Review

Um ganz untypisch für mich gleich zu Beginn zum Punkt zu kommen: „A Sound of Thunder“ ist eine absolute Zelluloidtotgeburt. 

Nichts desto trotz versuche ich meine Aussage mit nachfolgender Kritik zu begründen: 

„A Sound of Thunder“ (ein Flop aus dem Jahre 2005 mit einem kolportierten Budget von 80 Millionen Dollar) entstand unter der Regie von Peter Hyams, dessen Filmographie immerhin B-Movie Actionkracher wie „Das Relikt“, „Timecop“, „Sudden Death“, „Outland“ und „End of Days“ beinhaltet und beweist wieder einmal anschaulich, dass viel Budget kein Freibrief für einen guten Film ist.
Was Hyams dem Zuseher mit diesem Streifen nämlich präsentiert ist ein filmisches Debakel und mit Sicherheit der Sargnagel für die „Karrieren“ von Edward Burns, Ben Kingsley und Heike Makatsch (die in einer Gastrolle als hirnamputiertes Betthupferl brilliert). 

80 Millionen Dollar Budget.
Diese Zahl muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Mit diesem Budget könnten mindestens 20 Indie – Regisseure mindestens 30 Stunden Filmmaterial produzieren, dass zu Hundertprozent besser wäre als dieser Schrott.  

Das Budget eines (Sci-Fi)Filmes ist normalerweise sofort an dessen Effekten erkennbar. In diesem Fall dürfte der Film somit aber nicht mehr als 1000 Dollar (für das Leihen einer alten Leinwand und eines Projektors) gekostet haben.
Ich frage mich ehrlich wie es sein kann, dass es im Jahr 2006 noch immer Filme gibt, die sogar Autofahrten und „Spaziergänge“ vor der sprichwörtlichen Leinwand (Bluescreentechnik) abfilmen.
Wenn man sich zum Vergleich „Total Recal“ oder um noch weiter in die Vergangenheit zu gehen „Star Wars“ ansieht und man sich bewusst macht, was man vor Jahrzehnten mit viel geringerem Budget fertig gebracht hat, sehnt man sich die Möglichkeit herbei dem Herrn Hyams alle Fingernägel einzeln auszureißen.  

Verstärkend kommt noch hinzu, dass man die Kulissen (normalerweise sollte ich mir jetzt selbst eine Faustschlag versetzen, dieses Wort im Zusammenhang mit diesem Film in den Mund genommen zu haben) so mies designed hat, als wären die Verantwortlichen schnell einmal in eine Grundschule gefahren und hätten den Kindern dort den Auftrag gegeben, in 10 Minuten, Modelle für alle im Film vorkommenden Gebäude, Kostüme, Autos und Geräte zu entwerfen.
Warum genau 10 Minuten?!
Weil ihnen in 15 Minuten sicher besseres eingefallen wäre.

Man muss „A Sound of Thunder“ ja schon fast empfehlen, denn nur darüber zu lesen, kann nie und nimmer die Erfahrung ersetzen,

  • verblasste Menschen, auf einer klar sichtbaren Leinwand, an den Hauptdarstellern vorbeigehen zu sehen
  • Autos zu erleben, die aussehen als wäre ein Yellow Cab zu oft gegen eine Wand gefahren und als Pappmodel durchs Bild schaukeln, aber die Zukunft repräsentieren
  • und Plastikwaffen zu bestaunen, die man ziemlich sicher einem eben geschlossenen „Laser Quest“ Laden abgekauft hat.
 Sicher vermutet man jetzt, dass es nicht noch schlimmer werden kann.
Aber weit gefehlt.  

Um mir das „Beste“ also die Darsteller für den fulminanten Schluss aufzusparen, möchte ich mit den „Dinosauriern“ und anderem Getier weiter machen, das in dieser Zukunft bzw. Vergangenheit so herumfleucht.  

