Es war ein regnerischer und grauer Tag als ich am Nachmittag die DVD von "Springtime" in den Player legte. Den Raum verdunkelt, den Surround-Sound eingeschaltet und es konnte losgehen. Es erwartete mich ein ruhiger und behäbiger Film aus Südkorea, liebevoll inszeniert und routiniert gespielt. Ein Film über einen Mann der Sinn im Leben sucht, der etwas bewegen und bewirken will und der Idealismus als wichtiger erachtet als Materialismus. Dies alles noch mit einer leichten sozialkritischen Botschaft unterlegt und fertig ist ein Film, der mich deutlich an "Brassed off" erinnerte ; den hatte ich sowohl als Film als auch als Theaterstück gesehen.
Der Musiker Hyeon-woo ( stark gespielt von Choi Min-sik ) steht mitten in seinem leeren Leben. Die Beziehung zu der Musikerin Yeon-hee ( gespielt von Kim Ho-jung ) scheint zerbrochen und die gemeinsame Wohnung mit seiner Mutter ( gespielt von Yun Yeo-Jong ) wird für beide immer mehr zu einer Belastung. Hyeon-woo träumt davon echte und ehrliche Musik zu machen und sieht die auf Kommerz ausgerichtete Musikschule seines Freundes mit Argwohn. Nur sind die Möglichkeiten als Musiker erfolgreich zu werden recht begrenzt und Hyeon-woo lebt ziel- und kraftlos in den Tag hinein.
Wohl eher aus Verzweiflung nimmt er einen Job als Musiklehrer in der Provinz an. Er soll an der "Dogye Middle School" die schuleigene Blaskapelle auf einen Wettbewerb vorbereiten. Die Bewohner der kleinen Minenstadt leben in bescheidenen Verhältnissen und Hyeon-woo wird mit für ihn unbekannten sozialen Problemen und auch mit der bitteren Armut des Landlebens konfrontiert.
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten nimmt er sich seiner neuen Aufgabe aber an und er wächst menschlich an ihr. Die Dorfapothekerin Su-yeon ( gespielt von Jang Shin-yeong ) wird zu einer guten Freundin und einer seiner Schüler wächst ihm besonders ans Herz. Dieser Schüler Jae-il ( gespielt von Lee Jae-eung ) ist das beste Beispiel für die sinnvolle und bewegende Tätigkeit des Lehrers Hyeon-woo.
Die schauspielerischen Fähigkeiten von Choi Min-sik sind schon beachtlich. Mit einer verblüffenden Leichtigkeit reisst er den gesamten Film quasi gänzlich an sich und nur der kleine Lee Jae-eung kann einen Gegenpol aufbauen. Die anderen Rollen sind zwar auch gut besetzt, doch sie gehen fast gänzlich im Vergleich zu diesen beiden unter.
Der Film zeigt wie wichtig es ist sich mit seinem Leben identifizieren zu können. Man kann halt nur wenn man mit sich selbst im Reinen ist, anderen etwas weitergeben. Somit erleben wir zuerst die Selbstreifung des Lehrers Hyeon-woo und dann die Weitergabe seiner eigenen gefestigten Werte an seine Schüler.
Der Film hat einige wunderschöne Momente ; köstlich beispielsweise wie Hyeon-woo seinen Schülern das "Crescendo" erklärt und auch die Szene in der Jae-il auf der Trompete seines Lehrers am Strand für Yeon-hee ein Musikstück spielt. Natürlich muss auch die stark symbolische Szene an der Mine erwähnt werden ; dort spielt die Kapelle nur für die einfachen Minenarbeiter ein bewegendes Stück Musik.
Der Film ist zwar kein überwältigendes Kino, doch er ist ehrlich, aufrichtig und er berührt einfach am Schluss den Betrachter. Wenn der Lehrer Hyeon-woo am Ende eines harten Winters auf dem Lande wieder zurück nach Seoul kommt wird es Frühling sein. Alles wird in voller Blüte stehen und er wird keine Apothekerin mehr brauchen, wird keine Beschwerden mehr haben die mit irgendwelchen Pillen kuriert werden müssen. Er wird vielmehr fester denn je im Leben stehen, Träume von Kindern ebenso zulassen, wie seine eigenen Träume zu verwirklichen versuchen.
Am Ende des Films war der Tag zwar ebenso verregnet wie zu Beginn, doch ein wenig zumindest war der Frühling eingezogen. Der Film verbeitet einfach ein gutes und positives Gefühl des Aufbruchs und des Neubeginns. Für soviel positive Energie gibt es überdurchschnittliche 8 Punkte.