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Die USA zu Zeiten des Wilden Westens: Der Postkutschenräuber Cisco Kid macht die Überfahrten der feinen Gesellschaften mit seinen Überfällen unsicher. Ein Marschall heftet sich an seine Fersen, bekommt ihn aber nicht zu fassen - stattdessen bandelt er unwissend mit Cisco Kids Geliebter an. Eine Tragödie bahnt sich an...

Diese grobe Zusammenfassung klingt nicht unbedingt nach einer revolutionären Story, und tatsächlich hat der Western "In old Arizona" andere Attribute zu bieten, die ihn durchaus sehenswert machen: So kann er sich rühmen, der erste Tonfilm-Western der Filmgeschichte zu sein.

Das bedeutet (besonders aus heutiger Sicht) nicht unbedingt, dass er ein unterhaltsamer Film ist. Technisch sieht man ihm sein enormes Alter durchaus an: Eine oft starre Kamera, meist billige Pappkulissen, theaterhaft übertrieben chargierende Darsteller und der reichlich ungelenke Einsatz von Filmmusik kennzeichnen das noch junge Alter der verwendeten Technik. Auch dramaturgisch wirkt der Film aus moderner Perspektive eher umständlich, sodass besonders im Mittelteil recht lange Durchhänger entstehen.

Dennoch ist "In old Arizona" nicht nur für Cineasten und Western-Fans einen Blick wert. Denn neben den billigen Kulissen gibt es auch einige tolle Landschaftsbilder; neben den langen stillen Sequenzen überzeugen einige Szenen mit toller, gefühlvoller Musik; und neben den dramaturgischen Hängern erzählt die Story insgesamt doch eine erstaunlich moderne und vielschichtige Geschichte: Cisco Kid wird nach und nach vom Gentleman-Gangster zum emotionalen Menschen charakterisiert; den Szenen seiner unblutigen Überfälle und dreisten Spielereien mit den Marschalls folgen Momente tiefer Emotionalität, wenn er mit seiner Geliebten von einem gewöhnlichen, glücklichen Familienleben träumt. Umso bitterer dann der tiefe Fall, wenn es sich auf das hochdramatische und mitreißende Finale zubewegt. Übliche Genre-Rollen werden schon hier auf gelungene Weise variiert - ein frühes Beispiel für psychologisch kluges Erzählen im Hollywood-Kino.

Mit seiner tragischen Schlussauflösung, der eleganten Story und einigen schönen Bildern kann "In old Arizona" doch noch ein wenig für sich überzeugen. Dass die Technik auf dem damaligen Stand durchaus beachtenswert war, sollte man bei aller inszenatorischen Grobheit durchaus berücksichtigen. Wer sich darauf einlässt, kann einen faszinierenden Einblick ins Hollywood vor gut 100 Jahren erhalten.

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