Regisseur Anthony Maharaj ist in meinen Augen nicht die richtige Wahl gewesen, zweiter Fehler ihn auch noch das Drehbuch schreiben zu lassen. Gedreht wurde wegen des wirklich knappen Budgets in Thailand. Maharaj hat bisher vier Filme in Szene gesetzt, alle mit Richard Norton in der Hauptrolle. Völlig zu Unrecht wurde die deutsche FSK 18 Videofassung um über drei Minuten gekürzt, im Free oder Pay-TV war stets die ungekürzte Fassung zu sehen. Aber man hatte ja damals solch eine Angst vor der bösen FSK.
Als er ein kleiner Junge war, musste Jack Dammeron mitansehen, wie seine Eltern erschossen wurden. Immerhin hinterließen sie Jack (Richard Norton) eine große Firma, in welcher er nun die Chefposition eingenommen hat, doch seinem Stiefbruder Chiang (Tetchie Agbayani) schmeckt das überhaupt nicht. Er ermordet eine Arbeitskollegin und gleichzeitig heimliche Geliebte von Jack und schiebt es ihm in die Schuhe. Jack wandert in den Knast, doch seine Frau (Karen Moncrieff) ist Anwältin und schafft es Jack mittels Kaution frei zu bekommen. Leider wird seine Frau kurz darauf entführt, Jack muss nun handeln.
Und bis er endlich mal handelt, muss man sich eine ganze Halbzeit gedulden. "Rage" ist einer jener B-Actioner die man durch zu wenig Action nach unten zieht. Bis Norton sich endlich mal kloppen darf, vergeht über eine halbe Stunde und in der ersten Filmhälfte kommt man gerade mal auf drei Prügeleien. Stattdessen kümmert sich Maharaj um die total vorhersehbare Story. Es ist doch völlig logisch dass der aggressive Chiang, Jack in den Ruin treiben will, doch der weiss das bis ins Finale nicht. Man ermittelt blöd in der Gegend rum, verschwendet wertvolle Filmminuten. Dazu kommen noch diese nervigen Streitereien mit der Ehefrau. Die will ein Kind, Jack aber nicht und dann die Sache mit der heimlichen Geliebten, mit der Jack im Vollrausch einmal in die Kiste gestiegen ist. Diese wird ermordet und Jack wird es angehängt. Gerade seine Frau vertritt ihn dann vor Gericht, obwohl sie das rechtlich gesehen gar nicht dürfte. Auf jeden Fall dümpelt der Film so dahin, mal kurz aufgefrischt durch eine Keilerei im Gefängnis, Ron Vreeken und Chuck Jeffreys dürfen auch mal kurz ihre Kampfkünste demonstrieren, doch ansonsten wird die erste Hälfte von Langeweile regiert.
Aber ab der Halbzeit kommt "Rage" dann endlich in Fahrt und Norton darf sich schick choreographierte und auch lange Nahkämpfe mit Vreeken und Jeffreys liefern und eine nette Barschlägerei. Der Showdown artet dann richtig aus. Da wird geballert, geprügelt, Genicke gebrochen, zudem darf man sich auf ein paar nette Explosionen freuen, Eine davon sogar fast bildschirmfüllend. Nur diese mittige Verfolgungsjagd hat mir nicht geschmeckt, denn die wurde sichtlich schlecht bei Schneckentempo gefilmt und ist obendrein ziemlich mies geschnitten. Bei den Kulissen kommt das knappe Budget ganz besonders zu Geltung. Ausser den Villen mit Pool, treibt man sich in abgelgenen Gebäuden, schmierigen Kneipen und Hinterhöfen herum. Das Gefängnis macht auch absolut keinen echten Eindruck. Die Darsteller liefern pure Routine ab. Norton hinterlässt einen positiven Eindruck und punktet mit seiner Kampfkunst, das hat er wirklich drauf. Karen Moncrieff nervt, aber Tetchie Agbayani ist ein hübsch schmieriger Fiesling. Zudem werten Ron Vreeken und Chuck Jeffreys die Fieslingsrige auf.
Die erste Hälfte ist ziemlich langweilig, die Story macht auch nicht viel her, trotz der finalen Überraschung. Immerhin punktet die zweite Hälfte mit tollen Nahkämpfen und einem explosiven Showdown. Mit deutlich mehr Action, wäre trotz des kleinen Budgets ein überdurchschnittlicher B-Klopper herausgesprungen, so ist "Rage" auf meiner Skala Durchschnitt.