Eine Einladung zum Dinner - und die Ankündigung eines Mordes zum Dessert, dessen Aufklärung mit einer üppigen Belohnung honoriert wird - der exzentrische Millionär Lionel Twain hat ein Faible für ausgefallene Ideen und lädt die fünf berühmtesten und scharfsinnigsten Detektive der Welt auf seinen einsamen, düsteren Landsitz zu einem skurillen Mörderspiel.
Die erste Leiche lässt nicht lange auf sich warten und eröffnet ein aberwitziges Verwirrspiel mit einer illustren Besetzung, angeführt von Peter Falk als rauhbeinigen Schnüffler Sam Diamond.
Neil Simon adaptierte sein erfolgreiches Broadway-Bühnenstück für die große Kino-Leinwand und servierte eine köstliche Hommage und Parodie an den Kriminalfilm und vor allem auf die beliebtesten Ermittler der Literatur- und Filmgeschichte.
Von daher erinnert das dargestellte Szenario nicht von ungefähr an eine Agatha Christie-Verfilmung im Stil von "Zehn kleine Negerlein" und spätestens wenn James Coco als schokoladensüchtiger, belgischer Meisterdetektiv Milo Perrier auf der Bildfläche erscheint, weiss der Krimifan, vor wem sich diese Komödie verbeugt und gleichzeitig genußvoll durch den Kakao zieht, n´est pas?
Sam Diamond, Miss Marbles, Inspector Sidney Wang, Milo Perrier, Dick und Dora Charleston - anhand der Namen lassen sich sofort Rückschlüsse auf die großen literarischen und filmischen Vorbider schliessen, die für "Eine Leiche zum Dessert" Pate standen, wobei Peter Sellers Verulkung von Charlie Chan sicherlich zu den besten Parodien des gesamten Films gezählt werden darf.
Am schwächsten erscheint dagegen Elsa Lanchester als Miss Marple-Verschnitt und auch wenn Peter Falk schauspielerisch eine solide Leistung abliefert, zählt auch seine komödiantische Abrechnung mit Detektiven wie Sam Spade oder Phillip Marlowe auf Dauer eher ermüdend, zumal auch die gewollt auf amerikanischen Akzent getrimmte Synchronstimme von Harald Juhnke sehr schnell langweilt und ausgereizt erscheint.
Auch Rainer Brandt, einer der erfolgreichsten deutschen Synchronsprecher und populär geworden durch seine kultige Synchronisation der Serie "Die Zwei", hält sich - leider - zurück und kann mit seiner französisch angehauchten Vertonung von Milo Perriers Chauffeur Marcel keine nennenswerten Akzente setzen.
Die deutsche Übrsetzung ist weit hinter ihren Möglichkeiten geblieben, denn - auch wenn der Wortwitz des Originals treffend eingefangen wurde - fehlt es der deutschen Fassung trotz namhafter Sprecher etwas an Biss und Spritzigkeit.
Die Highlights setzen eindeutig Peter Sellers, auch wenn er hier als Teil eines großen Ensembles weit hinter seinen komödiantischen Fähigkeiten bleibt, die ihn als "Inspector Clouseau" oder "Der Partyschreck" zu Höchstform aufspielen ließen, David Niven und Maggie Smith als kriminalistisches Jetset-Ermittler-Ehepaar in Anspielung auf die Krimireihe "Der dünne Mann" und James Coco als schwergewichtiges Kombinationstalent mit Sinn für Schokolade.
Doch sie alle werden gnadenlos an die Wand gespielt, und zwar von Alec Guiness, der als blinder Butler Jamessir Bensonmam nicht nur den ulkigsten Namen trägt, sondern auch die meisten Lacher für sich verbuchen kann und ausnahmsweise keinen Krimihelden parodiert, sondern endeutig Butler James aus "Dinner For One" karrikiert.
Leider wird der Großteil an zündenen Gags bereits in der ersten Hälfte verschossen, was nicht heisst, dass es in der zweiten Dreiviertelstunde nichts mehr zu lachen geben würde - im Gegenteil. Nur weicht pointierter Wortwitz mehr albernen Klamauk, auch wenn die eine oder andere scharfzüngige Dialogspitze noch aufblitzt.
Bis zum undurchsichtigen und an den Haaren herbeigezogenen Finale samt haarsträubender und logikfreier Auklärung des Mordkomplotts ziehen sich einige Längen durch das absurde Spektakel, die aber von den bestens aufgelegten Darstellern gekonnt überspielt werden.
Die Auflösung selbst ist bewusst konfus inszeniert worden und herrlich schräge Parodie und Kritik zugleich, denn Lionel Twain dient hier als Sprachrohr von Autor Neil Simon und kritisiert im finten- und wendungsreichen Finale vor allem Agatha Christies Schreib-Stil, deren eigenen Kriminalgeschichten stets von absurden Auflösungen gekennzeichnet waren, bei denen auf den letzten Seiten noch alle möglichen Charaktere, Motive und hanebüchenen Theorien aus dem Hut gezaubert und daraus die Täter gebastelt wurden.
"Eine Leiche zum Dessert" besticht durch eine erlesene Besetzung, liebevolle Ausstattung, viel Wortwitz und absurden Klamauk und darf - trotz einiger Längen - zu einer der unterhaltsamsten Krimikomödien aller Zeiten gezählt werden.