3 Gangster sind vor den Cops auf der Flucht und mieten sich gewaltsam im Haus eines reichen Ehepaar’s ein. Die unfreiwilligen Gastgeber sind darüber natürlich wenig erfreut, denn die Ganoven genießen den Service in vollen Zügen. Bis der Ehemann endlich schaltet und den Flüchtigen 300.000 Pfund als Auslöse für sich und seine Familie anbietet. Doch bis dahin müssen er, seine Frau und sein kleiner Sohn noch einige Untaten über sich ergehen lassen und am Ende kommt dann alles anders als geplant.
“Es begann um Mitternacht” ist eine türkische Variante von “Last house on the left” vs. “Clockwork Orange” - nur nicht so schonungslos und keinesfalls so ernst auf den Verfall der Gesellschaft bezogen. Trotzdem weiß er sehr zu unterhalten, denn grad der Obergangster Skorpion drückt den ein oder anderen Spruch, bei dem beim geneigten Fan kein Auge trocken bleibt.
Was ich vermisste war etwas nackte Haut und die bei so einem Film üblicherweise vorhandene Brutalität. Nudity gibt’s so gut wie gar nicht und die Gewalt beschränkt sich darauf, dem Ehepaar etwas die kalte Faust und die frischpolierten Schuhsohlen zu zeigen. Negativ empfand ich auch die letzten 5 Minuten, die mir irgendwie zu schnell runtergekurbelt rüberkamen, war da etwa das Filmmaterial knapp??
Ansonsten ist “Es begann um Mitternacht” ein echter Stimmungskracher, sofern man auf solches Kino steht. Denn wie schon gesagt gibt es einige hitverdächtige Sprüche (dickes Lob an die dt. Synchronisation), es wird an keiner Stelle langweilig und der Chef der Bande agiert in jeder Situation verdammt cool (sein arrogantes Grinsen war mir schon am Anfang nicht unsympathisch). Sicher ist der Film an vielen Stellen vorhersehbar, doch das Ende hatte mich schon ziemlich überrascht und ich muss zugeben das ich damit nicht so gerechnet hätte.
Die Darsteller agieren auf angenehmen Niveau, die Ehefrau ist halt gewohnt hysterisch und neigt zum Nervenzusammenbruch - trotzdem ist sie meiner Meinung nach ein kleiner Eyecatcher! Die Ganoven sind bis auf den Obermacker selten dämlich und deren IQ dürfte zusammen nicht den von Kartoffelbrei übersteigen. Dafür reißt der Skorpion, der Chef der Bande wie schon gesagt alles raus. Außerdem kam mir der fünfjährige Sohn verdammt bekannt vor - wenn ich mich nicht irre, ist das der kleine Racker aus D‘Amato‘s “Absurd”.
Fazit: Netter Streifen der keinesfalls an seine großen Vorbilder herankommt, aber trotzdem verdammt gut unterhalten kann. Mein Dank geht hier an X-Rated, welche den Film vor kurzem in Ihrem Release-Programm mit aufgenommen haben, denn anders hätte ich diese kleine Perle nie entdeckt. Für Exploitationfreunde sicherlich ein Genuss...
(7/10)