auch dazu anregt Nachzudenken.

Letztlich ist dabei aber nur eine eher müde Komödie herausgekommen, die noch dazu von viel Fäkalhumor und ausgiebigen Kotzszenen lebt und, das ist vielleicht das Traurigste dabei, in diesen Szenen auch noch am witzigsten ist. Auch dürften sich alle die einen Film erwarten, der sich die US Politik als Ziel von Hohn und Spott auserwählt hat, deutlich enttäuscht das Kino verlassen. Viel mehr wird hier auf Actionfilmklischees und Schauspielkollegen herumgeritten. Aber schon bei den als Ziel auserkorenen Actionfilmen wird deutlich, was das Problem des Films ist. Viel zu oft hat man den Eindruck das die Überzeichnung nicht weit genug geht, dass es unter Umständen doch nur ein Film ist der die Klischees bedient anstatt sie so weit fortzuspinnen, dass sie als Parodie klar zu erkennen sind. Nur in wenigen Szenen gelingt das, und die enden dann natürlich wieder im Fäkalhumor. Dazwischen ist aber zumeist viel Leerlauf, hier wird kein Gagfeuerwerk abgebrannt, der Humor kommt eindeutig auf der Sparflamme daher.
Und wenn sich politische Aussagen in der Selbstsprengung von Michael Moore als Selbstmordattentäter zeigen, dann dürfte klar sein, dass auch hier ein Weg gewählt wurde, der nicht einmal als Mittelweg zu erkennen ist. Viel mehr scheint die Aussage des Films letztlich zu sein, dass es scheißegal ist wer was sagt, am Besten, man ignoriert Alles und Jeden. Wer also bitteren, galligen Humor erwartet hat, der sowohl Kriegsbefürworter als auch Kriegsgegner in den USA in den Mittelpunkt stellt, der wird enttäuscht sein.
Einzig in einer Szene, zeigt der Film, was er auch im Bereich politischen Humor hätte sein können. Dann nämlich wenn Hans Blix bei Il Yon Kim vorstellig wird und der ihn kurzerhand ins Haifischbecken befördert. Da funktionieren sowohl die Dialoge, als auch die Bilder.

Der Rest ist dann eine ziemlich lahme Actionfilmparodie, die zu selten als Parodie zu erkennen ist. Ein junger Schauspieler, der gerade im Musical AIDS brilliert wird vom Team America angeheuert um sich als Spion in die Reihen der Terroristen zu begeben um so herauszufinden wo die Massenvernichtungswaffen sind. Natürlich verliebt er sich, natürlich wird er zweifeln, natürlich wird er am Ende zum Helden. Es gibt durchaus gelungene Szenen, die im Rahmen der Komödie auch funktionieren, erwähnt sei nur das angesprochene Musical mit dem umwerfenden Song „Everyone got AIDS“, der wirklich gewaltig groovt, oder die an Lächerlichkeit und (für alle Spanner) Offenherzigkeit nicht mehr zu überbietende Sexszene. Auch die tödlichen Panther haben was für sich, aber zwischen diesen Szenen gibt es einfach unglaublich viel Leerlauf und bis am Ende dann auch der Gewaltlevel ordentlich hochgeschraubt wird, wenn die Hollywoodprominenz gleich reihenweise blutigst den Puppenlöffel abgibt, ist man schon fast geneigt ein kleines Nickerchen einzulegen.

Was den Film sicherlich immer wieder rettet, ist eben die Tatsache, dass hier keine echten Darsteller am Werk sind, sondern Marionetten. Die technische Umsetzung ist wirklich großartig gelungen, die Marionetten wirken wirklich lebendig, was auch auf eine eigens entwickelte Technik zurückzuführen ist, die es den Puppenspielern erlaubt, den an (ständig sichtbaren) Seilen hängenden Puppen, eine fernsteuerbare Gesichtsmimik zu geben. Besonders bei den Puppen die realen Figuren nachempfunden wurden, wurde erstklassige Arbeit geleistet, so dass wirklich jeder klar und deutlich zu erkennen ist. Egal ob Tim Robbins, Susan Sarandon, Samuel L. Jackson, Matt Damon (der auch für den „Running Gag“ des Films herhalten muss) und viele andere mehr. Die Kulissen und Sets wurden in ebenso liebevoller Kleinarbeit entworfen und sehe beeindruckend gut aus. Auf der technischen Seite gibt es also wirklich nichts zu meckern.

Gleiches gilt für die Songs, die Parker wieder eigens für den Film geschrieben hat. auch wenn sie nicht ganz an seine Meisterwerke aus „Cannibal – The musical“ heranreichen, witzig und mitreißend sind sie alle mal. Egal ob nun der Song über Ben Affleck und Pearl Harbor, der Song über die Filmmontage oder das fetzige „America, Fuck Yeah!“. Hier zeigt sich dann auch ein weiteres Problem des Films. Die Synchronisation ins Deutsche kann man, um freundlich zu bleiben, als beschissen bezeichnen. Man kann nur erahnen wie viele Gags und Andeutungen dabei verloren gingen, wenn man sich aber nach der Qualität der Untertitel bei den zum Glück nicht eingedeutschten Songs geht, liegt die Hauptschuld für die den fehlenden Humor ganz klar bei der Synchronisation. Das ändert aber letztlich auch nichts daran, dass der Film trotzdem nicht zum politischen Rundumschlag wird, sondern letztlich eben doch nur eine mal mehr, meistens aber ehr weniger witzige Komödie ist.

Das Fazit lautet also, dass insbesondere South Park Fans durchaus zufrieden aus dem Kino kommen werden, alle anderen aber nicht mit zu hohen Erwartungen an den Film herangehen sollten. Wer auf Fäkalhumor, die längste Kotzszene seit „Sinn des Lebens“ und blutende Puppen schon sein leben lang gewartet hat, kann sich freuen, hier wurden seine Wünsche erhört. Ich bleibe dann doch lieber bei Filmen die konsequenter zu Werke gehen und ich nicht den Eindruck haben muss, dass immer im entscheidenden Moment, schnell auf die Ekelschiene umgeschwungen wurde, nur um ja keine eigene Stellung beziehen zu müssen.
Schade – irgendwie. 5 von 10 Punkten.

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