Review

Operation am offenen Zwerchfell

Fast hätte ich „M*A*S*H“ letztens in die Top 15 meiner liebsten Komödien of All Time gepackt. Aber ich hatte ihn zu lange nicht mehr gesehen, konnte mich nicht mehr genug an ihn erinnern, um das guten Gewissens zu tun und andere Schwergewichte wie „Some Like It Hot“ und Co. dafür rauszukicken. Nun habe ich „M*A*S*H“ endlich gerewatched - und kann damit leben, dass er nicht in genau diese Liste kommt. Ich schmunzle, grinse und lache bei ihm viel - aber nicht genug für diesen Ehrenplatz. Und trotzdem ist er sogar mehr als das, mehr als nur ein „lustiger US-Klassiker“. Er ist ein bockstarker Film all around, geht über sein hauptsächliches Genre bitterböse weit, weit hinaus… „M*A*S*H“ folgt einer mobilen wie infantilen Militärärztebasis der Amerikaner im Koreakrieg und den Irrungen, Wirrungen, Querelen einiger Doktoren bzw. „Insassen“ dort, die sich ellenbogentief in Gedärmen mit Späßen und Scheissebauen den Wahnsinn um sie herum vom Leib halten… 

Machos, Mobbing & Mantras

„M*A*S*H“ ist ein fieser Film, trotz all der Lacher. Und das sage ich nahezu null aus der woken Bubble, die dem Werk heutzutage ganz sicher mehr als kritisch und verachtend gegenübersteht. Sondern ganz einfach weil Altman hier ein ganz bitterer, grau-grüner, matschiger und amerika- wie kriegskritischer Film gelungen ist, der massiv nachhallt und weit über seine Sparte und Witze hinausgeht. Die darauffolgende, gleichnamige Serie hat u.a. mit ihrem Finale und somit der in den Staaten meistgesehenen TV-Episode aller Zeiten (!) nahezu uneinholbar Geschichte geschrieben. Aber dieser Kinofilm hat ähnlich legendäres Potenzial. Er trotzt Trends und Hypes. Bitterkeit trifft Dreistigkeit, Kriegswahnsinn trifft Schabernack, Zeitgeist trifft Bauchwunden. Ein paar der coolsten und unverschämtesten Typen der 70er (Sutherland ist so, so gut). Mehr als nur Antihelden. Mehr als Lebensretter. Mehr als Soldaten, Lustmolche, Machos. Mit einem ikonischen Footballspiel, das vielleicht von seiner Lauflänge etwas ausartet. Ganz kurz halten konnte sich Altman ja noch nie. Aber „M*A*S*H“ kommt dennoch auf den Punkt. Kaum ein anderer Film lacht der Unmenschlichkeit, dem Wahnsinn, dem Chaos, der Unbegreiflichkeit des Krieges dermaßen mutig ins Gesicht. Und gegen etwas dermaßen Potentes, Zeitloses verblasst jedweder Sexismus - der hier ohnehin überhöht und satirisch ad absurdum geführt wird, meiner Meinung nach. „M*A*S*H“ ist groß und niederschmetternd ebenso wie hysterisch und wild. 

Überlappend & übertrieben

Fazit: Weit mehr als nur ein lustiger Film. Weit mehr als nur ein chaotischer, böser und kritischer Altman. Weit mehr als nur Kriegsfilm, Satire und Komödie. Bitter, clever, kreativ. Das Lachen im Wahnsinn findend. Das Leben (!) im Krieg treffend. „M*A*S*H“ ist keinen Deut weniger als genial. 

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