Die Satire hat es denkbar leicht. Man muss kein Statement abliefern, keinen Standpunkt vertreten, die einzige Kunst besteht darin, bestimmte Extreme weiter zu überspitzen und generell auf alles und jeden zu Scheißen. Insofern kann man „Team America“ als äußerst gelungen bezeichnen. Gekleidet wird diese bösartige, bisweilen infantile Politsatire in das Gewand einer krawalligen Actionfilmparodie. Ins Groteske gesteigert wird das Geschehen durch die Entscheidung, das Ganze als Marionettenfilm im Stile der Augsburger Puppenkiste zu inszenieren.
Das „Team Amerika“ ist die Speerspitze der amerikanischen Außenpolitik. Als schnelle Eingreiftruppe bekämpfen sie Rund um den Globus den internationalen Terrorismus. Eines Tages stößt der Schauspieler Gary zu der Truppe, um sie bei ihrem schwersten Auftrag zu unterstützen: Der Sturz des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Il, der mit seinen Massenvernichtungswaffen die Welt in die Steinzeit zurückbomben will.
Inhaltlich klingt „Team America“ nach einem astreinen Jerry-Bruckheimer-Action-Kracher und auch optisch erinnert der Film an all die inhaltsleeren auf Hochglanz polierten Testesteron-Abenteuer a la „Armageddon“, „Con Air“ und „Pearl Harbour“. Die Tatsache, dass Marionetten wahnwitzige Stunts ausführen ist zunächst einmal natürlich urkomisch und karikiert sämtliche Gewalt, Romantik und Machoattitüden von vorneherein. Ganz neu ist die Idee zwar nicht, da schon Peter Jackson in „Meet the Feebles“ (1989) seine Puppen Erwachsenendinge machen lassen hat, amüsant ist sie aber allemal. Die technische Brillanz mit der Städte in Schutt und Asche gelegt, Verfolgungsjagden bestritten und Martial-Arts-Zweikämpfe ausgefochten werden, nötigt dagegen eine gehörige Portion Respekt ab. Auch die Ausstattung und das Setdesign setzt Maßstäbe. Einen derart aufwändigen Puppenfilm hat es wohl noch nie gegeben.
Glücklicherweise vertraut das Regiegespann Parker/Stone nicht ausschließlich auf den Überraschungseffekt der Marionetten, sondern basteln eine gelungene, witzige Geschichte, die auch inhaltlich ausreichend Plattform bietet, gängige Actionfilmklischees sowie den populistischen Politikpatriotismus der Amerikaner zu veralbern.
So darf das „Team America“ inmitten von Gefechten und Kugelhagel in aller Ausführlichkeit ihre persönlichen Probleme bequatschen. Gary, der strahlende Held der Geschichte, berappelt sich hollywoodlike nach zwischenzeitlichen Tiefpunkt wieder, um dann gestärkt im Finale sein gesamtes Team und nebenbei die Welt retten. Die Feinde, die von der etwas tumben Team-Amerika-Truppe ganz einfach immer als „Terroristen“ bezeichnet werden, erhalten vor ihrem gerechten Tod durch Erschießen vorzugsweise einen galligen Oneliner mit auf die Reise ins Nirvana.
Tschetschenische Rebellen, Nordkoreaner und islamische Fundamentalisten werden hier genüsslich über einen Kamm geschert. Auf diese Weise gelingt eine gelungene Verhohnpiepelung des momentanen hegemonialen Selbstverständnis der Bush-Administration und ihre Schwarz-Weiß-Rhetoriken „Wer nicht für uns, ist gegen uns“. Konsequent wird dabei nicht nur die konservative Fraktion der USA, sondern auch der politisch linke Flügel zurechtgestutzt. Wer Michael Moore noch nie mochte, darf sich über ein Selbstmordanschlag von ihm freuen, den Rest übernehmen politisch engagierte Schauspieler wie Sean Penn, Martin Sheen, Susan Sarandon etc., die sich in „Team America“ konspirativ zu einer Film Actors Guild (F.A.G. hö, hö) zusammenschließen und weltfremde und selbstverliebte Die-Welt-muss-friedlicher-werden-Reden“ säuseln.
Von einigen infantilen Scherzen (Aids-Musical, Pussy-Arsch-Rede, Blowjob beim Boss) und etwas platten Filmparodien abgesehen, bietet „Team America“ größtenteils wirklich gelungene Satire und unterhält mit hohem Tempo und Marionettencharme. So mag man locker darüber wegsehen, dass der Film im Grunde ähnlich inhaltsleer ist, wie das Genre, das er parodieren will
Daran werde ich mich noch lange erinnern:
Die “Montage-Sequenz”