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Auf der Fahrt von New York nach Athen bringt eine durch ein Seebeben verursachte, gigantische Welle den Luxusliner Poseidon in der Silvester-Nacht zum kentern und sorgt dafür, dass das Schiff nun mit dem Kiel nach oben kopfüber im Mittelmeer treibt. Eine kleine Gruppe von Passagieren, die das Unglück überlebt hat, hat keine Lust, im Ballsaal auf den sicheren Tod zu warten, sondern macht sich unter der Führung des energischen Reverends Scott auf und kämpft sich durch die ramponierten und teilweise gefluteten Decks in Richtung Rumpf, um sich dort eventuellen Rettungskräften bemerkbar zu machen. Leichter gesagt als getan... Es gibt kaum etwas, was schlechter altert, als irgendwelche Star-besetzten Hollywood-Bombast-Schinken mit State-of-the-Art-Spezial-Effekten... denn die Machart ist da irgendwann schlicht überholt, die Dramaturgie ob des eher gemächlichen Erzähl-Tempos mit einigen Jahrzehnten Abstand betrachtet zäh, die einst so eindrucksvollen F/X schnell nicht mehr zeitgemäß und nach den Schauspielern kräht dann auch kein Hahn mehr, denn Ruhm ist nunmal leider vergänglich. Genau so verhält es sich auch mit "Die Höllenfahrt der Poseidon", damals wohl noch ein ziemlicher Brecher und (neben "Airport", der allerdings seine ganz eigenen Problemchen hat!) einer der Initiatoren der Katastrophenfilm-Welle, heutzutage aber im Gegensatz zu "Flammendes Inferno" oder "Erdbeben", die ein wenig dringlicher erzählt sind und darum auch immer noch funktionieren, leider hoffnungslos antiquiert. Das zentrale Desaster-Set-Piece war da in den 70ern wohl noch ein echter Showstopper, mit einem halben Jahrhundert Abstand betrachtet sieht es sich leider nicht mehr allzu überzeugend an, sondern ist von den Kamera-Tricks her und den vielen Stuntmen, die so tun, als würden sie in der Gegend rumfliegen, ziemlich leicht zu durchschauen. Am Anschluss daran hat "Die Höllenfahrt der Poseidon" sein Pulver dann aber auch fast schon zur Gänze verschossen und hält leider nicht mehr viel Action parat. So quält man sich dann mehr schlecht als recht durch eine ziemlich monotone und spannungslose Handlung bei der einem zudem auch die Figuren doch ziemlich unsympathisch sind... allen voran Gene Hackmans Priester, von dem man schnell den Eindruck gewinnt, dass er sich wohl den falschen Beruf ausgesucht hat. Ganz amüsant ist da nur die Dynamik zwischen Ernest Borgnine als ehemaligem Polizisten und Stella Steven als Ex-Nutte, die er quasi direkt vom Strich weggeheiratet hat, was ein bisschen gewollten Witz in das dröge Spektakel bringt. Unnötige Zankerreien innerhalb der Gruppe der Überlebenden sollen da dann wohl - ganz Genre-typisch - künstlich das Konflikt-Potenzial erhöhen und die Angelegenheit ein wenig interessanter machen, haben aber eher den gegenteiligen Effekt und bremsen das eh nicht besonders hohe Tempo immer wieder unnötig aus. Die mal eher krampfhaft eingeschobenen emotionalen Momente, mit denen man den Darstellern inmitten des Hindernisparcours hier und da wohl tatsächlich was zum spielen geben wollte - eine Gelegenheit, die sich die versammelte Bagage dann auch nicht entgehen lässt und mal so richtig aufdreht! - ergehen sich da fast schon in purer Theatralik und havarieren da fast schon an der Grenze zum reinen Trash. Dass man ein paar der Charaktere da nur wenige Minuten vor Schluss ganz unnötig noch auf ziemlich blödsinnige Art und Weise über die Klinge springen lässt, ist allerdings nur unangebracht grausam... nun ja, der Katastrophenfilm an sich ist halt ein ziemlich widerliches Genre, das sich gemeinhin noch wesentlich mehr an menschlichem Elend, Leid und dem Tod handelnder Figuren delektiert, als es irgendwelche dahergelaufenen Teenie-Slasher oder Folter-Pornos von der Stange tun und daran hat sich ja bis heute nix geändert (Frag' nach bei Roland Emmerich!). So ist "Der Höllenfurz des Poseidon" in seiner Gesamtheit dann auch eher mal wieder ein Beispiel dafür, dass ein Film, nur weil er gemeinhin als "Klassiker" gehandelt wird, nicht auch automatisch gut sein muss. Ganz ehrlich, da hat mir ja das Wolfgang Petersen-Remake besser gefallen... und das mochte ich schon nicht...!

3/10

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