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Die Edelprostituierte Anita Drögemöller wird zu Grabe getragen. Viele sind gekommen, auch Kommissar Langensiepen, und der verhaftet dann auch gleich jemanden für den Mord an der, in Politik und Industrie ausgesprochen bekannten bzw. berüchtigten, Anita. In Rückblenden wird erzählt, wer Anita war, wie sie zu dem wurde was sie war (Quentin Tarantino hat die Rückblende in der Rückblende erfunden? Scheißndreck!!!), wie „Langen“ und Anita zusammengefunden haben, und warum Anita dann letzten Endes sterben musste. Und das alles in bestem Ruhrpottslang, mit Sprüchen zum Sockenausziehen und den Besten der damaligen Schauspieler. Damit niemand denken könnte dass die Vorstellung langweilig ist.

Aber ach, wehmütig fragt sich der geneigte Zuschauer, was für ein Sleaze-Kracher der Film unter der Regie eines Rolf Olsen hätte werden können. Oder was für ein Krimi bei Jürgen Roland. Alfred Vohrer ist und bleibt halt immer bieder, und so ist auch die Anita mitunter leider etwas dröge geworden. Monique van de Ven darf nicht ein einziges Mal blankziehen, die schlüpfrigen Witze haben oft das Niveau eines Umtrunks gediegener älterer Herren, und die Actionszenen sind gut, aber verdammt wenig. Auch die Möglichkeit, eine fiese oder bittere oder sarkastische oderwasauchimmer Satire über den Zusammenhang von Edelnutten, Alt-Nazis, Großindustriellen und Staatsanwälten zu drehen wurde bedauerlicherweise ausgelassen – Wolfgang Menge hätte an so einem Stoff seine helle Freude gehabt, aber bieder wäre das sicher nicht geworden.
So bleibt die Freude über eine flüssige Inszenierung mit gern gesehenen Schauspielern und reichlich schnoddrigem Ruhri-Slang. Vor allem Anita kann keine 3 Wörter ohne Gosse raushauen, sie ist eine wahre Kodderschnauze vor dem Herrn, allerdings, und das ist dann wieder der Vohrer’sche Effekt, nicht wirklich schmutzig. Trotzdem, mit den gelungeneren Tatortfolgen der damaligen Zeit kann die Anita gut mithalten, und als Rosemarie-Ripoff funktioniert sie auch. Das 70er-Jahre-Flair hat Charme, wobei mir aber die Nitribitt mit ihrem 150 SL irgendwie verruchter vorkam. Hier ist halt alles ein wenig … biederer. Schon die Toten Hosen haben sich beschwert, dass Düsseldorf einfach nicht das lockere Flair anderer Städte hat, sondern eine Modestadt ist. So ganz anders als Frankfurt. Wahrscheinlich sind dann auch die Edelnutten in Frankfurt einfach mondäner als in Düsseldorf. Aber ob es wirklich nur daran liegt?

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