Wer hat Angst vorm schwarzen Mann??
Man würde ja gerne, aber nachdem „Boogeyman“ halbschlummernd überstanden ist, manifestiert sich eher die Erkenntnis, dass diese Chose schnellstens vergessen werden sollte.
Gleich zu Beginn des Films kann man erahnen, was zu erwarten ist, wenn ein Junge im dunkeln Zimmer nach altbekanntem Muster diverse Hirngespinste mit Sachen assoziiert und sein Vater- oh welch eine Überraschung – nach der üblichen Beruhigungsphase urplötzlich im Wandschrank verschwindet.
Schnitt….16 years later….
Plötzlich präsentiert uns Regisseur Stephen T. Kay einen Erwachsenen Tim (Barry Watson), natürlich seit damals traumatisiert. Was der Protagonist in den vergangenen 16 Jahren gemacht hat, weiß keiner so genau, aber Kay möchte uns hier ja ohnehin keinen brauchbaren Hintergrund, sondern durchgekaute Horrorklischees am Fließband servieren. Da braucht man auch nicht lange warten, bis man weiß, dass es sich bei den Ängsten um pure Paranoia handelt und Tim seitdem sein Vater (Michael Saccente) die Familie verlassen hat hinter jeder Tür, in jedem Kleiderschrank und unter seinem Bett nach dem schwarzen Mann sucht. Klasse, da weiß man wenigstens, wann man so tun muss, als ob man gerade nichts ahnend erschreckt wurde.
Als dann Tims Mutter stirbt und er es durch Visionen schon vorher spürte, ist der Anlass zur Angstbewältigung gegeben und seine Psychologin schickt ihn in das – na ihr könnt es euch denken – mittlerweile gottverlassene, ehemalige Familienhaus. Das Drehbuch-Trio Kripke, Snowden und White lässt wirklich kein Klischees aus und irgendwie ist es ja auch Kunst sämtliche Filme zu durchforsten und daraus ein Konstrukt dieser Art zusammenzuflicken – nur eine kleine Hilfestellung für all jene, die ihr Gefallen am Film rechtfertigen wollen! In der Tat ist es einerseits amüsant, wie hier geschustert wird. Man versucht als Betrachter ja wirklich alles, um nicht völlig einzupennen!
Eine filmische Hilfestellung wird nämlich nicht geboten, die so genannten Schocker passen sich dem Grundprinzip an und können vorweg in jedem billigen Horror-Groschenroman nachgelesen werden. Für den „Buhh-Effekt“ muss man schon selbst sorgen und ähnlich paranoid veranlagt sein wie der Protagonist. Aber ehrlich, bei wem schlafen nicht die Füße ein, wenn unser Tim in einem Kleiderschrank steht und der Schocker ebenso vorprogrammiert ist wie das Amen in der Kirche!? Sämtliche Geschehnisse sind dermaßen transparent, dass man selbst auf dem Weg zum Kühlschrank die nächste Szene umschreiben könnte.
Übersteht man erst einmal die Dramatik der Hinfahrt zum völlig abseits liegenden, verwahrlosten Haus, als dem Hauptdarsteller ein Vogel in die Windschutzscheibe fliegt, verdeutlicht sich die Unfähigkeit aller Beteiligten. Die Szene, als Tims alte, seit Jahren aus den Augen verlorene Freundin (Emily Deschanel) vom Pferd fällt und er ihr einen Beutel Eis anbietet zeigt a) wie sehr man verzweifelt nach grenzdebilen Überleitungen röchelt und b) wie affektiert die Schauspieler agieren. Der Rest ist dann ein einziger Showdown und die Perversion an Sinnlosigkeit. Galgenhumor im wahrsten Sinne des Wortes! Tim und der schwarze Mann jagen sich und den genervten Betrachter, Szene für Szene, durch billige CGI-Effekte gepaart mit einem nervtötenden Sound, der an sich den einzigen Horror auslöst. Kay wäre nicht der Regisseur des Films, wenn er dem Ganzen nicht zusätzlich einen besonderen Stempel aufdrücken würde, indem er mit merkwürdigen Kameraeinstellungen und Tricks arbeitet. Das Resultat dieser Versuche gehört eher der Kategorie Brian de Palma für Arme an!
Es ist schon traurig, in welcher Manier Horrorfilme gegenwärtig durch klischeebehaftete oder abstruse Hirnergüsse reihenweise versaut werden. Die Wahl zwischen sinnfrei oder absurd ist ebenso attraktiv wie die Entscheidung zwischen Bauch- und Zahnschmerzen. „Der schwarze Mann“ verleitet eher zur politischen Unkorrektheit bei der Umschreibung des Films, als dass er irgendwie sonst eine Emotion oder Angst wecken würde. Rundum unnötig, sinnlos und inszenatorisch misslungen! (2/10)