Review

Das oberste, unausgesprochene Gebot eines gewissenhaften OFdb-Schreiberlings besagt, dass er sich einen Streifen vom Anfang bis zum Ende antun sollte, bevor er sich an ein Review wagt. Ich bin alles andere als ein Anarchist und auch nicht gerade für meinen ausgeprägten Sinn fürs Querulantentum berüchtigt - aber in diesem Fall muss ich die goldene Regel schlichtweg außer Kraft setzen. Nicht etwa, weil mir der peinliche "Evil Dead"-Verschnitt "Demon Wind" alias "Tanz der Dämonen" a.k.a. "Tanz der Monster" zu hart gewesen wäre; sondern weil mir bei der Sichtung dieses cineastischen Krüppels vor lauter Wut die Hutschnur geplatzt ist. Nun könnte man mir natürlich vorwerfen, dass ich selbst schuld sei, wenn ich mir eine FSK 16er Fassung zu Gemüte führe, die obendrein noch dem Hause "Best Entertainment" entfleucht ist.
Im Grunde genommen nehme auch das Fehlen einiger Sekunden oder Minuten in Kauf, wenn ich die 18er Version gerade nicht zur Hand hab. Aber wie konnte ich denn ahnen, dass "Demon Wind" um über eine Viertelstunde kastriert wurde?

Besonders ärgerlich ist, dass ich zuvor geschlagene 45 Minuten meiner kostbaren Zeit die Schüssel heruntergespült habe, bevor mich diese empörende Erkenntnis ereilte. Denn genau so lange dauert es, bis endlich etwas passiert bzw. vielmehr passieren sollte. Zur Story: Corey tuckert mit seiner Freundin durch die US-amerikanische Wallachei, mit dem Ziel, das Haus seiner Großeltern aufzusuchen, die - wie wir bereits mit viel Brimbamborium im Intro erfahren mussten - im Jahre 1929 unter mysteriösen Umständen bei einer Explosion ums Leben kamen. Nun ist auch sein Vater von ihm gegangen, womit er stolzer Besitzer eines pulverisierten Bauernhauses ist, das sich allerdings, wie sich herausstellen wird, ohne Probleme wunderbar bewohnen lässt.

Die Reise dorthin verläuft jedoch nicht ohne Komplikationen, schließlich hat Corey keinen blassen Schimmer, wie er denn zu seinem geerbten Anwesen finden soll. An Straßenrand erscheint eine kleine Tankstelle, die eher einem Geräteschuppen ähnelt. "Hier war ich schon mal - in meinem Traum", weiß Corey zu berichten,ohne dass es wirklich jemanden interessieren würde. Egal, für Corey ist das die Gelegenheit mal nach dem Weg zu fragen. Man stelle sich vor: Der gute Mann ist in der letzten Pampa unterwegs, weit und breit ist nur der Feldweg zu sehen, den er schon seit Stunden in seinem Gefährt beackert, und nun will er wissen, in welche Richtung er fahren muss. Auf so doofe Fragen kann der dubiose Tattergreis an der Zapfsäule ja nur
doofe Antworten geben. "Gibt's hier nicht", so der lapidare Kommentar. Aber Corey lässt sich nicht abspeisen, immerhin gibt es in der Tanke noch eine Bar, in der man sich Hilfe erbeten könnte. Aber Fehlanzeige: Niemand ist Hause. Das ist die Gelegenheit für Coreys Freudnin, mal ihren Hintern blank zu ziehen, was der plötzlich doch anwesenden Barkeeperin gar nicht gefällt. "Die Toiletten sind draußen", faucht sie. Aber unsere beiden Reisenden müssen nicht aufs stille Örtchen und bestellen sich erstmal feist einen Drink. Die Auswahl in dem Schuppen ist jedenfalls bombastisch, die Getränkekarte führt Bier, Coke, Wasser - und Ziegenmilch.

In diesem Moment der Erfrischung betreten vier weitere hirnverbrannte Halbstarke - je zwei Männer und Frauen - die heruntergekommene Spelunke. Es sind Dell, der Klischeé-High School-Bully aus dem Football-Team, und Jack, die Brillenschlange, die ihr Rückgrat mit einem Stock im Gesäß ersetzt hat; beide haben ihre Betthasen im Schlepptau. Die vier sind mit Corey befreundet, der sie benachrichtigt hat, damit sie ihm auf seiner Reise in die Vergangenheit das Händchen halten können. Jedenfalls verdient Corey logistische Meisterleistung, sich mit seinen Kumpanen in einer Tankstelle zu verabreden, die er bisher nur aus seinen Träumen kannte, ein gehöriges Maß an Anerkennung.