Die Dinosaurier sind klarerweise digital, sehen deutlich schlechter aus als in „Jurrassic Park“, sind aber wenigstens besser „animiert“ bzw. seltener zu sehen und deshalb eher zu ertragen als die Autos, Menschen, Gebäude und Strassen der Zukunft. Außerdem kommt in „A Sound of Thunder“ so oder so nur ein Dinosaurier vor.
Die zweite höchst interessante Gattung ist eine Kreuzung aus Echse und Affe (wenn ich das richtig erkannt habe). Nur für die Idee, zu dieser, von mir liebevoll Primechse getauften Kreuzung, sollte man den Designer, den Regisseur, den Drehbuchautor und alle anderen Beteiligten in eine Nervenheilanstalt einliefern. Mal sehen was ein Psychiater zu diesem Film zu sagen hat.
Nummer 3 auf meiner imaginären Liste ist eine Art Wasserschlange, die so übermäßig mies animiert und designed ist, dass ich mich spontan an die Anfänge der Computerspieleintros erinnert habe. Also an die Zeit in der mehr Pixel als Bild, abgehackte untypische Bewegungen und schlechte Schärfe zum guten Ton zählten. In diesem Fall gesellen sich noch schlechtes Design, miese Einbettung in die Umgebung und ein schlechter Tod dazu.
Dann wären da noch übergroße Fledermäuse und ein Menschfischhybride (Karpfensch?!) die die Szenerie aufhellen. 

Womit wir auch schon bei den Darstellern wären.
Jeder der in diesem Film einen Part übernommen hat, sollte sofort in ein russisches Gullag entsendet werden.
Soviel vorweg. 

Allen voran Ben Kingsley.
Schon in „Bloodrayne“ hat er eine Leistung geboten, die jenseits von Gut und Böse war, mir aber wenigstens die Schadenfreudetränen in die Augen getrieben hat. In „A sound of Thunder“ jedoch übertrifft er sogar Jeremy Irons Darstellungen aus „Dungeons and Dragons“ und „Time Machine“.
Blond gefärbte Haare, ein Null an Text (wenn es um Inhalt und Substanz geht) und zum Sterben schlechte Schauspielerei bestätigen meine Befürchtung, dass „Haus aus Sand und Nebel“ ein einmaliger Ausrutscher in die richtige Richtung gewesen ist.
Es geht kontinuierlich bergab. 

Edward Burns (der laut OFDB schon 1915 in „Birth of a Nation“ das erste Mal vor der Kamera stand, obwohl er erst 1968 geboren worden ist, was wohl einiges über seine Wichtigkeit im Filmgeschäft aussagt) spielt so fahrig, als hätte er zum ersten Mal eine Kamera gesehen. 

Der Rest der Darsteller verdient keine Erwähnung.  

Zusammenfassend:
Alle Figuren sind klischeebeladen, platt und stereotypisch und werden von Darstellern ohne jeglicher Freude am Dasein als Schauspieler und, wie es aussieht, auch ohne jegliches Talent gespielt. 

Bei all dem Stress, die positiven Aspekte des Film hervorzuheben, hätte ich ja fast die Geschichte, die, das brauche ich wohl nicht näher erläutern, vom Reißbrett stammt, vergessen:
Es ist 2055, das Geschäft mit der Vergangenheit boomt, „Jagdausflüge“ in prähistorische Zeiten sind möglich, ein Abenteuer läuft schief, die Zukunft beginnt sich zu verändern, ein Held hat die Kraft alles noch zu verhindern und eine Frau die Macht seine Lust zu befriedigen.
Damit steuern wir auch schon auf ein Happy End der besonders klischeehaften Form zu. 

Fazit: 
Unbedingt ansehen, wenn man eine Bestätigung dafür braucht, das „Vertikal Limit“ nicht die offensichtlichsten Bluescreenaufnahmen zu bieten hat, man Echsenaffen (Primechse) und Menschenfische (Karpfenschen) sehen will oder wenn man einen Film sucht, bei dem man mit 2 Promille immer noch alles versteht und mitbekommt.

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