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In Zeiten zunehmender Globalisierung, in denen die Macht der Konzerne immer größer wird und der Mensch nicht mehr als eine Zahl in einer Firmenstatistik ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich auch Hollywood mit Themen wie Arbeitslosigkeit, Zukunftsangst, zunehmende Verjüngung von Vorstandsetagen und ähnlichem beschäftigt. Das man sich den Themen dabei mit einem durchweg intelligenten und nachdenklich stimmenden Film nähert war hingegen nicht unbedingt zu erwarten. Umso mehr überrascht die Qualität von "Reine Chefsache".

Anders als der Trailer und auch die Inhaltsangabe vermuten lassen handelt es sich hierbei keineswegs um eine weitere Romantic-Comedy, sondern vielmehr um einen sehr gut gefilmten Generationenkonflikt. Regisseur und Drehbuchautor Paul Weitz, der zuvor bereits Nick Hornbys melancholische Ballade "About a boy" exzellent auf die Leinwand brachte, zeigt die Unberechenbarkeit und Willkür im harten US Arbeitsalltag an Hand des Anzeigenchefs einer großen US Sportillustrierten. Dan Foreman (Denis Quaid) hat alles wovon man träumen kann. Einen sicheren Job, eine Ehefrau die ihn liebt und zwei schöne Töchter, von denen die eine bereits auf dem College ist. Als seine Frau ihm auch noch eröffnet, dass sie wieder schwanger ist scheint das Glück perfekt. Dann wird der Verlag von einem Großkonzern geschluckt und Dan wird ein Chef vor die Nase gesetzt, der nicht nur halb so alt ist wie er selber sondern auch keinerlei Erfahrung in er Branche mitbringt. Das Konfliktpotential ist also durchaus vorhanden. Zumal Carter Duryea auch gerade noch von seiner Frau verlassen wurde, weil er nur noch für seinen Job lebt und sich allmählich in Dans Tochter Alex (Scarlett Johannsen) verliebt.

Aus dieser Grundkonstellation macht Paul Weitz einen Film, der immer geschickt den Mittelweg zwischen bitterer Komödie, Gesellschaftskritik, Drama und Romantik beschreitet. Auch die Figuren verfügen über eine enorme Tiefe und machen alle ihre Entwicklung während des Film durch, die aber immer nachvollziehbar und glaubhaft bleibt. Carter muss z.B. erkennen das sein Ruhm nur von kurzer Zeit ist und er di Verantwortung für ein leben abseits des Jobs übernehmen muss und es bei allem finanziellen Erfolg mehr gibt.
Weitz greift bei seinem Film auf die Realität zurück. Insbesondere die Handlung um die Ereignisse innerhalb der Firma sind heute wohl leider Alltag geworden. Sei es die Entlassung verdienter Langjähriger Mitarbeiter zur Kosteneinsparung, der pure Profit der vor den Einzelschicksalen steht oder die Degradierung von Verantwortlichen. Weitz schafft einen Blick auf die New Economy, der zwischen Ironie und Zynismus schwankt dabei aber immer auch sensibel mit dem Thema umgeht. Zudem zeichnet sich der Film durch eine große Sympathie für seine Figuren aus. So bleiben auch bei diesen die Reaktionen und Gefühle nachvollziehbar. Da passen dann auch verletzter Vaterstolz und väterliche Eifersucht ins Bild und auch für das Gefühlsleben und die Einsamkeit in Carter Duryea´s Leben kann man mitfühlen.
Weitz beschönigt nicht und hält sich auch mit Überzeichnungen angenhm zurück, so dass der Film sehr real wirkt.

Dabei kann er sich auch auf seine erstklassig aufspielenden Darsteller verlassen. Denis Quaid schafft mit diesem Film nach "Day after Tomoorow" endgültig sein Comeback in der A-Liga und kann auch schauspielerisch absolut überzeugen. Man leidet mit ihm und nimmt ihn den Mann der Anfang 50 ist und dessen Leben von einer Minute auf die andere komplett über den Haufen geworfen wird und der seiner Familie trotz ungewisser Zukunft den gewohnten Standard weiterhin bieten will ohne weiteres ab. Auch Topher Grace als Carter Duryea, den meisten wohl aus er Stcom "Die wilden 70er" bekannt überzeugt in seiner ersten großen Kinorolle. Dazu kommt mit Scarlett Johannsen die wohl derzeit beste Jungdarstellerin, die auch wieder überzeugt sich aber hinter dem starken männlichen Duo in den Hauptrollen etwas zurücknimmt. Dazu kommt noch ein netter Kurzauftritt von Malcolm McDowell (als Konzernchef) und auch Selma Blair (als Carters Exfrau) und Marg Helgenberger (Als Dans Ehefrau) wissen zu gefallen, auch wenn ihre Rollen nicht wirklich im Mittelpunkt stehen.

Die ruhigen Bilder, die den Figuren viel Zeit lassen und dem Zuschauer ein gutes Gefühl für die Stimmung der Charaktere gibt, werden von einem absolut hervorragenden Soundtrack getragen. Der pendelt gekonnt zwischen ruhigen Independentnummern von Künstlern wie "Iron & Wine", Stephen Trask und David Byrne und Songs von David Bowie, Peter Gabriel, Aretha Franklin und "Soundtrak of our Lives". Zumeist eher ruhig bleiben die Songs doch im Ohr hängen und tragen einen guten teil zum großartigen Gesamtbild bei.

"In Good Company" ist ein Film, der der heutigen Zeit einen Spiegel vorhält und aufzeigt wie sehr der pure Gewinnkapitalismus den Menschen als Individuum zurückstellt. Erstklassige Darsteller, eine bewegenden und nachdenklich stimmende Story und ein wunderschöner Soundtrack ergeben einen Film, der leider bei uns in den Kinos untergegangen ist. Spätestens auf DVD darf man dieser gelungenen Mixtur aber auf jeden fall eine Chance geben. Es lohnt sich. 8 von 10 Punkten für einen der ehrlichsten Filme des bisherigen Jahres.

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