Review

Mit "Don´t tell Papa" versuchen die Koreaner, ein Problem der modernen freizügigen Gesellschaft an ihre Jugend heranzutragen. Die ungewollte Schwangerschaft von Teenagern ist natürlich auch in Korea ein Problem. Es ist und bleibt immer schwierig wenn Kinder Kinder bekommen und wie zeigt man die Leiden und Probleme der Zielgruppe auf? Der Film versucht es mit einem Fallbeispiel und mit einer gehörigen Portion Frechheit und Offenheit. Er ist freizügig und sprachlich erstaunlich direkt inszeniert ; oft tangiert er die Grenzen des guten Geschmacks, doch bei mir überwog einfach die unbeschwerte Atmosphäre einer zwar ungewöhnlichen aber herzlichen Vater/Sohn-Beziehung.

Die beiden Schüler Kim Chul-soo ( gespielt von Jeong Woong-in ) und Ae-ran ( gespielt von Chae Min-seo ) haben auf dem College eine kurze aber verhängnisvolle Affäre miteinander. Während sie daraufhin verschwindet, bleibt er mit Liebeskummer zurück. Nach ziemlich genau einem Jahr allerdings bekommt er ein ungwöhnliches Paket in die Schule zugestellt. Ae-ran schickt ihm das Ergebnis einer stürmischen und ungeschützten Nacht voller Sex... seinen Sohn.
Da steht der vollkommen verdutzte Chul-soo nun, er selber ein Waisenkind und die Mutter seines Sohnes über alle Berge nach Amerika entschwunden. Später wird sie dies mit ihren konservativen Eltern begründen, sie wird ihren Sohn heimlich auf der Schultoilette zur Welt gebracht haben und ihn aus Angst vor einer Abschiebung ins Waisenhaus lieber Chul-soo aufgedrückt haben. Der wächst an seiner neuen Aufgabe und zieht den kleinen Cho-won ( gespielt von Yu Seung-ho ) alleine gross.
Acht Jahre später geht der Knirps zur Schule und sein Vater schlägt sich zwischen Transen und Sängerinnen als Discoanimateur durch. Inmitten dieses Umfeldes gross geworden zeigt der kleine Cho-won ( übrigens nach dem Motel benannt in dem die Eltern den ersten Sex hatten ) erstaunliche Verhaltensweisen. Er flucht wie sein Vater, kennt sich mit den Unterschieden der Geschlechter bestens aus und sorgt fast besser für seinen Vater als er für ihn. Cho-won ist also aufgrund seiner Situation der typische und für sein Alter viel zu erwachsene Junge geworden. Doch Cho-won liebt seinen Dad über alles und beide sind einfach glücklich miteinander.
Als die zwei in einer Eisdiele mal wieder eine neue Mama aufreissen wollen, trifft Chul-soo zufällig seinen Jugendfreund Jul-gu wieder. Dieser ist in einer Firma für Damenunterwäsche angestellt und gerade zufällig ist die Leiterin der amerikanischen Zweigstelle zu Besuch. Die eisenharte Businesslady aus Amerika ist keine andere als Ae-ran ; und sie vermisst ihren Sohn vom ganzen Herzen und würde am liebsten alles ungeschehen machen.

Was also weiter in dem Film passiert, ist nicht schwer vorauszuahnen und der lustige Film kippt in der zweiten Hälfte komplett in ein Melodrama um. Dies funktioniert wie bei vielen koreanischen Filmen aufgrund der guten und ehrlichen Gefühlsvermittlung auch ganz gut. Am Ende wird der Film leider arg schulmeisterlich und wer die Botschaft von den Kids bis dahin immer noch nicht verstanden hat, bekommt sie nochmals für vollkommen Blöde eingehämmert. Kein ungeschützter Sex und keine Schwangerschaften vor der Ehe und in was für einer Gesellschaft leben wir überhaupt. Dieser Zeigefinger am Ende ist unpassend und macht fast die ganze mühevoll aufgebaute Stimmung kaputt.
Natürlich haben Vater und Sohn sich lieb, beide sind mehr Kumpel als alles andere und eigentlich vermitteln sie mehr Wärme und Herzlichkeit als viele perfekte Familien das tun. Ich verzeihe hier mal die Ekelszene auf dem Klo, auch die sexuelle Aufklärung des Jungen fängt mit 8 Jahren natürlich etwas zu früh an. Doch er ist eigentlich ein absolut liebenswerter kleiner Kerl und verdammt nochmal er ist gut geraten. Was den beiden fehlt ist ganz klar nur die Mutter.
Was ist nun mit ihr?
Sie ist auf Druck ihrer Eltern nach Amerika und hat es zu etwas gebracht. Sie ist erfolgreich und dick im Geschäft, doch glücklich ist sie nicht. Sie vermisst ihren Sohn und eigentlich vermisst sie auch ihren Chul-soo. Im Laufe des Filmes treffen sich alle natürlich wieder und es passiert was passieren muss. Die Mutter entwickelt immer stärkere Muttergefühle und der Vater versucht seinen Sohn vor einer weiteren Enttäuschung zu schützen. Fast alles ist vorhersehbar weil altbekannt und nur menschlich. Und dennoch macht der Film bis zum Schluss Freude, er menschelt sehr und zeigt die Problematiken einer zu frühen und ungewollten Elternrolle auf. Er zeigt aber auch, dass die Menschen sich ihren Gefühlen und Urinstinkten früher oder später stellen und diese annehmen.
"Don´t tell Papa" ist mit Sicherheit kein Meisterwerk, doch er ist sehenswert und lebensnah wenn auch manchmal etwas gewagt im Humor und der Offenheit. Dafür gibt es 7 Punkte.

Details
Ähnliche Filme