Review

Season 1+2

Nun hat es mich auch erwischt: das „Stromberg“-Fieber. Nach viel zu vielen guten Serien, konnte ich die erste Staffel erst jetzt auf DVD nachholen und kam zum Teil nicht wieder vom Boden, da ich vor Lachen nicht mehr konnte.

Büro der "Capitol" Versicherung: Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst; "Der WiXXer") ist ein Chef wie man ihn sich vorstellt - für seine schlimmsten Feinde. Denn so egozentrisch, sarkastisch, verarschend und offen ist kein Chef, der sich noch dazu in unsägliche Situationen verfrachtet, in denen er sich die Schlinge meistens selbst um den Hals legt. Doch genau dessen Abteilung will ein Produktionsteam für eine Reality-Serie filmen. Also filmt ein Team den Alltag im Büro, interviewt die Mitarbeiter, die allesamt gegen ihren Chef sind, obwohl dieser sich für den absoluten Sympathisanten hält, und dem Zuschauer wird das genauso präsentiert: als hätte man hier eine Doku vor sich. Das Konzept ist vom britischen „The Office“ abgekupfert und funktioniert auch in Deutschland wunderbar.

Das Zentrum bildet natürlich Stromberg. Er posaunt generell alles raus, was ihm gerade einfällt, ohne auf die Leute in seiner Umgebung zu achten, ohne zu überlegen, welcher Peinlichkeit er sich jetzt wieder hingibt oder ob er seine Umgebung beleidigt. Ein herrlich schwarzer, zynischer, sarkastischer Humor, bei dem wirklich kein Auge trocken bleibt. Auch hervorzuheben sind die Interviews, die mit den Mitarbeitern geführt werden – auch hier stiehlt Stromberg seinen Mitarbeitern die Show. Wenn er darüber philosophiert, wie es denn gerade im Büro läuft und er einen Haufen Sprichwörter vermischt oder, wenn er nicht weiter weiß, einfach etwas dazu dichtet, biegt man sich auf dem Boden.
Sehr egozentrisch und fast schon bemitleidenswert ist es aber, wenn er sich als Gottheit ansieht und denkt, dass jeder ihn nur gern haben kann. Insgeheim wird er aber von allen gehasst, was unweigerlich zu urkomischen Missverständnissen führt.
Seine Aktionen, seien sie als Hilfe für die Beförderung gedacht oder dafür, dass er gut dasteht, sind so schwachsinnig und schon zum Scheitern verurteilt, bevor er sich die Aktionen überhaupt ausdenkt. Dadurch hat der Zuschauer aber umso mehr Spaß an dem Büroalltag.

Hervorragend sind auch die Drehbücher, die das Geschehen wie einen richtigen Büroablauf aussehen lassen. Hier wird nicht ein Text, Satz für Satz, perfekt aufgesagt, sondern die Dialoge sind mit Satzabbrüchen, Stottern und „Ähms“ versehen, sodass sie wie das wirkliche Leben wirken. Wenn Stromberg mal wieder vor seinem Chef steht, eine Situation erklären soll, aber nicht kann und er nur blöd aus der Wäsche guckt, ist das einfach genial.
Leider verfransen sich die Drehbücher aber gerade in der Liebesbeziehung zwischen Tanja und Ulf zu sehr und kommen dabei nicht ansatzweise von der Stelle; ein ewiges Hin und Her geht dem Zuschauer dann doch etwas auf den Senkel. Generell sind die Szenen ohne Herbst auch ein wenig als Lückenfüller zu sehen, da es ohne ihn einfach ein wenig unlustiger ist. Humor wurde auch dort eingebunden, allerdings ist Herbsts Art so perfekt, dass er in den allermeisten Fällen der Lachauslöser ist. Herbst geht in der Rolle auf und spielt das arrogante Arschloch und den Schleimer perfekt und man vergisst völlig, dass es nur eine TV-Serie ist. Die anderen sind da fast schon Statisten, die ihm nur die Anregung für die Sprüche, die er im Sekundentakt raushaut, geben. Dennoch ergänzen sie sich super und eine spezielle Erwähnung ist auch noch Berthold, genannt "Ernie“, wert. Von allen ein wenig belächelt und verarscht, rebelliert er, versucht es zumindest, und setzt alles daran, dass ihm ein wenig Respekt zukommt – aber damit ist es natürlich Pustekuchen, auch wenn er immer wieder die Chefetage davon überzeugen will, dass er sehr qualifiziert ist. Da ist es dann auch ohne Stromberg überdurchschnittlich lustig.

Meine Abneigung gegen deutsche Serien, insbesondere Comedy-Serien, bleibt weiter bestehen. Allerdings ist "Stromberg“ da eine wohltuende Ausnahme und das Beste, was wir hier in Deutschland in Sachen Comedy je hinbekommen haben. Christoph Maria Herbst spielt hier so überzeugend, dass er in seinem Leben vor der Schauspielerei einfach "eine Art Stromberg“ gewesen sein muss. Seine Art Humor hat bestenfalls er alleine, doch die peinlichen Situationen, in die er sich reitet, sind dann auch für den Zuschauer zum Brüllen. Sarkastisch, zynisch, schonungslos ehrlich und einfach peinlich – begrüßen wir Stromberg. Man kann nur hoffen, dass eine dritte Staffel gedreht wird und dass das Konzept auch noch länger hält, da es nicht viel mehr als der Wunsch der Beförderung ist und die Verwirklichung mit allen Mitteln versucht wird. Aber solange Stromberg seine Weisheiten und Sprichwörter verdreht, zum Besten gibt und sich diese nicht ständig wiederholen, wie es ja leider in vielen Comedy-Serien der Fall ist, mache ich mir da keine Gedanken. Leider sind die Szenen ohne Stromberg etwas humorloser ausgefallen, unterstreichen dann aber noch den fast realistischen Ablauf, wenngleich die Aktionen von Stromberg meistens aus der Luft gegriffen sind, aber der Unterhaltungswert dadurch umso größer ist. Absolute Empfehlung… (8,5/10)

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