Gleiche Besetzung, gleicher Regisseur und auf Steven Soderberghs Wunsch sogar gleiches Budget – es hätte genauso gut werden können. Doch leider ist „Ocean’s Twelve“ absolut missraten.
Gleich zu Beginn wird Isabel Lahiri (Catherine Zeta-Jones), die neue Hauptfigur eingeführt. Diese hatte eine Affäre mit Rusty Ryan (Brad Pitt), doch die Beziehung scheiterte daran, dass Rusty Gangster ist und sie Interpolagentin. Denn als sie seinem wahren Beruf auf die Schliche kam, da kratzte Rusty wenig Gentleman-like die Kurve. Das Ganze spielt sich allerdings in Amsterdam ab, was erklärt, warum Rusty in Amerika Ruhe hatte, doch leider wird dies eine der letzten nachvollziehbaren Erklärungen des Films bleiben.
Terry Benedict (Andy Garcia), der im Vorgänger beklaute Casinobesitzer, ist immer noch stinkig, obwohl die Versicherung die geklaute Summe ersetzte. Deshalb spürt er Danny Ocean (George Clooney) und den Rest der Truppe auf und fordert sein Geld zurück – andernfalls droht verfrühtes Ableben. Erfreulicherweise ist die komplette Crew des Vorgängers und hatte massiv Spaß beim Dreh – im Gegensatz zum Zuschauer beim Ansehen des Films.
Benedict gibt ihnen nur 14 Tage Zeit, die Knete aufzutreiben und die wenigsten der Gauner haben ihre Knete komplett behalten. Da sie in Amerika keine Coups landen können, wollen sie in Europa arbeiten – wo auch Isabel ist, die inzwischen große Erfolge für Interpol erzielen konnte…
An sich hätte Soderbergh ja nur ein ähnlich charmantes Caper Movie aus dem Film stricken müssen und man wäre an den Vorgänger herangekommen, aber die Einbrüche kommen hier total zu kurz. Es wird nur kurz eingebrochen, Planung wie Durchführung enttäuschend kurz gezeigt und die Lösung schüttelt man sich hier immer kurz aus der Hand anstatt sie wie im Vorgänger wirklich zu erarbeiten. Die meisten Wendungen sind unlogisch wie hanebüchen und fußen meist darauf, dass eine Figur den hoch komplizierten Plan des/der anderen bereits vorausgeahnt hat und ihm/ihr/ihnen zuvorgekommen ist. Vor allem am Ende fragt man sich, warum man soviel Theater veranstalten musste, wo man die meisten Probleme doch eh im Voraus gelöst hatte.
Nervig auch die neuen Figuren. Vor allem Isabel nimmt große Teile des Films ein ohne Esprit zu versprühen, während man vom Gaunerteam enttäuschend wenig zu sehen bekommt. Zudem ist es total unglaubwürdig, wie Isabel nahezu jede Kleinigkeit an winzigen Indizien rekonstruiert. Ebenfalls neu ist der Nachtfuchs (Vincent Cassel), ein europäischer Meisterdieb, dessen Motivation nie so ganz klar wird und der mit seiner Arroganz auch deutlich auf die Nerven des Zuschauers geht.
Nachdem man die Karre handlungstechnisch schon dermaßen vor die Wand gefahren hat, kann der Humor nur noch ein bisschen was retten. Tatsächlich schafft „Ocean’s Twelve“ es, ein paar urkomische Szenen zu zeigen (z.B. die im Aufnahmestudio mit den Piepsern), aber diverse Gags zünden auch nicht. Vor allem Linus Caldwell (Matt Damon) wird meist in gewollt komischen Momenten verschwendet, die nie zünden (bis auf die wirklich witzige Szene mit seiner Mutter).
Die Darsteller haben am Set wohl mächtig Spaß gehabt, aber dabei leider vergessen wirklich gut zu schauspielern. Richtig schlecht sind sie nicht, dafür sind sie einfach zu talentiert, aber der Funke will nie so richtig überspringen. Am besten schlägt sich noch Bruce Willis in einer Gastrolle – aber er muss auch nur sich selbst spielen.
Einige Gags zünden, aber ansonsten ist die Handlung komplett blödsinnig, unspannend und über weite Strecken langweilig. Vor allem im Vergleich zum Vorgänger ist „Ocean’s Twelve“ komplett verhunzt.