Alexander Hammid, zur Entstehungszeit des Films Ehemann von Maya Deren und auch an ihrem Meisterwerk MESHES OF THE AFTERNOON beteiligt, realisierte mit THE PRIVATE LIFE OF A CAT einen 22minütigen Kurzfilm, der beginnt wie viele anderen Liebesgeschichten - sie sitzt an einem Fenster, er nähert sich ihr vorsichtig, es kommt zu ersten zärtlichen Berührungen -, mit dem Unterschied, dass es sich bei dem Pärchen um zwei Hauskatzen handelt. Zwei Monate vergehen und die trächtige Kätzin ist auf der Suche nach einem geeigneten Platz, um ihre Jungen zur Welt zu bringen. Nachdem sie einen Chipskarton auswählte, schenkt sie fünf Kätzchen das Leben. Stolz und neugierig beäugt der Katzenvater seinen Nachwuchs.
Nein, THE PRIVATE LIFE OF A CAT ist sicherlich alles andere als ein besonders spektakulärer Film und besteht im Grunde einzig und allein aus Szenen, die in viele andere Werke wegen mangelnder Schauwerte keinen Zugang gefunden hätten. Alexander Hammid dramatisiert nichts, verzichtet darauf, den sieben Katzen, wenn auch noch so subtil, menschliche Charakterzüge zu verleihen. Einzig die spärlichen Zwischentitel greifen kommentierend in die dokumentarischen Aufnahmen der Katzenfamilie ein, transportieren allerdings nicht viel mehr als Zeitangaben oder kurze Ausrufe, die auch am Seitenrand eines Kinderbuches hätten stehen können. Ansonsten wird nichts interpretiert, nichts umgedeutet. Die Kamera ist ein stiller Beobachter, der sich unglaublich nahe an die Katzen heranbewegt, selbst bei der Geburt der fünf Kätzchen wendet sie sich nicht ab. Auch auf eine Tonspur verzichtete Hammid komplett. Ähnlich wie bei den Filmen Stan Brakhages wird der Zuschauer einzig und allein den Bildern überlassen. Überflüssig zu erwähnen, dass jemand, der vor allem Mainstream-Filmen zugetan ist, THE PRIVATE LIFE OF A CAT wohl wenig sehenswert finden wird.
Strukturell besteht der Film aus drei Teilen. Der erste fungiert als eine Art Prolog. Die Katze und der Kater lernen sich kennen, beschnuppern sich. Im zweiten Teil, der zwei Monate später spielt, wird dann die Geburt in allen Einzelheiten geschildert sowie in einer meiner liebsten Szene das vorsichtige Herantasten des Katers an seinen Nachwuchs, der erst neugierig unter der Tür hindurchlugt und sich dann immer näher zum Chipskarton wagt. Im dritten Teil, dem wiederum ein Zeitsprung vorausgeht, werden die Kätzchen dann flügge. Die Mutter bringt eins nach dem andern in ein angrenzendes Wohnzimmer, das sie für den geeigneten Platz hält, um sie das Laufen lernen zu lassen. Von den Szenen, die den Film abschließen und in denen die kleinen Katzen miteinander rangeln, eine fasziniert vom Schwanz des Vaters ist und in ihn hinein beißt, eine andere den Katzenbaum erklimmt bis die Mutter ihr folgt und sie von dort herunterholt, kann ich mir vorstellen, dass sie nicht nur Katzenfreunde entzücken werden.
THE PRIVATE LIFE OF A CAT ist ein Film, der auf das schaut, was viele andere Filme übersehen: die Poesie des Alltags. Wer braucht schon eine Materialschlacht für mehrere Tausend US-Dollar, wenn er einer Gruppe Kätzchen zuschauen kann wie sie die Welt erkunden?