Nachdem es Kurt Anderson (Martial Law II, Martial Outlaw) und Jeff Wincott dreimal zusammen richtig krachen ließen, ist nun Lorenzo Lamas (Snake Eater, Renegade) an der Reihe. Und "Head Hunter" kann sich in Lamas Filmographie wahrlich sehen lassen, denn neben "Viper - Ein Ex-Cop räumt auf" und "Manhunt" ist dies der dritte Höhepunkt. Für Anderson und Produzent Pierre David ist es mittlerweile die vierte Zusammenarbeit. David setzte das B-Regietalent damals für "Martial Law II" auf den Regiestuhl. Leider war Andersons Karriere genauso schnell wieder vorbei, wie sie begann.
Johnny Damone (Lorenzo Lamas) ist Kopfgeldjäger und räumt in Boston kräftig auf. Gerade jetzt erreicht ihn der Hilferuf seines Bruders Paul (Paul Regina). Paul und sein Geschäftspartner Silk (Ken Ober) haben für Gangster Luis Sarazin (Eugene Robert Glazer) die Buchhaltung gemacht und ihn nun an die Polizei verpfiffen. Um sich zu rächen hat Sarazin schon ein Killerkommando angeheuert, welches bald Silk, Paul und dessen schwangere Frau eliminiert hat. Johnny ist derweil in Los Angeles angekommen, kann seinem Bruder aber nicht mehr helfen. Nun will er sich an Erik Gauss (Matthias Hues) und seinen Mördern rächen. Auf Gauss ist zudem ein hohes Kopfgeld ausgesetzt.
Es gibt weitaus schwächere Plots, sogenannte Lückenfüller, welche nur die Actionszenen miteinander verbinden sollen. "Head Hunter" hat nicht unbedingt ausgefeilte und interessante Charaktere zu bieten, ist aber dennoch solide geworden. So lernen wir Johnny bei der Arbeit kennen, in einer miesen Spelunke darf er einen Fahnenflüchtigen und dessen Kumpel ordentlich verdreschen, was schon mal für einen stimmigen Einstieg sorgt. Dann kassiert Johnny seine hohe Gage und muss sich sogleich nach L.A. zu seinem Bruder aufmachen. Die Story ist an sich schnell erzählt, so geht es hauptsächlich um Gauss und seine Truppe, die sich als Auftragsmörder verdingen und um den Gangster Sarazin, der bald im Knast landet und die Ermordung von Silk und Paul in Auftrag gibt.
Aber Anderson ist für seine temporeiche Inszenierung bekannt und so hat Johnny auf der Suche nach Gauss einige Kloppereien zu bestehen. Ein ganz besonderer Höhepunkt ist der lange Fight in der Kampfsportschule, wo Lamas unter anderem gegen Leo Lee antreten muss. Für die spektakuläre Choreographien ist Jeff Pruitt verantwortlich. So ist nicht nur Faust- oder Beinarbeit gefragt, sondern es kommen auch einige Waffen wie Messer, Schwerter, Stöcke oder Lanzen zum Einsatz. Manchmal könnten die Fights ein wenig länger sein, gerade der Endkampf ist zwar schick anzuschauen, aber an sich zu schnell vorbei. Auf Verfolgungsjagden oder Explosionen müssen wir ganz verzichten, dafür haben es die knackigen Shootouts in sich. Es geht viel zu Bruch, der Munitionsverbrauch ist hoch und die Einschüsse sehr graphisch. Anderson hat die Szenen gut im Film verteilt, Langeweile ist für "Head Hunter" ein Fremdwort.
So kloppt sich Johnny von Ort zu Ort, auch Gauss und seine Truppe bleiben nicht untätig und befördert zwischendurch immer wieder einige Menschen ins Jenseits. Bald erhält Johnny noch Hilfe von ein paar Halbstarken, die ihren ermordeten Freund rächen wollen. Nur die Kulisse bleibt diesmal erstaunlich karg. Man treibt sich viel in heruntergekommenen Gegenden herum, nur die schmierigen Bars und die Stadt bei Nacht rufen Erinnerungen an die 80er Jahre wach. Dazu dudelt ein stimmiger Score.
Zum Großteil liegt es auch am Cast, warum "Head Hunter" so gut funktioniert. Viele Darsteller sind begnadete Fighter, die unter Pruitt zur Hochform auflaufen. Lorenzo Lamas darf ordentlich anpacken und hat in Matthias Hues (Martial Law III, TC 2000) einen absolut ebenbürtigen Gegner gefunden, der zusätzlich noch sehr charismatisch agiert. Auch sonst sind die Darstellerleistungen durchweg überzeugend.
Die Story gewinnt zwar keine Preise, doch Anderson kaschiert die Schwächen mit seinem hohen Erzähltempo. Hauptaugenmerk liegt natürlich auf den gelungenen Actionszenen, ganz besonders auf den harten Fights. Wo Anderson mit Jeff Wincott aufhörte, macht er mit Lorenzo Lamas weiter, leider ist "Head Hunter" sein letzter Beitrag dieser Sorte.