Der Hongkong-Actionstreifen Claws Of Steel ist unter unzähligen Titeln bekannt. Neben dem eben genannten gibt es ebenso internationale Titel wie Deadly China Hero, Last Hero In China oder gar Iron Rooster vs. The Centipede. Ziemlich dümmlich klingen sie dabei eigentlich alle. Wie dem kantonesischen Originaltitel bereits zu entnehmen ist, geht es bei diesem Eastern aus dem Jahre 1993 wieder einmal um den Volkshelden Wong Fei-Hung, ein weiteres Mal gekonnt von Kung Fu-Spezialist Jet Li verkörpert.
Irgendwann Ende des 19. Jahrhunderts, also zur Zeit der Ching-Dynastie, leitet Wong Fei-Hung als Arzt gleichzeitig auch die berühmte Kung Fu-Schule "Po Chi Lam". Da die Schule für die vielen Schüler inzwischen zu klein geworden ist, wird sie in ein größeres Gebäude verlegt—direkt neben ein Bordell. Sehr zum Leidwesen Wong Fei-Hungs, weil es seinem Ruf schadet. Die Schüler freut die Nähe zu dem Bordell natürlich und so denken sie für den Rest des Films an nichts anderes mehr als an die Frauen (womit für ausreichend Stoff für Slapstick und dumme Sprüche gesorgt ist).
Gleichzeitig treibt eine Frauen verschleppende Gruppe zwielichtiger Mönche ihr Unwesen. Die junge Frau Yin-er und ihr Vater sind ihnen schon seit Langem auf der Spur und wollen Yin-ers Schwester retten, wobei ihnen natürlich Wong Fei-Hung, seine Schüler, die Frauen aus dem Bordell sowie Mr. Pimp, der Ober-Zuhälter, zu Hilfe eilen.
Claws Of Steel lässt sich in etwa eine Hälfte Kampfszenen, ein Viertel Klamauk und (doofe) Dialoge und ein Viertel Handlung zerteilen. Dabei bleibt er eine ausgewogene Mischung aus handfester Kung Fu-Action, Spannung und klamaukigem Humor, gepaart mit schönen Kulissen und Kostümen aus vergangenen Zeiten.
Auch Ah So und Ah Fu, die beiden jungen, hitzköpfigen und leicht beschränkten Schüler Wong Fei-Hungs, spielen eine relativ große Rolle, haben sie ihr Herz doch am rechten Fleck und setzen sich schnell für die junge Yin-er und ihren Vater ein, die nach der verschollenen Schwester suchen. Ansonsten sind sie nur präsent, um diesen eigenen Hongkong-Slapstick in den Film zu bringen, wobei Ah So vom Aussehen und seinem Gehabe her auch noch dem typischen Chinesen-Klischee entspricht. Ob das Zufall oder Absicht sein soll, sei einmal dahingestellt.
Dann gibt es noch den bösen Gouvernor, der am Ende mit seinen Mannen hinter Wong Fei-Hung her ist und dann schließlich auch zum Endgegner avanciert, nachdem erst einmal der Master der Mönch-Sekte (ein alter Mann mit ausziehbarer Todeskralle) bezwungen ist. Dies geschieht übrigens in einem dunklen Raum auf einer Hängebrücke und ist auf jeden Fall sehr unterhaltsam anzusehen, will sagen es ist spannend und trotz einfachen Dekors was fürs Auge. Die Kämpfe sind insgesamt nett choreographiert, rasant und kraftvoll rübergebracht und auch die Waffenauswahl (Schwerter, Stöcke, Lanzen, Todeskrallen) ist ganz ordentlich. Teilweise wurde mit Seilen gearbeitet, was den Kämpfen diesen typischen Jet Li Touch gibt, den man von den meisten seiner Filme her kennt, der hier aber nicht so negativ auffällt wie in seinen späteren Werken.
Was Claws Of Steel dann aber wirklich in die Tiefen des Trashs ziehen mag, ist ein albernes Hühnerkostüm mit Flügeln, Schnabel und Eisenkrallen an den Füßen, das sich Jet Li irgendwann überstreift, um gegen seine Feinde zu kämpfen. Das ließe sich noch nicht einmal als Slapstick akzeptieren, nähme der Film das Kostüm nicht so bierernst.
Die Musik passt dann aber wieder gut zu Claws Of Steel und das Wong Fei-Hung Theme, das dem Kenner bereits aus anderen Wong Fei-Hung-Filmen bekannt sein sollte, ist sowieso mehr als treffend. Kulissen und Kostüme sind schön anzuschauen und ganz nebenbei wird sogar noch der Konflikt angedeutet, dem die Chinesen ausgesetzt waren, als die Europäer mit China Handel trieben und sie sich so langsam der westlichen Welt anpassen mussten, um nicht unterzugehen.
Claws Of Steel kann sicher nicht in der oberen Riege aller Hongkong-Eastern mitspielen, ist aber abwechslungsreich und unterhaltsam genug, wenn man auf Filme dieser Art steht, nichts Anspruchsvolles erwartet und einem der Hongkong-Klamauk nicht von vornherein verschlossen bleibt.