Review

Es gibt nur eine Weihnachtskomödie, die ich mir jedes Jahr zu Weihnachten freiwillig anschaue, und das ist und bleibt "Schöne Bescherung" mit Chevy Chase - und obwohl ich theoretisch schon die Dialoge auswendig mitsprechen könnte, lach ich mir doch immer wieder aufs neue einen, wenn ich Familie Grisworld in ihrem festlichen Chaos erlebe. Nun, was wünscht man so einem tollen Film am wenigsten? Eine Fortsetzung. Was passiert natürlich? Es wird eine Fortsetzung gedreht.

Das müsste im Grunde schon schief gehen, könnte aber trotzdem ein nettes Sequel werden, Voraussetzung natürlich, dass die ganze alte Garde aus dem Original mitspielt oder zumindest die, die noch können und wollen. Ein paar Jahre zuvor ging das ja auch noch bei "Vegas Vacation", der damals aber schon zu dem schwächsten Vertreter der "Vacation"-Reihe gehörte. Und nun steht "Schöne Bescherung 2" in den Regalen... und wird dort wahrscheinlich einen langsamen, qualvollen Tod finden.

Die Macher dachten sich wohl, mit einer beliebten Nebenfigur die Dollarnote auf ihrer Seite zu haben. Die Rede ist von Cousin Eddie, die perfekte Karikatur des unangenehmen Verwandten. Als Nebenfigur harmonierte Eddie wunderbar mit den anderen Charaktern, doch ihm allein einen ganzen Film tragen zu lassen, war dann doch weit übertrieben. Genau wie eigentlich alles an diesem Weihnachtsfilm zum abgewöhnen. Die Story ist lächerlich, die Charaktere bis vielleicht noch auf Eddie schrecklich und die Gags ... peinlich.

Da wird erzählt, dass Eddie seinen Job als Versuchskaninchen an einen Affen verloren hat und als Entschädigung die Feiertage auf einer Insel verbringen darf. So haben genau genommen auch nur die ersten zwanzig Minuten direkt was mit Weihnachten zu tun. Überall liegt schön offensichtlich Kunstschnee, festlich anmutende Musik ertönt und Eddie jammert über sein Schicksal. Bis dahin werden munter Leute vorgestellt, die Eddie beim unterhalten des Zuschauers helfen sollen.

Das fängt an mit Eddies Sohn, den er immer nur "Dritter" nennt. Leider ist das Kind an sich schon ein Grund, den Film nicht zu mögen. Altklug, arrogant und nervend hüpft das Gör durch den Film, tut auf total superschlau und trägt ungefähr gar nichts zur Unterhaltung bei. Auch Großcousine Audrey (die einzige Grisworld, die hier nochmal erscheinen darf) könnte kaum unsympathischer sein. Um den Rentner-Bonus zu bekommen, wackelt plötzlich auch noch ohne jeden Bezug der alte Onkel Nick ins Bild, den kein Zuschauer kennt.

Das schlimme ist eigentlich, dass der Film dadurch versucht, irgendeine vertraute Atmosphäre zu schaffen. Sicher, im Original waren auch manchmal Charaktere im Bild, mit denen man sich anfreunden musste, aber es hat geklappt, denn sie waren alle so schrullig liebenswert, das man nicht anders konnte, außer mit der Zunge zu schnalzen. Im Sequel habe ich zumindest zu wirklich keiner Figur irgendeine Sympathie aufgebaut, und selbst Eddie hat es mir sehr schwer gemacht.

Die Gags sind größenteils lächerlich. Kindischer Holzhammer-Humor herrscht über den Streifen, Wortwitz sucht man gänzlich vergeblich und nebenbei werden auch noch uralte Klischees aus der Mottenkiste "Wir-brauchten-dringend-irgendwelche-Gags" geborgen. Das geht beim Schimpansen los, der in die Kamera grinst und uns die Zunge zeigt und endet beim krankhaft rumfurzenden Hund, dessen Furzgeräusche schön unecht klingen. Währendessen wird Onkel Nick zum dauergeilen Opa ernannt (welch genialer Schachzug!) und "Dritter" (Dieser Name...!) macht sich an die exotische Reiseführerin ran und fragt sie, ob sie seine Frau werden will.

Ich versteh es einfach nicht, warum muss man einen guten Film mit so einer völlig unnötigen Fortsetzung kaputt machen? Hätte man das nicht wenigstens unter anderem Namen verkaufen können, meinetwegen "Eddie Vacation"? Aber nein, man will ja unbedingt an den Kultklassiker anknüpfen. Dieser Film ärgert mich wirklich. Bis auf Eric Idles einigermaßen lustigen Cameo hab ich ganz selten auch nur geschmunzelt. Vielleicht lag es auch an Eddies Synchronstimme, da merkt man erst, wie dankbar man Thomas Dannenberg dafür ist, dass er Eddie beim Original seine Stimme geliehen hat.

Fazit

Witzloser Aufguss ohne jeden Charme, mit einem ungewöhnlichen Szenario, aber der selben klebrigen Botschaft, wie man sie von (fast) allen Weihnachtsfilmen gewohnt ist. Pardon, Cousin Eddie, aber das war ein Schuss ins Knie!

2,5/10

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