„Das Verfahren funktioniert, begreifen Sie doch!“
Der neuseeländische Regisseur David Blyth („A Woman of Good Character”) wagte sich im Jahre 1984 mit „Robot Maniac“ alias „Death Warmed Up” an einen harten Genrefilm, der in neuseeländisch-australischer Koproduktion entstand und zu den ersten ozeanischen Filmen mit beträchtlichem Horroranteil, der sich hier aus Mad-Scientist-Motiven speist, zählen dürfte.
„Wir sind der neue Messias!“
Dr. Archer Howell (Gary Day, „Raw Deal“) und Professor Tucker (David Weatherley, „Jack Holborn“) sind Gehirnforscher, die in einen erbitterten Streit miteinander geraten. In dessen Folge missbraucht Dr. Howell den Sohn seines Kollegen, Michael (Michael Hurst, Iolaus aus „Xena“ und „Hercules“!), indem er dessen Hirn derart manipuliert, dass er seine Eltern (und damit den unliebsamen Kollegen) umbringt. Als Michael nach sieben Jahren aus der Klapse entlassen wird, bereist er zusammen mit Lebensgefährtin Sandy (Margaret Umbers, „Fahrt ins Grauen“) und einem befreundeten Paar eine Insel. Was weder seine Freunde noch Sandy wissen: Dort will er Rache an Dr. Howell nehmen, der auf dem Eiland eine Klinik eröffnet hat, in der er seine ethisch mehr als fragwürdigen Experimente weiterführt…
„Das ist die letzte Fähre, ihr Pisser!“
Im Prolog zeigt uns Regisseur Blyth brutalistische Architektur, durch die Michael ins Sanatorium rennt. Dessen Vater streitet gerade mit Dr. Howell, welcher Michaels Dad sogar droht, ihn umzubringen. Während Michael duscht (Nacktszene), jagt Dr. Howell ihm eine überdimensionale Spritze in den Hintern (homoerotische Symbolik). Dass Dr. Howell offenbar nicht ganz dicht ist, wird endgültig deutlich, als er sogar im Fernsehen damit prahlt, den Tod zu überwinden. Der von ihm manipulierte Michael erschießt wie ferngesteuert seine Eltern mit einer Pumpgun und landet daraufhin in der Gummizelle. Ein amtlicher Auftakt!
„Ich bringe dich direkt in die Hölle, mein Junge!“
Eine Texttafel informiert im Anschluss darüber, dass sieben Jahre vergangen sind, Michael wieder auf freiem Fuß ist – und Dr. Howell auf einer abgelegenen Insel seine Experimente an Menschen fortführt, was der Film sogleich mit expliziten Bildern einer dort erfolgenden Schädelöffnung belegt. Michaels Schädel hingegen ist noch ganz, aber wasserstoffblondiert. Der Kapitän des Schiffs, mit dem er, Sandy und die Freunde rübermachen, rät vom Camping ab. Das befreundete Paar will ficken, was Blyth willkommener Anlass ist, seinen Film um etwas Sleaze zu erweitern. Beobachtet werden sie von notgeilen Voyeuren, die aussehen wie aus „The Hills Have Eyes“ entsprungen. Ein weiterer Kaputter stört das Liebespaar und kotzt anschließend unter Deck, woraufhin eine Schlägerei entbrennt. Die etwas andere Art der „Klinik unter Palmen“ sieht futuristisch aus und der Kaputte entpuppt sich als Mr. Monroe, den untoten Beweis für Dr. Hallows Theorie. Und weil Monroe ausgedient hat, bringt man seinen Kopf zum Platzen. Sprotz!
„Ich bin gottähnlich. Ich greife in die Schöpfung ein!“
Das lüsterne Pärchen erkundet derweil die alten Bunker der Insel, wo sie mit einer erhängten Leiche konfrontiert werden. Die Spanner vom Schiff haben ihre Böcke gesattelt und jagen die beiden durch die Gänge – ausgesprochen stilvoll inszeniert! Michaels Kumpel tötet einen von ihnen, nachdem sie das Mädchen verletzt haben. Sie stellen sich wenig überraschend als Handlanger des irren Docs heraus. Dieser will sogleich auch den zweiten Spanner liquidieren, doch dieser wehrt sich und revoltiert. Michael und Co. versuchen, medizinische Hilfe für die Verletzte zu bekommen. Zwischenzeitlich gerät die Schose zum Dreikampf zwischen den Pärchen, den Handlangern und dem Klinikpersonal. Die Verletzte macht aus einem der Hiwis eine brennende Fackel, fängt dabei aber selbst Feuer und verursacht eine Explosion – das nenne ich mal eine Kettenreaktion!
Das letzte Drittel gerät ziemlich actionreich und hält eine weitere explizite Hirn-OP bereit. Nur was sollen die seltsamen OP-Masken bewirken, die aussehen wie aus Fischernetzen gefertigt? Muss man nicht verstehen, der Doc ist ja eh mad wie Sau. Der Showdown, der zunächst zwischen Michael und Howell angedeutet wird, dann aber vielmehr gegen den verbliebenen Voyeur stattfindet, ist leider enttäuschend unspektakulär. Und der Epilog mutet reichlich schräg an, wenn (Achtung, Spoiler!) Michael zum Verdruss seiner Freundin wahnhaft wirkt und schließlich einer Hochspannungsleitung zum Opfer fällt.
Nichtsdestotrotz ist Blyth mit seinem mit gerade einmal knapp 80 Minuten Spielzeit knackig kurzen Film ein wunderbar unpoliertes, krudes Mad-Scientist-Horror/Action-Vehikel gelungen, das irgendwie typisch Ozploitation ist und bei mir die richtigen Knöpfe drückt. Man darf sich nur nicht von Michaels New-Wave-Erscheinungsbild, der einen oder anderen etwas eigenartigen Idee und der zwischen Alte-Schule-Frankenstein und Futurismus changierenden Atmosphäre irritieren lassen, sondern sollte sich zurücklehnen und es genießen, wie man auf Neuseeland zahlreiche Genre-Einflüsse miteinander vermengte. Wäre zum Ende hin nicht das Budget ausgegangen (oder was auch immer da los war), hätte „Robot Maniac“ sogar ein richtiger Kracher werden können.