Sam Raimi hat als Regisseur Horrorgeschichte geschrieben. Sein Erstlingswerk ("Tanz der Teufel"), das mit einem Minimum an Budget entstanden ist, war ein ziemlicher Knüller und ist noch heute eines der Musterbeispiele dafür, wie man mit einfachen Mitteln eine bedrohliche Atmosphäre erschafft. Sam Raimi hat sich mit seinem Partner Rob Tapert zusammengetan, um einen neuen Horrorfilm zu produzieren. Wohlgemerkt fungiert Raimi hier nicht als Regisseur. Dennoch schnalzen Genrekenner bei dem Namen Raimi mit der Zunge und erwarten wohl ganz Großes. Dies ist mit „Boogeyman“ leider nicht gelungen. Regisseur Stephen Kay, der bis dato vor allem durch das umstrittene „Get Carter“-Remake in Erscheinung getreten war, übernahm das Regiezepter. Entstanden ist eine nicht sonderlich originelle Geistergeschichte, die den „Schwarzen Mann“ zum Thema hat, der natürlich immer unter dem Bett oder im Kleiderschrank lauert. Abgesehen vom Namen hat der Film nichts mit Ulli Lommels „Boogeyman“ aus dem Jahre 1980 gemein. Der hatte immerhin einige originelle Einfälle. Dafür kann man Kay inszenatorisch kaum etwas vorwerfen. Der Film ist voll auf der Höhe der Zeit, was Effekte und Schockmomente angeht. Das bedeutet, dass viel über eine dominante Tonkulisse passiert, die immer wieder wie ein Messer in die Stille und die Nerven der Zuschauer schneidet. Das ist durchaus effektiv, hat man aber in so ziemlich jedem Horrorfilm der letzten Jahre gesehen. Was tatsächlich ein wenig an das Werk Raimis erinnert sind die subjektiven Kamerafahrten durch das Haus und die ebenfalls subjektiven Aufnahmen durch halb geschlossene Türen. An diesen Stellen kommt ein wenig „Evil Dead“-Feeling auf. Ansonsten ist der Film aber zu poliert, um Vergleiche mit dem schroffen und dreckigen Horrorklassiker zuzulassen. Ansonsten fühlt man sich wie auf einer Schockparade. So ziemlich jeder Schockmoment des modernen Horrorkinos findet hier seine Anwendung. Dies ist wie gesagt nicht sonderlich originell. Dass man doch an der einen oder anderen Stelle zuckt, spricht für die saubere handwerkliche Umsetzung dieser Szenen. Um doch noch eine weitere Parallel zu Raimis Erstlingswerk ziehen zu wollen, kann man anführen, dass die Darsteller allesamt unbekannt sind. Auch bei „Boogeyman“ machen sie ihre Sache gut. Hauptdarsteller Barry Watson gibt den angstgeplagten Tim glaubwürdig. Dies ist wichtig, denn ein großer Teil des Horrors geschieht nur in seinem Kopf. Aber auch die anderen Darsteller machen ihre Sache solide, auch wenn sie nicht besonders gefordert werden. Der Fokus liegt klar auf Watson. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass „Xena“-Darstellerin Lucy Lawless in einer kleinen Nebenrolle zu sehen ist, doch ohne ihre in Leder verpackten Mörderhupen erkennt man sie kaum. Alles in allem kann man sich mit „Boogeyman“ auch als Horrorfan gut amüsieren. Wichtig ist dabei vor allem, dass man kein Meisterwerk a la „Tanz der Teufel“ erwartet. Wer dagegen leicht überdurschnittliche Gruselkost erwartet, wird auch nicht enttäuscht. Immerhin kommt der Film ohne brutale Szenen aus. Das ist im Gegensatz zu anderen aktuellen Filmen des Genres (z.B. „Hügel der blutigen Augen“ oder „Hostel“) immerhin auch eine Leistung. Fazit: 6 / 10