Jetzt könnte es eigentlich los gehen, wenn der Alte, der sich mal wieder in die Szenerie geschmuggelt hat, mal die Anfahrtsbeschreibung rausrücken würde. Macht er aber nicht, und so wird die unterbelichtete Sportskanone richtig grantelig und geigt dem Ollen die Meinung. Das Aufblustern hätte er aber mal lieber sein lassen sollen, denn der umtriebige Greis zaubert einen dicken Colt aus seiner Tasche . "Ihr steigt jetzt sofort in eure Autos", zischt er. Die Bagage folgt seiner Anweisung und der Betrachter kann sich eigentlich glücklich schätzen, dass der Spuk damit schon fast wieder vorbei ist, bevor er überhaupt ins Rollen gekommen ist. Aber zu früh gefreut: In einer stillen Minute nimmt sich Corey den Alten zur Brust. "Du darfst nicht da hin fahren", wiederholt der bewaffnete Opa seine Warnung. Aber Corey hat ein schlagendes Ass von einem Argument im Ärmel: "Ich muss aber dorthin." Bei soviel argumentativer Power kann der alte Mann nur einbrechen: "Ich weiß. Folgt immer der Straße." Na, endlich. Das Geheimnis ist gelüftet, nach einer halben Stunde kann nun mal los gehen. Aber Halt! In der Ferne braust noch ein Auto heran, in ihm sitzen - völlig sinnfrei - zwei befreundete Magier (!), die sich dem Tross anschließen wollen und uns gleich mit einem handfesten Karnickel-Trick (!!) und einigen Karate-Kicks (!!!) beeindrucken. Ohne Zauberermontur sind die beiden In der nächsten Einstellung aber nicht mehr von den anderen Butterbirnen zu unterscheiden, weshalb der Verdacht aufkommt, dass die beiden nur einfach deshalb mit von der Partie sind, um der bevorstehenden Splatterorgie zum Opfer zu fallen.

Bevorstehend ist gut: Es dauert noch weitere 20 Minuten, bis die im Titel angekündigten Dämonen aus der Mottenkiste befreit werden. Vorher gerät die Reisegruppe noch in einige Nebelschwarden und die Freundin der Brillenschlange wird in eine Kinderpuppe verwandelt und abgefackelt, ohne dass irgendjemand auch Anteil nimmt. Dann aber ist endlich die Nacht eingebrochen, unsere Schmalspur-Copperfields halten Wache und werden von einer barbusigen Blondine angelockt, die ein dermaßen nervtötendes Stimmorgan an den Tag legt, dass jeder vernünftige Mensch lieber Reißaus nimmt als dass er sich dieser wässrigen Sirene hingeben würde. Ist ja aber alles nur Fassade, denn diese barbusige Blondie ist - Überraschung - gar keine barbusige Blondine, sondern - Überraschung, die Zweite - ein gar flattriger Dämon.

Der Auftakt zum Massaker, könnte man meinen. Ist es in gewisserweise Weise auch. Denn innerhalb von 15 (!) Sekunden sind die beiden Zauberlümmel tot. Allerdings ohne dass es der Zuschauer auch mitgekriegt. Anscheinend muss sich hier ein Kampf von mehreren Minuten zugetragen haben, der aber äußerst großzügig zusammengerafft wurde. Plötzlich fällt ein Dämon um, dann sind da auf einmal weitere Teufelsviehcher im Anmarsch, nebenbei fällt einer der beiden Jungs tot um, der andere Glücklose rennt zur Tür (während die Tonspur seine liebe Mühe hat, der visuellen Beschneidung zu folgen) und ist - oh graus - ebenfalls über den Jordan gegangen.

Ihr könnt euch sicherlich gut vorstellen, wie mir die Kinnlade heruntergefallen ist. So müssen sich Senioren fühlen, die gerade bemerken, dass sie soeben Opfer eines Zetteltricks gewesen sind. Ein derart verstümmelten Flickenteppich auf den Markt zu bringen, überschreitet definitiv die Schwelle zum Betrug. Dass ist so, als würde ich kleine, süße Babykätzchen an eine ahnungslose Familie verkaufen und ihr nach der Transaktion eröffnen, dass die Tierchen unheilbar an Krebs erkrankt sind.

Nun könntet ihr sagen: "Einen solchen Veriss als Review zu verkaufen, ist auch nicht besser." Deshalb will ich euch noch schnell mitteilen, dass ich die ersten dilettantischen 50 Minuten mit trashigen 2 von 10 Punkten quittiere. Alles was danach kommt, ist nicht bewertungsfähig. Lasst die Finger von der FSK 16er Fassung, wenn ihr euch den Spaß, der in der 18er Version durchaus präsent sein soll, wie die bisherigen Autoren hier zu Protokoll gegeben haben, nicht vermiesen lassen wollt. Bei mir ist Hopfen und Malz allerdings bereits verloren (1/10).

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